# taz.de -- Einigung auf Feuerpause im Gaza-Krieg: Katar bestätigt Feuerpause | |
> Im Gegenzug für eine viertägige Feuerpause will die Hamas 50 Geiseln | |
> freilassen. Das Rote Kreuz soll dabei den Austausch überwachen. | |
Bild: Der Beginn der Feuerpause wird innerhalb der nächsten 24-Stunden bekannt… | |
JERUSALEM taz | Fast wollte nach den vergangenen Wochen niemand mehr in | |
Israel an die Möglichkeit einer Einigung glauben. Zu häufig waren | |
Fortschritte bei den Verhandlungen über die Freilassung der [1][fast 240 | |
von der Hamas entführten Geiseln] gemeldet worden, nur um doch wieder | |
enttäuscht zu werden. Nun gibt es zumindest einen Teilerfolg, der auch die | |
Zivilbevölkerung im Gazastreifen entlasten könnte. | |
Der Deal, dem die israelische Regierung in der Nacht zu Mittwoch nach einer | |
stundenlangen Sitzung zustimmte, sieht eine viertägige Feuerpause sowie den | |
Austausch von mindestens 50 Geiseln gegen palästinensische Häftlinge vor. | |
Freigelassen werden sollen ab Donnerstag laut israelischen Medienberichten | |
30 Kinder, acht Mütter und zwölf ältere Frauen, die bei dem | |
[2][Hamasüberfall am 7. Oktober] verschleppt wurden. Laut der Hamas sollen | |
im Gegenzug 150 in Israel gefangen gehaltene Palästinenser, ebenfalls | |
Frauen und Minderjährige, freikommen. | |
Erstmals seit Kriegsbeginn soll zudem eine Feuerpause gelten, während der | |
jeden Tag rund ein Dutzend Geiseln freigelassen werden. Diese Feuerpause | |
könnte verlängert werden. Dafür müssten laut israelischer Regierung für | |
jeden weiteren Tag zehn weitere Geiseln freikommen. Israel geht davon aus, | |
dass so insgesamt 80 Geiseln befreit werden könnten. Während der Feuerpause | |
sollen zudem [3][Treibstoff und andere Hilfsgüter] in den von der Außenwelt | |
abgeschnittenen Küstenstreifen gelangen. | |
## Israelische Regierung stimmt Vereinbarung zu | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte während des Treffens deutlich, | |
dass zu dem Abkommen auch Besuche des Roten Kreuzes bei den nicht | |
freigelassenen Geiseln zählten. Diese sollen zudem mit Medikamenten | |
versorgt werden, berichtete die israelische Zeitung Ha’aretz. Auch die | |
Forderung des Hamasanführeres in Gaza, Jahja Sinwar, nach täglichen Pausen | |
der israelischen Luftüberwachung in Gaza wurde angenommen. | |
Dem Vorschlag stimmten laut israelischer Medienberichte trotz anfänglicher | |
Kritik die meisten Regierungsmitglieder zu. Nur Abgeordnete der | |
rechtsextremen Partei „Jüdische Kraft“ um den ultranationalistischen | |
Minister für Nationale Sicherheit, [4][Itamar Ben Gvir,] lehnten die | |
Einigung ab. | |
## „Der Krieg in Gaza ist nicht vorbei“ | |
Vorbei ist der Krieg in Gaza damit nicht. “Wir werden nach der Waffenruhe | |
nicht aufhören“, sagte Netanjahu vor dem Treffen mit seinem Kabinett. | |
Israels erklärtes Ziel, die Zerstörung der Hamas, werde weiter verfolgt, | |
deutete auch Armeesprecher Daniel Hagari am Dienstagabend an. Eine Warnung | |
kam aus Washington: John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats | |
der USA, mahnte, man unterstütze keine Ausweitung der Kämpfe in den Süden | |
von Gaza ohne einen Plan zum Schutz der Zivilbevölkerung. | |
Die Kampfpause könnte eine dringend nötige Entlastung für die Menschen in | |
Gaza bringen. Seit dem Beginn des Krieges sind dort laut Angaben des | |
Hamas-geführten Gesundheitsministeriums mehr als 14.000 Menschen getötet | |
worden, zwei Drittel von ihnen Frauen und Kinder. Laut UN-Angaben wurden | |
rund 1,7 der gut zwei Millionen Bewohner vertrieben. Es fehle an Nahrung, | |
Trinkwasser und medizinischer Versorgung. In 154 UN-Einrichtungen lebten | |
derzeit rund 900.000 Menschen. | |
## So viele humanitäre Hilfe wie möglich nach Gaza | |
Der US-Sondergesandte für humanitäre Angelegenheiten in Gaza, David | |
Satterfield, sagte, die Kampfpause sei “eine entscheidende Gelegenheit, so | |
viel humanitäre Hilfe wie möglich nach Gaza zu bringen.“ Bisher sei die | |
Hilfe zudem vor allem aus UN-Mitteln und von arabischen Staaten gekommen. | |
“Wir müssen mehr tun“, forderte er. | |
Erst seit der zweiten Oktoberhälfte hat Israel einer begrenzten Anzahl an | |
[5][Hilfslieferungen über den ägyptischen Grenzübergang Rafah] zugestimmt. | |
Die israelische Führung fürchtet unter anderem, dass die gelieferten Güter, | |
allen voran Treibstoff, in die Hände der Hamas gelangen könnten. | |
Satterfield widersprach: “Wir haben keinerlei Beweise über irgendwelche | |
entwendeten Hilfsgüter seit dem 21. Oktober.“ Im Gegenzug sei aber ohne | |
Treibstoff keine Verteilung der Hilfsgüter möglich. „Bäckereien, | |
Abwassersysteme, Kommunikationssysteme fallen dann aus, wie vergangene | |
Woche geschehen“, sagte Satterfield und forderte eine deutliche Steigerung | |
der genehmigten Treibstofflieferungen. | |
22 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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