# taz.de -- Musicalproduzent über „Robin Hood“: „Unser Mittelalter ist r… | |
> „Robin Hood“ ist ein großes Musical. Gespielt wird es jetzt aber trotzdem | |
> in der kleinen niedersächsischen Stadt Hameln. | |
Bild: Düster-abstrakte Kulissen und explizite Gewalt: „Robin Hood“ ist ein… | |
taz: Herr Scholz, Sie waren mit Ihrem „Robin Hood“-Musical kürzlich in | |
München, kommendes Jahr ist Frankfurt dran. Aber jetzt spielen Sie in | |
Hameln: Wie kommt’ s? | |
Peter Scholz: Na ja, wir sitzen selbst auch in Fulda, das ist auch keine | |
ganz so große Stadt. Aber Sie haben recht, die Reihe der Tournee-Orte | |
München, Zürich, Frankfurt, Berlin, [1][und dazwischen Hameln], das klingt | |
ein wenig lustig. Weil es ja eigentlich gar nicht möglich wäre: Das ist | |
eine große Produktion mit viel Technik und wir kommen mit – in aller | |
Bescheidenheit – den besten Musical-Darstellern, die es derzeit in | |
Deutschland gibt: [2][Sabrina Weckerlin], die bei der Premiere die Marian | |
spielt, hat gerade noch die Elsa in der „Eiskönigin“ in Hamburg gesungen. | |
Das ist Weltniveau und das kann man in einer kleinen niedersächsischen | |
Stadt vielleicht so normalerweise nicht hinbekommen. | |
Wieso klappt es denn dann doch? | |
Hameln ist einfach ein sehr leidenschaftlicher Standort – mit dem wir im | |
Übrigen schon seit zehn Jahren kooperieren. Da ist einfach ein großer Wille | |
seitens der Stadt und des Tourismus-Marketings. Es gibt die Menschen, die | |
sich darum kümmern, dass das wirklich klappt. Wir erleben da viel | |
Unterstützung, beispielsweise bei der Suche nach Unterkünften fürs Team. | |
Auch ist das Theater klein, aber das ist künstlerisch betrachtet für die | |
Produktion kein Nachteil: Das Haus hat eine super Akustik und die | |
Atmosphäre ist sehr intensiv. Das ist ein echter Hexenkessel. | |
Wie kommt es denn zu der langjährigen Kooperation? | |
Das hing mit der Stadtgeschichte zusammen: Erstmals waren wir dort mit „Die | |
Päpstin“ zu Gast, weil dort 2012 das 1.200-jährige Bestehen des Münsters | |
gefeiert wurde: Das heißt St. Bonifatius. Deshalb war die Idee gewesen, | |
dass ein historisches Musical aus der Bonifatius-Stadt Fulda sehr gut zum | |
Jubiläum passen würde. | |
„Robin Hood“ ist ja schon das achte Musical, das Dennis Martin komponiert | |
hat. Dass er sich dafür Chris de Burgh zu Hilfe geholt hat, ist mehr so ein | |
Werbegag, oder? | |
Nein, überhaupt nicht. [3][Chris de Burgh hat], auch weil er aus einer sehr | |
alten Familie stammt, einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema. Und | |
uns ging es ja darum, mit diesem Musical eine neue Farbe zu finden, eine | |
neue Richtung. | |
Welche denn? | |
In einer Kritik [4][in München hieß es], es sei „ein ‚Robin Hood‘ für … | |
2020er, der Klischees aufbricht und die Legende vermenschlicht“. Ich finde, | |
das trifft es sehr gut. | |
Was bedeutet das denn? | |
Wir zeigen den Helden anfangs nicht so, wie man ihn kennt oder auch | |
erwartet. Robin Hood ist bei uns am Anfang ein wirklich gebrochener Mann, | |
der vom Kreuzzug mit einer posttraumatischen Belastungsstörung heimkehrt. | |
In den Krieg war er gezogen, sich dem Konflikt mit seinem Vater zu | |
entfliehen, dem Earl, mit dessen Lebensweise er nichts anfangen kann: Unser | |
Mittelalter ist nicht niedlich-märchenhaft, sondern ein raues, hartes und | |
kaltes Zeitalter. Deswegen empfehlen wir es auch erst ab 12 Jahren | |
aufwärts. | |
Ist Robin Hood dann überhaupt noch ein Held? | |
Er wird dazu – dank Marian. Mit der ist er zwar auch schon vor dem Kreuzzug | |
zwangsweise verheiratet worden. Er kennt sie bei der Heimkehr noch gar | |
nicht – und lernt sie auch erst im Laufe des zweiten Akts lieben. | |
8 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Sagenhaftes-und-Reales/!5206329 | |
[2] /Neues-Musical/!5168620 | |
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Chris_de_Burgh | |
[4] https://www.ovb-heimatzeitungen.de/kultur/2023/11/12/ins-schwarze-getroffen… | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
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