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# taz.de -- COP28-Präsident in der Defensive: Er fühlt sich missverstanden
> Der Präsident der Weltklimakonferenz muss sich rechtfertigen. Er sagt,
> Medien hätten seine Aussagen aus dem Kontext gerissen.
Bild: In der Kritik: Sultan al-Jaber
Dubai taz | Die Personalie war von Anfang an umstritten: ein Ölmanager als
Präsident der Weltklimakonferenz? Jetzt ist [1][Sultan Ahmed al-Jaber]
weiter unter Rechtfertigungsdruck geraten: Der britische Guardian hatte
über Aussagen von ihm Mitte November [2][berichtet], nach denen „keine
Wissenschaft“ belegen würde, dass zum Halten des 1,5-Grad-Limits ein
Ausstieg aus den fossilen Energien nötig sei. Ein solcher mache keine
nachhaltige Entwicklung möglich, „außer Sie wollen die Welt zurück in
Höhlen führen“. Steht er hinter diesen Behauptungen? „Lassen Sie uns über
das Abliefern reden, über Fortschritt reden, über Momentum reden, über
Zugkraft reden“, wich al-Jaber der Frage am Montag vor
Pressevertreter*innen auf der Weltklimakonferenz in Dubai aus.
Zuvor hatte er darüber gesprochen, welche [3][Erfolge er bisher auf dem
Klimagipfel] sieht. Die Zitate aus dem Medienbericht nannte er „aus dem
Kontext gerissen“ und „fehlinterpretiert“. Al-Jaber ist Industrieminister
der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Manager des staatlichen Ölkonzerns
Adnoc.
Als Gastgeber und Präsident der Weltklimakonferenz hat er zwar keine
formale Entscheidungsgewalt, muss aber zwischen den fast 200 Regierungen
vermitteln. Dabei ist Glaubwürdigkeit für ihn ein wichtiges Kapital.
Klimaaktivist*innen demonstrierten am Montag auf dem Konferenzgelände
für den Ausstieg aus den fossilen Energien, darunter Luisa Neubauer von
Fridays for Future. „Die Wissenschaft ist deutlich“, stand in Anspielung
auf al-Jabers Aussagen auf ihren Schildern.
„Ich habe wieder und wieder gesagt, dass die Reduktion fossiler Energie und
ein Ausstieg unausweichlich sind“, sagte al-Jaber nun. Allerdings hat er
sich in der Vergangenheit durchaus anders geäußert, wenn auch nicht so
deutlich wie laut dem Medienbericht des Guardian. [4][Im Mai sprach er
beispielsweise auf dem Petersberger Klimadialog in Berlin davon], aus
„fossilen Emissionen“ aussteigen zu wollen, nicht aber aus den fossilen
Energien.
## „Leidenschaft für Wissenschaft zentral“
„Wir wissen, dass die Energien, die heute genutzt werden, auch noch bleiben
werden“, so al-Jaber damals. Seine Lösung sind Technologien wie die
Abscheidung und anschließende [5][unterirdische Lagerung] des
Treibhausgases Kohlendioxid (CCS). Das Problem: Diese sind bisher sehr
teuer und gelten als nur wenig verfügbar.
Als Ingenieur sei seine „Leidenschaft für Wissenschaft zentral für seine
Karriere gewesen“, betonte al-Jaber nun. Sein Polarstern sei das
1,5-Grad-Limit. Das bedeutet: die Erderhitzung bei durchschnittlich 1,5
Grad gegenüber dem vorindustriellem Niveau zu stoppen. Im Pariser
Weltklimaabkommen haben die Staaten versprochen, dass bei „deutlich unter 2
Grad“ Schluss ist und möglichst schon bei 1,5 Grad.
Schon auf die aktuell etwa 1,2 Grad Erderhitzung sind nachweislich
zahlreiche Extremwetterereignisse mit Milliardenschäden und vielen Toten
zurückzuführen. Die klimaschädlichen CO2-Emissionen der fossilen
Energiegewinnung sind – bis auf eine kurzweilige Ausnahme durch die
Corona-Lockdowns – bislang dennoch weiter angewachsen.
Unerwarteten Beistand bekam al-Jaber vom Chef des Weltklimarats Jim Skea,
den der Konferenzpräsident der Presse am Montag als „meinen lieben Kollegen
Jim“ vorstellte. Er habe mehrfach eins zu eins mit al-Jaber gesprochen,
erzählte der Wissenschaftler vor den Journalist*innen. „Ich kann sagen,
dass Dr. Sultan der Wissenschaft gegenüber sehr aufmerksam war, und ich
glaube, dass er sie vollständig verstanden hat.“
5 Dec 2023
## LINKS
[1] /Leiter-der-UN-Klimakonferenz-al-Jaber/!5975116
[2] https://www.theguardian.com/environment/2023/dec/03/back-into-caves-cop28-p…
[3] /Weltklimakonferenz-in-Dubai/!5973794
[4] /Internationale-Klimapolitik/!5928577
[5] /Klimakonferenz-in-Dubai-startet/!5972593
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
Dubai
Energiewende
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