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# taz.de -- Kein Sieger im Hamburger Derby: St. Pauli rutscht im Schnee aus
> Zunächst überlegene St. Paulianer müssen im Schneetreiben gegen den HSV
> den 2:2-Ausgleich hinnehmen. Der befürchtete Krawall blieb aus.
Bild: Hart gelandet: Auch St. Paulis Marcel Hartel gelang nach der Pause nicht …
Hamburg taz | Es gibt also doch etwas, das den FC St. Pauli stoppen kann:
Schnee. Schon von Beginn an waren beim Hamburg-internen Zweitliga-Gipfel
Flocken vom Himmel gerieselt. Im Spielverlauf fielen sie immer dichter,
immer größer – und der Rasen am Millerntor wurde immer weißer, bis
irgendwann die Leute mit der Schneeschippe anrückten, um wenigstens die
Strafraumlinien freizuschieben.
Der HSV fand Gefallen am Wetter: Sein schnörkelloser Kraftfußball
funktionierte auf Schnee bestens; durch Tore von Robert Glatzel und
Immanuel Pherai innerhalb von zwei Minuten holten die Gäste im Stadtderby
einen Punkt, verhinderten damit, dass der Lokalrivale an der Tabellenspitze
enteilt.
Darauf hatte in der ersten Halbzeit überhaupt nichts hingedeutet. St. Pauli
hatte den HSV mit seinem schnellen Kurzpassspiel gründlich überfordert,
führte nach nicht mal einer haben Stunde souverän mit 2:0. Auch wenn das
zweite Tor aus einer Slapstick-Einlage zwischen dem grobmotorisch
disponierten Guilherme Ramos und HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes
entstanden war, zudem regelwidrig wie mutmaßlich schon das 1:0 von St.
Paulis Kapitän Jackson Irvine, – alles sah nach einer herben Abreibung aus
für den bis dahin chancenlosen Tabellenzweiten.
## Der Schnee dämpft die Atmosphäre
Nur verliert das von St. Pauli [1][in den vergangenen Monaten
perfektionierte Kombinationsspiel] seinen Schrecken, wenn man ihm das
Adjektiv „schnell“ raubt. Und genau das tut Schnee – und deckt damit eine
Schwäche auf: St. Pauli gelang es nicht, seine Spielweise den Verhältnissen
anzupassen. Den Ball einfach mal nach vorn zu bolzen, in der Hoffnung, dass
sich ein Abnehmer findet oder der Gegner ausglitscht, – solche rustikaleren
Mittel hat Coach Fabian Hürzeler seinem Team so gründlich ausgetrieben,
dass sie nicht mehr ohne Weiteres abrufbar sind. Typisch für den
Perfektionisten, dass er nicht alles auf den Schnee schieben wollte,
sondern das Abwehrverhalten seiner Elf kritisierte.
Dabei schien der weiße Vorhang über dem Millerntor am Ende nicht nur St.
Paulis Offensivdrang zu lähmen, sondern auch die Fans. Selten ist ein
[2][Derby] so leise zu Ende gegangen wie in dieser vom Schnee gedämpften
Atmosphäre. Nach dem Abpfiff herrschte für ein paar Augenblicke lang fast
völlige Stille.
Irgendwie muss sich diese adventlich-träge Winterstimmung auch über das
Stadion hinaus fortgesetzt haben. Jedenfalls ist nichts über Fankrawalle
bekannt geworden, nicht mal Schneeballschlachten.
Dabei war die Partie im Vorfeld [3][als „Hochrisikospiel“ eingestuft]
worden. Der FC St. Pauli hatte nach den schweren Auseinandersetzungen
zwischen Gästefans und Polizei beim Heimspiel gegen Hannover 96 den
Gästeblock mit neuen Drehkreuzen im Eingangsbereich und Fangnetzen vom
Stadiondach bis zum Boden ausgerüstet. Bis zu 3.000 Polizist:innen
waren im Einsatz. Sogar das benachbarte Gymnasium gab am Nachmittag
vorzeitig schulfrei, damit die Schüler:innen nicht in die Fanmärsche
beider Lager gerieten. Doch abgesehen davon, dass auf beiden Seiten
Pyrotechnik brannte wie an Silvester, blieb alles ruhig.
Nicht auszudenken, was hätte passieren können an einem Freitagabend, mit
dem gut besuchten Jahrmarkt [4][„Hamburger Dom“] direkt neben dem Stadion.
Es bleibt das Geheimnis der Deutschen Fußball-Liga, warum sie solche
konfliktträchtigen Spiele auf den häufig aufgeheizten Freitagabend legt
statt auf Sonntagnachmittag.
3 Dec 2023
## LINKS
[1] /St-Pauli-fuehrt-die-2-Liga-souveraen-an/!5965577
[2] /HSV-schlaegt-St-Pauli-im-Aufstiegskampf/!5929528
[3] /Soziologe-ueber-Gewalt-im-Fussballstadion/!5973657
[4] https://www.hamburg.de/dom/
## AUTOREN
Jan Kahlcke
## TAGS
Fußball
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