| # taz.de -- Berliner Schwebebahn-Fantasien – Pro: Sinnvoller Lückenschluss | |
| > Berlin braucht eine Magnetschwebebahn. Glaubt zumindest die CDU. Der | |
| > Spott ist riesig, aber bei genauerem Hinsehen ist das eine faszinierende | |
| > Idee. | |
| Bild: Immer dieses Gemecker: Schon die M-Bahn vor über 30 Jahren sah eigentlic… | |
| Die Berliner CDU will eine Magnetschwebebahn. Was für eine Nachricht. Die | |
| wollen halt „Mit dem Kopf durch die Wand“, [1][titelte Anfang der Woche die | |
| taz] und erinnerte an die M-Bahn, die Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre | |
| über West-Berlins Mauerland surfte – und dabei auch mal durch den | |
| Endbahnhof krachte. | |
| Oder man blickt noch weiter zurück und erinnert an die Schwebebahn, die | |
| probeweise schon 1906 in der Brunnenstraße errichtet wurde. Schließlich | |
| zeigte sich schon damals die Überlegenheit der Technik. [2][Sie wurde | |
| gleich wieder abgerissen.] | |
| Wirklich lustig, dass die Hauptstadt-CDU diesen Quatsch nicht lassen kann. | |
| Alle paar Jahrzehnte träumt jemand vom zügigen Luftschloss im Himmel über | |
| Berlin. Und stürzt dann wieder ab. Der schnelle Witz liegt auf der Hand. | |
| Leider zu sehr. | |
| Denn bei genauerem Hinschauen zeigt sich schnell das Faszinierende an | |
| dieser Idee. Man sollte sie erst einmal ernst nehmen, auch wenn, vielleicht | |
| sogar gerade weil sie von der CDU kommt, die ansonsten nur in Autos denken | |
| kann. | |
| Ein neues Verkehrsmittel könnte bald das Stadtbild prägen, nahezu | |
| geräuschlos, in dichtem Takt die Menschen fortbewegen. Und es könnte damit | |
| die diskursive Lücke zwischen dem Ausbau des U-Bahn- und des Tramnetzes | |
| schließen. | |
| ## Teure U-Bahn-Pläne, lahmender Tramausbau | |
| Tatsächlich haben die beiden unübersehbare Probleme. Der U-Bahn-Bau ist | |
| unendlich teuer, zumindest wenn man ihn dem Namen entsprechend unter der | |
| Erde vorantreibt. Überirdisch ginge zwar auch. Das ist aber heutzutage | |
| schon wegen des folgenden Lärms kaum noch durchsetzbar. Hinzu kommen die | |
| Unmengen von Beton, die benötigt werden, aber mit einer extremen | |
| CO2-Produktion verbunden sind. | |
| Deshalb predigen die ökologischer denkenden Verkehrsstrategen ja auch seit | |
| Jahrzehnten die Erweiterung des Straßenbahnnetzes. Die aber kommt nur sehr | |
| langsam voran. Schlimmer noch: Wenn es dann endlich mal neue Strecken gibt, | |
| ist die Tram, die da fahren darf, kaum schneller. Denn an den meisten | |
| Stellen der Stadt fehlt es am nötigen Raum. | |
| Zumindest solange Autos noch überall fahren dürfen, bimmelt sich die Tram | |
| allenfalls sehr gemütlich durch die Kieze. Tempo aber zählt, gerade in | |
| einer wachsenden Stadt, in der die Wege der aus der Mitte verdrängten | |
| Bewohner täglich länger werden. | |
| Die Magnetbahn könnte locker darüber hinwegschweben. Leiser als eine | |
| U-Bahn. Und sogar dort, wo garantiert nie eine Tram hinkäme. Graft | |
| Architects haben für den Bahn-Anbieter [3][schon vor Jahren eine Studie | |
| erstellt], wie Haltepunkte aussehen könnten – und wo die Bahn fahren | |
| könnte. Ihr Vorschlag: vom Hauptbahnhof über Charité und Virchow-Klinikum | |
| zum künftigen Technologie-Standort auf dem einstigen Flughafen Tegel. | |
| ## Berlin, die Hauptstadt im Madigmachen | |
| Die Strecke ließe sich oberhalb des Berlin-Spandauer Schifffahrtkanals | |
| realisieren. Und der Hauptstadt so ein urbanes Wuppertalgefühl verschaffen. | |
| Das ist nicht popelig, sondern visionär – auch wenn das die mutmaßlichen | |
| CDU-Wähler auf den Neubaubalkonen entlang des Kanals nicht so sehen werden. | |
| Aber sie müssen sich keine Sorgen machen. Visionen werden in Berlin immer | |
| erst mal kleingeredet. Deshalb gibt es nach [4][7 Jahren Planung] keinen | |
| Meter Radschnellweg, nach 10 Jahren Diskussion kein [5][Flussbad in Mitte], | |
| nach 30 Jahren Gerede keine [6][Tram durch die Leipziger Straße], nach 50 | |
| Jahren Versprechen keinen U-Bahn-Anschluss im Märkischen Viertel. | |
| Berlin ist die Hauptstadt im Madigmachen, Bedenkentragen, Naserümpfen. | |
| Deshalb wird die Magnetschwebebahn nie gebaut werden, obwohl sie der Stadt | |
| guttun könnte. | |
| Oder ist das doch alles Quatsch? Ein Contra zum Magnetschwebebahnbau von | |
| Claudius Prößer [7][finden Sie hier]. | |
| 24 Nov 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Senat-will-eine-Magnetschwebebahn/!5971168 | |
| [2] https://twitter.com/gereonas/status/1726619377259434242 | |
| [3] https://graftlab.com/projects/maglev-train-stations | |
| [4] https://www.infravelo.de/projekte/radverkehrswege/radschnellverbindungen/ | |
| [5] /Machbarkeit-des-Berliner-Flussbads/!5847621 | |
| [6] /!1662108/ | |
| [7] /Berliner-Schwebebahn-Fantasien--Contra/!5975087 | |
| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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