# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: UN-Resolution für Waffenruhe | |
> Der UN-Sicherheitsrat hat eine Resolution für einen Waffenstillstand im | |
> Nahost-Krieg angenommen. Die USA, Russland und Großbritannien enthalten | |
> sich. | |
Bild: Auf den Trümmern eines Wohnhauses: Chan Yunis, Gaza, 15. 11. 2023 | |
## Weltsicherheitsrat nimmt Gaza-Resolution an | |
Der Weltsicherheitsrat hat eine Gaza-Resolution mit der Forderung nach | |
tagelangen Feuerpausen angenommen. Nach langem Ringen einigte sich das | |
mächtigste UN-Gremium am Mittwoch in New York auf den gemeinsamen | |
Beschluss. [1][Die USA verzichteten auf ein Veto und enthielten sich, | |
genauso wie Russland und Großbritannien. 12 der insgesamt 15 Ratsmitglieder | |
stimmten für den Text.] Israel erteilte der Forderung nach längeren | |
Feuerpausen angesichts der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln | |
umgehend eine Absage. | |
Resolutionen des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend und können so | |
eine internationale Wirkmacht entfalten. Rechtlich sind alle | |
UN-Mitgliedstaaten dazu angehalten, die Beschlüsse des mächtigsten | |
UN-Gremiums zu befolgen. Ansonsten kann der Rat Sanktionen verhängen oder | |
theoretisch sogar militärisch eingreifen. Im Falle des Nahost-Konflikts ist | |
dies wegen des Vetorechts vor allem der USA jedoch nicht realistisch. | |
Die von Ratsmitglied Malta eingebrachte Resolution verlangt unter anderem | |
„dringende und ausgedehnte humanitäre Pausen und Korridore im gesamten | |
Gazastreifen für eine ausreichende Anzahl von Tagen“, um im Einklang mit | |
dem Völkerrecht humanitäre Hilfe zu gewährleisten. Es ist dabei aber nicht | |
die Rede von einem formalen Waffenstillstand. Der Text fokussiert dabei | |
stark auf das Leid der palästinensischen Minderjährigen. Ausgedrückt wird | |
die „tiefe Besorgnis über die humanitäre Lage im Gazastreifen und ihre | |
schwerwiegenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, insbesondere die | |
unverhältnismäßigen Auswirkungen auf Kinder“. | |
Alle Konfliktparteien werden zur Einhaltung des Völkerrechts angehalten, | |
eine „Zwangsumsiedlung der Zivilbevölkerung“ werde abgelehnt, | |
lebensnotwendige Dienste dürften den Menschen im Gazastreifen nicht | |
vorenthalten werden. Diese Positionen sind Diplomaten zufolge im Hinblick | |
auf das Vorgehen Israels in der Region zu verstehen – namentlich wird das | |
Land jedoch im gesamten Dokument nicht genannt. Die islamistische Hamas | |
erwähnt der Text nur in der Forderung, die in den Gazastreifen | |
verschleppten israelischen Geiseln freizulassen. | |
Israels Außenministerium teilte in einer Reaktion auf die Resolution mit, | |
man lehne längere humanitäre Feuerpausen ab, solange [2][239 Geiseln in der | |
Gewalt der islamistischen Hamas] seien. „Israel ruft den Weltsicherheitsrat | |
und die internationale Gemeinschaft dazu auf, entschlossen die Freilassung | |
aller israelischen Geiseln zu fordern, wie es die Resolution festlegt“, | |
hieß es in der Stellungnahme. „Israel erwartet vom Weltsicherheitsrat, die | |
Hamas eindeutig zu verurteilen und sich zu der Notwendigkeit zu äußern, im | |
Gazastreifen eine neue Sicherheitslage zu schaffen.“ | |
Es war bis kurz vor der Abstimmung fraglich, ob die USA als engster | |
Verbündeter Israels die Annahme der Resolution tolerieren könnten. Im | |
Oktober hatte Washington sein Veto für einen Entwurf unter anderem deswegen | |
eingelegt, weil dieser das Recht auf Selbstverteidigung Israels nicht | |
betonte. Der nun angenommene Beschluss geht darauf ebenfalls nicht ein, | |
auch gibt es keine Verurteilung des Hamas-Massakers vom 7. Oktober mit rund | |
1.200 Toten. Die USA haben wie China, Russland, Frankreich und | |
Großbritannien ein Vetorecht. Zudem hat der Rat zehn auf zwei Jahre | |
gewählte Mitgliedstaaten. Eine Resolution braucht mindestens 9 der 15 | |
Stimmen, dabei darf es kein Veto geben. | |
US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield kritisierte nach dem Votum, dass | |
„einige Mitglieder des Rates“ noch immer nicht bereit seien, den | |
[3][Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober] zu verurteilen. Sie erinnerte | |
ihren Verbündeten Israel jedoch auch daran, dass alle Kriegsparteien das | |
Völkerrecht einhalten müssten: „Die Maßnahmen der Hamas verringern nicht | |
die Verantwortung Israels, unschuldige Menschen in Gaza zu schützen.“ | |
Großbritannien betonte, dass es wegen der fehlenden Verurteilung des | |
Terrors nicht für den Vorschlag habe stimmen können. | |
UN-Experte Richard Gowan von der Denkfabrik Crisis Group erklärte, | |
US-Botschafterin Thomas-Greenfield scheine gegenüber Washington klargemacht | |
zu haben, „dass die USA nach wochenlanger Blockade von Fortschritten | |
irgendeine Art von Aktion im Rat zulassen müssen.“ Dabei hätten die | |
Vereinigten Staaten darauf geachtet, die Forderung nach einem formalen | |
Waffenstillstand in dem Text zu vermeiden. | |
„Letztendlich haben die USA also ihr Hauptziel erreicht, den Rat auf | |
humanitäre Maßnahmen zu konzentrieren und nicht eine vollständige | |
Beendigung des Krieges zu fordern“, so Gowan. Russland war in der Sitzung | |
am Mittwoch damit gescheitert, die Forderung nach einem endgültigen Stopp | |
der Kampfhandlungen und nach einem Waffenstillstand in den Entwurf zu | |
integrieren. | |
Die Botschafterin der bei dem Konflikt sehr aktiven Vereinigten Arabischen | |
Emirate sprach angesichts der Einigung auf die Resolution von einem ersten | |
überfälligen Schritt: „Die VAE sind jedoch weiterhin entschlossen, auf | |
einen dauerhaften humanitären Waffenstillstand hinzuarbeiten. Dieses | |
dringende Ziel dürfen wir nicht aus den Augen verlieren“, sagte Lana Zaki | |
Nusseibih. | |
Der Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Louis | |
Charbonneau, schrieb auf X (vormals Twitter), die Resolution sollte „ein | |
Weckruf für die israelischen Behörden sein, dass die weltweite Besorgnis, | |
sogar unter ihren Verbündeten, groß ist“. Endlich hätten die USA aufgehör… | |
den Sicherheitsrat zum Thema Israel und Palästina „zu lähmen, so dass diese | |
Resolution zur Notlage der Kinder in Gaza vorankommen konnte“. | |
Auf dem Weltsicherheitsrat lag immenser Druck, nach Wochen der | |
Verhandlungen um eine gemeinsame Position zu handeln. Bis zum Mittwoch | |
waren Entwürfe unter anderem aber an den Vetos der USA auf der einen Seite | |
sowie Russlands und Chinas auf der anderen Seite gescheitert. Eine deutlich | |
Israel-kritischere Resolution hatte die UN-Vollversammlung mit seinen 193 | |
Mitgliedern Ende Oktober mit großer Mehrheit beschlossen. Deutschland hatte | |
sich damals enthalten. Dieser Beschluss war völkerrechtlich nicht bindend. | |
(dpa) | |
## Israel greift Schifa-Krankenhaus erneut an | |
Israelische Streitkräfte haben den [4][Al-Schifa-Krankenhauskomplex „zum | |
zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden“ gestürmt], meldet die offizielle | |
palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Bulldozer und Militärfahrzeuge | |
seien im Einsatz, zitiert die Agentur mit der Angelegenheit vertraute | |
Personen. Die Hamas-nahe Nachrichtenagentur Shehab meldet, israelische | |
Panzer griffen von der Südseite des Komplexes aus an, Schüsse seien in der | |
Gegend zu hören. (rtr) | |
## Biden: Zweistaatenlösung ist die einzige Lösung | |
US-Präsident Joe Biden hat nach eigenen Angaben dem israelischen | |
Premierminister Benjamin Netanjahu klargemacht, dass eine | |
[5][Zweistaatenlösung die einzige Lösung für den | |
israelisch-palästinensischen Konflikt] sei und dass eine Besetzung des | |
Gazastreifens ein Fehler wäre. Er werde alles in seiner Macht Stehende tun, | |
um die von der militanten Hamas-Gruppe im Gazastreifen festgehaltenen | |
Geiseln zu befreien, was aber nicht bedeute, das US-Militär zu entsenden, | |
erklärt er. (rtr) | |
16 Nov 2023 | |
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