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# taz.de -- Angehörige über Geisel-Deal: „Achterbahnfahrt des Herzens“
> 50 Hamas-Geiseln sollen nun freikommen. Ofir Weinberg hat wenig Hoffnung,
> dass ihr Cousin Itay darunter sein wird. Wie bewertet sie das Abkommen?
Bild: „Ich weiß einfach, dass er am Leben ist“: Ofir Weinberg hofft, dass …
taz: Israels Regierung hat mit der Hamas ein Abkommen über eine Feuerpause
und die Freilassung von einem Teil der Geiseln geschlossen. Wie geht es
Ihnen mit der Entscheidung?
Ofir Weinberg: Ich bin natürlich glücklich über jede Person, die
freigelassen wird. Aber es ist auch eine harte Woche für uns. Wir wussten,
es wird wahrscheinlich einen Deal geben, aber uns war auch recht schnell
klar, dass mein Cousin Itay nicht als Teil dieses Abkommens freikommen
wird.
[1][Die Vereinbarung] sieht vor, dass 50 Frauen und Kinder von der Hamas
freigelassen werden.
Ja, und Itay ist ein gesunder, junger Mann. Er hatte seine Eltern und die
gesamte Familie über die Festtage im Kibbutz Be’eri besucht. Ich verstehe
die Priorisierung, dass die Kinder und deren Mütter zuerst freigelassen
werden, natürlich. Aber es ist auch sehr schwer für mich, so darüber
nachzudenken. Ich bin froh darüber, dass Teil der Vereinbarung ist, dass
das Rote Kreuz Zugang zu den nicht freigelassenen Geiseln bekommen soll –
aber ich werde es glauben, wenn ich es sehe.
Wie sind die Gespräche unter [2][den Familienangehörigen von Geiseln]
derzeit?
Es ist sehr schwer. Selbst innerhalb der eigenen Familien gibt es so
unterschiedliche Ansichten über die Situation. Natürlich sind alle
glücklich über die Fortschritte der letzten Tage, aber alle haben auch
Angst. Vor allem die Familien, die männliche Familienangehörige als Geiseln
im Gazastreifen haben, sind sehr besorgt, dass dies der erste und letzte
Deal sein könnte. Dieses Abkommen beinhaltet ja noch nicht einmal alle 50
Kinder, die derzeit dort festgehalten werden. Gestern habe ich gehört, dass
Hamas nur weiß, wo 30 bis 40 Kinder sind. Einige werden ja vom Islamischen
Dschihad festgehalten. Und dann gibt es Kinder, die mit ihren Vätern
verschleppt worden sind. Was wird mit ihnen sein?
Halten Sie die Entscheidung der Regierung, den Deal zu akzeptieren, für
richtig?
Sagen wir so: Ich hoffe, dass dies nur der erste Schritt von vielen sein
wird. Wir brauchen internationale Unterstützung in diesem Moment mehr denn
je. Denn wenn die Kinder freigelassen werden, werden immer noch etwa 180
Menschen im Gazastreifen festgehalten. Wir können nicht sagen: Das ist
genug. 50 Menschen sind nicht einmal ein Viertel der Geiseln. Wir brauchen
die Unterstützung von Deutschland, von den USA und der internationalen
Öffentlichkeit, um weiter für die anderen zu kämpfen. Und leider haben wir
gesehen, dass der Druck für solche Abkommen auf vielen Wegen hergestellt
werden muss.
W as meinen Sie damit?
Ich meine damit, dass es internationalen Druck geben muss, aber
offensichtlich auch militärischen. Denn in den ersten zwei oder drei Wochen
gab es keinen militärischen Druck, keine Bodenoffensive in Gaza – und es
passierte nichts. Yahya Sinwar …
… der Kopf der Hamas im Gazastreifen …
… war es einfach egal. Aber dann wuchs der Druck. Ich glaube eigentlich
nicht an Gewalt als Methode, Konflikte zu lösen, deswegen sage ich das
nicht gerne. Aber offensichtlich müssen die Kämpfer der Hamas unter Druck
gesetzt werden, um ihrerseits ihre Anführer unter Druck zu setzen.
Die Eltern Ihres Cousins Itay sind von der Hamas ermordet worden, ebenso
die Pflegekraft seiner Großmutter. W ächst mit dem Abkommen Ihre Hoffnung
auf eine Freilassung Ihres Cousins?
Es ist weiterhin eine Achterbahnfahrt des Herzens. Wir hören immer wieder
von Geiseln, die tot in Gaza aufgefunden werden. Zwei dieser vier für tot
erklärten Geiseln sind aus derselben Nachbarschaft entführt worden wie
Itay. Aber insgesamt bin ich noch hoffnungsvoll. Ich weiß einfach, dass er
am Leben ist. Wir schicken ihm Kraft und Energie, damit er die Tage
überstehen kann. Und eines kann ich versichern: Wir [3][werden nicht
aufhören zu kämpfen], bis er wieder zu Hause ist.
22 Nov 2023
## LINKS
[1] /Einigung-auf-Feuerpause-im-Gaza-Krieg/!5974820
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[3] /Die-Geiseln-der-Hamas/!5969346
## AUTOREN
Judith Poppe
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