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# taz.de -- Gewerkschaft fürchtet Lohndumping: Chinesen machen Ernst im Hafen
> Nach ihrem Einstieg im Hamburger Hafen greift die Cosco-Reederei das
> Tarifsystem an: Seeleute sollen Ladung festmachen, statt gut bezahlter
> Profis.
Bild: Am Tollerort ist die Reederei Cosco im Sommer eingestiegen. Jetzt ändert…
Hamburg taz | Die Aufregung um den geplanten [1][Einstieg der Schweizer
Reederei MSC] in die Hamburger Hafen und Logisitik AG (HHLA) ist noch gar
nicht richtig abgeklungen, da entflammt schon der nächste Konfliktherd im
Hamburger Hafen. Die Gewerkschaft Ver.di wirft der [2][chinesischen
Reederei Cosco] Tarifbruch vor.
Laut Ver.di hatte Cosco angekündigt, die Container auf einem ihrer Schiffe
erstmals von der eigenen Besatzung befestigen zu lassen. Eigentlich werden
diese Aufgaben von den Laschereibetrieben im Hafen übernommen.
Laschen sei Hafenarbeit und müsse von [3][tariflich beschäftigten
Lascher*innen] erledigt werden, sagt André Kretschmar,
Fachbereichsleiter für maritime Wirtschaft bei Ver.di Hamburg. Anders als
die Seeleute an Bord der Schiffe seien diese für die komplexen Aufgaben der
Ladungssicherung qualifiziert.
Lascher*innen werden durch ihre Tarifverträge besser bezahlt als die
Schiffsbesatzungen und verursachen somit höhere Kosten für die Reedereien
und Terminalbetreiber.
Aus Sicht der Gewerkschaft ist der Vorstoß von Cosco ein ziemlich platter
Rationalisierungstrick: „Ohne Not wird hier versucht, die Transportkosten
zulasten der Sicherheit von Kolleg*innen an Bord und an Land zu
drücken“, so Kretschmar. Neu sei das im übrigen auch nicht. Immer wieder
versuchten Reedereien auf der ganzen Welt, die tariflichen Regelungen für
Hafenarbeiter*innen zu umgehen, sagt Kretschmar. Cosco sei da kein
Einzelfall.
Das dürfe man den Reedereien nicht durchgehen lassen. Nur sie würden von
dieser Verbilligung der Arbeit profitieren. Die geltenden Tarifverträge der
Hafenarbeiter*innen müssten eingehalten werden. Auch für die
Kolleg*innen auf den Schiffen sei das ein großes Problem. „Wer weiß, was
alles passieren kann, wenn sich auf hoher See mal ein Container löst, weil
der zuvor im Hafen nicht fachgerecht gesichert wurde“, so Kretschmar.
Man werde jetzt gemeinsam mit der Internationalen
Transportarbeiter-Föderation (ITF) prüfen lassen, inwieweit das Verhalten
von Cosco die Tarifvereinbarungen verletzt und welche rechtlichen
Möglichkeiten der Gewerkschaft zur Verfügung stehen. „Das betreffende
Schiff hat einen Tarifvertrag, der klar vorgibt, dass
Ladungssicherungsarbeiten aus Sicherheitsgründen von
Hafenarbeiter*innen durchzuführen sind,“ sagt Susana Pereira-Ventura,
Leiterin der ITF-Billigflaggenkampagne bei Ver.di.
## Politik in der Pflicht
Die Gewerkschaft sieht nun vor allem die Hafengesellschaft HHLA und die
Politik in der Pflicht, dieses „Sozialdumping“ im Hamburger Hafen zu
unterbinden. Es brauche rechtsverbindliche Grundlagen, mit denen eventuelle
Grauzonen verhindern werden könnten. „Die HHLA muss auch in Zukunft dafür
sorgen, dass an den Terminals der HHLA kein Tarifbruch stattfindet“, betont
Kretschmar.
Zudem müsse der Senat hier von politischer Seite aus Klarheit schaffen.
Mithilfe der Hafenverordnung könne die Stadt gesetzlich festschreiben, dass
Laschereitätigkeiten im Hafen auch nur von ausgebildeten Lascher*innen
ausgeführt werden. Bislang gibt es eine solche Verpflichtung noch nicht.
In Hamburg arbeiten laut Ver.di vier Laschunternehmen mit rund 500
Mitarbeiter*innen. Sie alle gehören zum HHLA-Konzern. Seit Sommer 2023 ist
die chinesische Staatsreederei Cosco zu 24,9 Prozent am HHLA-Terminal
Tollerort beteiligt – [4][allerdings ohne Entscheidungsrechte], wie die
HHLA nach Vertragsabschluss betonte. Gegenüber der taz konnte die Reederei
noch keine Angaben zu den Ver.di-Vorwürfen machen.
11 Dec 2023
## LINKS
[1] /Hamburg-will-Reederei-MSC-beteiligen/!5956838
[2] /Einstieg-im-Hamburger-Hafen/!5927848
[3] /Ex-Torwart-und-Neu-Hafenarbeiter-Volker-Ippig/!5160697
[4] /Streit-um-Hafenbeteiligung/!5887289
## AUTOREN
Jonas Graeber
## TAGS
Hafen
Hamburger Hafen
Schifffahrt
Lohndumping
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China
Container
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