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# taz.de -- Strategie gegen die AfD in Brandenburg: Hauptsache überzeugend
> Bei der Stichwahl im Landkreis Dahme-Spreewald hat der parteilose Sven
> Herzberger klar gegen den AfD-Kandidaten gewonnen. Alles gut in
> Brandenburg?
Bild: Der parteilose Sven Herzberger wurde von einem breiten Bündnis unterstü…
Es ist noch einmal gut gegangen. Auch im zweiten Anlauf hat es die AfD am
vergangenen Sonntag nicht geschafft, dem [1][Thüringer Beispiel] zu folgen
und einen Landratsposten in Brandenburg zu erobern.
Anders als im benachbarten Landkreis Oder-Spree endete die Stichwahl um den
Landratsposten in Dahme-Spreewald nicht mit einem Herzschlagfinale.
[2][Hatte sich der SPD-Kandidat in Oder-Spree nur knapp mit 52,4 Prozent
gegen einen AfD-Kandidaten durchsetzen können], kam der AfD-Mann Steffen
Kotré in Dahme-Spreewald nur auf 35,2 Prozent. Der parteilose Sven
Herzberger, bis dahin Bürgermeister im berlinnahen Zeuthen, [3][siegte klar
mit 64,8 Prozent der abgegebenen Stimmen]. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9
Prozent.
Wie kam es zu diesem klaren Ergebnis? Im Landkreis Dahme-Spreewald, der vom
Berliner Speckgürtel mit dem boomenden Schönefeld bis ins abgelegene
Lieberose oder nach Luckau reicht, hatten nach dem ersten Wahlgang alle
Parteien außer der AfD zur Wahl von Herzberger aufgerufen. In Oder-Spree
dagegen hatten sich bei der Stichwahl im Mai CDU und Freie Wähler einer
solchen Brandmauer verweigert.
Darüber hinaus hatte sich vor der Stichwahl am Sonntag ein breites Bündnis
für Herzberger eingesetzt. In einem Aufruf warnten Kultureinrichtungen,
Bildungsstätten, aber auch zahlreiche Firmen aus der Region vor den Folgen
eines Wahlsiegs der AfD. „Weltoffenheit, gegenseitiges Verständnis und
Respekt sind Werte, auf denen der Wohlstand unserer Region aufgebaut ist“,
heißt es in dem Aufruf. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das
wichtiger denn je.“
Gehört wurde der Appell vor allem im Norden des Landkreises. In Eichwalde,
unmittelbar an der Grenze zu Berlin, holte Herzberger mit 76,8 Prozent sein
bestes Ergebnis. Weniger gut sah es im strukturschwachen Süden von
Dahme-Spreewald aus, obwohl Herzberger in seinem Wahlkampf dort verstärkt
aufgetreten war. Dennoch kam Kotré auch dort nicht an Herzberger vorbei.
Mit 46,8 Prozent holte der AfD-Rechtsaußen, der auch schon völkische
Gedichte verfasst hat, im Amt Unterspreewald sein bestes Ergebnis.
## Erfolgreicher Landkreis
Tatsächlich ist Dahme-Spreewald einer der erfolgreichsten Landkreise im
wirtschaftlich ohnehin prosperierenden Brandenburg. Regelmäßig taucht der
Landkreis sogar [4][auf den vorderen Plätzen im bundesweiten Ranking auf].
Schönefeld mit dem BER ist die am schnellsten wachsende Gemeinde
Brandenburgs, in Städte wie Zeuthen und Eichwalde hat es auch betuchte
Berlinerinnen und Berliner gezogen. Hätte der dem rechten Rand der AfD
zugerechnete Kotré das Rennen gemacht, hätten Investoren womöglich einen
Bogen um den Landkreis gemacht. Denn Aufschwung heißt auch: Es braucht
Zuzug. Nur so kann der Strukturwandel in der Lausitz erfolgreich sein.
Sven Herzberger hat das verstanden. Am Morgen nach der Stichwahl sagte er:
„Ich freue mich, dass die Wählerschaft in unserem Landkreis so eindeutig
und klar für Weltoffenheit gestimmt hat, für Toleranz und Demokratie.“
Ist damit alles gut in Brandenburg? Natürlich nicht. Auch wenn schon vor
Herzbergers überzeugendem Ergebnis der SPD-Mann Tobias Schick bei der
[5][Stichwahl um das OB-Amt in Cottbus] oder der parteilose Robert Nitz bei
der [6][Bürgermeisterwahl in Seelow] in Stichwahlen deutlich gegen die
AfD-Kandidaten gewonnen hatten, liegt das Wählerpotential der in
Brandenburg vom Verfassungsschutz beobachteten AfD inzwischen bei über 30
Prozent. Bei den letzten Umfragen für die Landtagswahl am 22. September
2024 liegt sie sogar bei 32 Prozent und wäre stärkste Kraft.
Vor den Landtagswahlen finden in Brandenburg im Frühjahr Kommunalwahlen
statt. Und da geht es dann nicht, wie nun in Dahme-Spreewald, um alle gegen
die AfD. Wer die meisten Stimmen holt, zieht als stärkste Kraft in die
Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und Kreistage.
Herzberger fordert deshalb nicht nur die demokratischen Parteien auf, nach
geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen. Er ermuntert auch
Unabhängige, ihren Hut in den Ring zu werfen. „Auf der kommunalen Ebene
kommt es nun mal auf die Persönlichkeit der Kandidaten an“, [7][sagte er am
Tag nach der Wahl der Berliner Zeitung]. „Wenn die Personen überzeugend
sind, werden sie gewählt, egal ob oder in welcher Partei sie sind.“
17 Nov 2023
## LINKS
[1] /AfD-gewinnt-Landratswahl-in-Sonneberg/!5942890
[2] https://web.landkreis-oder-spree.de/wahlen/lrw2023stichwahl/
[3] https://www.dahme-spreewald.info/wahlen/stichlrw23/index.html
[4] https://www.dahme-spreewald.info/wahlen/stichlrw23/index.html
[5] /Oberbuergermeisterwahl-in-Cottbus/!5886668
[6] /Buergermeisterwahl-in-Seelow/!5956194
[7] https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wahlgewinner-sagt-der-sieg…
## AUTOREN
Uwe Rada
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