Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Umstrittenener Tren Maya in Mexiko: Von oben durchgedrückt
> Mexikos scheidender Präsident nimmt bei einem Mega-Eisenbahnprojekt keine
> Rücksicht auf die Indigenen. Einst war er ein Hoffnungsträger auch für
> sie.
Bild: Ein Prestigeprojekt: Präsident Obrador am 15. Dezember im Tren Maya
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador ist ein glänzender
Rhetoriker, der die Hoffnungen der breiten Bevölkerung in seinen Reden zu
bedienen weiß. Im August 2021 verkündete er, dass es keine Rechtfertigung
dafür gebe, anderen Nationen oder Kulturen mit Gewalt ein politisches,
wirtschaftliches, soziales oder religiöses Modell aufzuzwingen.
Doch das größte Infrastrukturprojekt der jüngeren mexikanischen Geschichte,
[1][das Eisenbahn-Neubauprojekt Tren Maya], brettert über die Rechte der
indigenen Völker, Nachkommen der Maya, mit Höchstgeschwindigkeit hinweg.
Einbindung, Abstimmung der Streckenführung, Zustimmung zur Nutzung
indigener Territorien – Fehlanzeige. Das mindestens 30 Milliarden US-Dollar
schwere Investitionsprojekt, welches den gesamten Südosten Mexikos laut den
vollmundigen Ankündigungen des Präsidenten aus der Armut katapultieren
soll, wurde über die Köpfe der dort lebenden indigenen Völker konzipiert
und trotz der Proteste von etlichen Umweltorganisationen von oben
durchgedrückt.
Verantwortlich dafür [2][ist der Präsident] höchstpersönlich, der sich
immun gegen Kritik zeigt und sich zum Ausklang seiner sechsjährigen
Amtszeit mit einem Erfolgsprojekt verabschieden will. Dafür hat der
Linkspopulist, der ursprünglich angetreten war, um Korruption und
Straflosigkeit zu bekämpfen, sich nicht nur über etliche Millionen seiner
Wähler der indigenen Minderheit hinweggesetzt, sondern auch die Justiz des
Landes düpiert.
Deren formale Unabhängigkeit hat er mit der Deklarierung des Tren Maya als
sogenanntes Projekt im Interesse der nationalen Sicherheit mit Füßen
getreten. Obendrein hat er die Umsetzung seines Lieblingsprojekts in die
Hände der Militärs gelegt, das in den vergangenen sechs Jahren zum
stützenden Pfeiler seiner Politik wurde. Das zeugt von einem wenig
demokratischen Geist des Mannes, der einst ein Hoffnungsträger für viele
war und einmal angetreten war, die Situation der breiten Bevölkerung zu
verbessern. Davon ist wenig geblieben – und der Tren Maya ist dafür ein
Paradebeispiel.
18 Dec 2023
## LINKS
[1] /Protest-gegen-Grossprojekte-in-Mexiko/!5932404
[2] /Nordamerika-Gipfel-in-Mexiko/!5908338
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Andrés Manuel López Obrador
Mexiko
Zug
Indigene
Maya
Naturschutz
Kolumne Latin Affairs
Mexiko
Andrés Manuel López Obrador
Mexiko
## ARTIKEL ZUM THEMA
Angriffe von Milizen und Mafia: Tot, weil sie die Umwelt schützten
In Mexiko wurden 2023 mindestens 123 Aktivist*innen rücksichtslos
angegriffen, 20 starben. Sie wehrten sich gegen Großprojekte wie den Tren
Maya.
Touristenbahn und Indigene in Mexiko: Es fährt ein Zug ins Maya-Land
30 Milliarden US-Dollar wird die Touristenbahn Tren Maya in Mexiko kosten.
Die Maya befürchten Wasserknappheit, wenn mehr Urlauber nach Cancun kommen.
Neue Zugstrecke in Mexiko: Rollendes Denkmal für Präsidenten
Der „Tren Maya“ in Mexiko soll die indigene Bevölkerung aus der Armut
holen. Doch nicht nur die hält wenig von dem Prestigeprojekt des
Staatschefs.
Protest gegen Großprojekte in Mexiko: Eine Karawane des Widerstands
Unter dem Motto „El Sur resiste“ protestieren indigene Aktivist*innen
im Süden Mexikos gegen Regierungsprojekte wie den „Tren Maya“ in ihren
Gebieten.
Oberstes Gericht in Mexiko: Die Vorreiterin
Erstmals wird eine Frau Vorsitzende des Obersten Gerichts in Mexiko. Norma
Lucía Piña gilt als Gegenspielerin von Präsident López Obrador.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.