# taz.de -- Klage des ehemaligen Torwarts: Wiese gegen Werder | |
> Der Ex-Torwart hat Stadionverbot bei Werder Bremen. Er habe sich | |
> rassistisch geäußert, wird kolportiert, aber niemand bestätigt es – nun | |
> klagt Wiese. | |
Bild: Pumper am Ball: Tim Wiese bei einem seiner letzten Auftritte als Werder-L… | |
Der langjährige Torhüter von Werder Bremen, Tim Wiese, will auch mal wieder | |
ins Weserstadion und die Heimspiele seines früheren Vereins live verfolgen. | |
Mit einer Klage möchte er erreichen, dass das gegen ihn verhängte | |
Stadionverbot aufgehoben wird. Werder hatte dieses im Frühjahr angeordnet, | |
weil Wiese eine migrantische Catering-Mitarbeiterin rassistisch beleidigt | |
haben soll. | |
Der Ex-Torwart steht zudem wegen Kontakten in die rechtsextreme Szene in | |
der Kritik und darf deshalb auch nicht mehr für die | |
Werder-Traditionsmannschaft auflaufen. Am heutigen Montag verhandelt das | |
Bremer Landgericht über Wieses Klage. Bei dem Termin sollen nicht nur die | |
Beteiligten, sondern auch Zeugen gehört werden. Möglicherweise gibt es auch | |
schon ein Urteil. | |
Womit Werder das Stadionverbot gegen seinen früheren Angestellten genau | |
begründet, ist öffentlich nicht bekannt. Das Gericht spricht in der | |
Prozessankündigung lediglich davon, es solle am 12. März 2023 beim Spiel | |
gegen Bayer Leverkusen „durch Tim Wiese zu Äußerungen gekommen sein, | |
woraufhin der SV Werder Bremen gegen ihn ein bis zum Ende des Jahres 2023 | |
geltendes lokales Betretungsverbot verhängte“. Auch der Verein teilt nicht | |
mit, was Wiese am fraglichen Tag zu wem gesagt haben soll. Man äußere sich | |
nicht zum laufenden Verfahren, heißt es von der Werder-Pressestelle. | |
Auch der inzwischen 41-Jährige selbst will bislang nicht darüber informiert | |
worden sein, was ihm im Einzelnen zur Last gelegt wird. „Es ist | |
bedauerlich, dass wir Werder erst verklagen müssen, um nähere Details zu | |
den behaupteten Vorwürfen zu erfahren. Diese hat Werder bislang nämlich für | |
sich behalten“, sagte Wieses Anwalt Heiko Klatt der Bild. | |
## Verstoß gegen Coronaregeln | |
Das Zerwürfnis zwischen Werder und Wiese begann schon im September 2021. Da | |
kam es in einer VIP-Lounge des Stadions zum Eklat: Wiese hatte ungeachtet | |
der damals geltenden Coronaregeln den Sitzplatz wechseln wollen, es gab | |
Rangeleien mit Mitarbeitern der Security. Ein Jahr später verbreiteten | |
Werder-Ultras bei Twitter Fotos, die Tim Wiese beim Bremer Freimarkt im | |
vertraulichen Nebeneinander mit Größen der örtlichen Neonazi-Szene zeigten | |
– bei einem der Abgelichteten handelte es sich um Stefan Ahrlich von der | |
Hooligan-Truppe „Standarte Bremen“. | |
Entsprechende Vorwürfe, dass Wiese „mit Rechten abhängt“, hatten schon | |
vorher die Runde gemacht. Beim 5:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach | |
am 1. Oktober 2022 hing ein Banner in der Ostkurve, wo die Ultras stehen: | |
„Wer mit Nazis abhängt, hat im Weserstadion nichts zu suchen – keine Bühne | |
für Tim Wiese!“, stand darauf. | |
Wiese dementierte damals Verbindungen zur rechten Szene vehement: „Das ist | |
absoluter Schwachsinn. Ich habe nichts mit der rechten Szene zu tun und | |
positioniere mich auch ganz klar gegen Rechts“, sagte er dem grün-weißen | |
Newsportal „Deichstube“. Gleichzeitig bestätigte er jedoch [1][Kontakt zu | |
Heiko Dörfer] zu haben, dem Gründer des rechten Motorradklubs „Radikal | |
Kameraden Bremen“. Dieser sei jedoch nicht rechtsradikal. | |
Nach den Freimarkt-Bildern distanzierte sich Werder deutlich von Tim Wiese | |
„wegen dessen wiederholtem öffentlichen Umgang mit bekannten Personen aus | |
dem rechten Milieu“. Bis Zweifel an Wieses Haltung ausgeräumt seien, wolle | |
Werder „von Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen absehen“ und ihn | |
nicht mehr für die Traditionsmannschaft auflaufen lassen. | |
Sportlich hingegen war es in den vergangenen Jahren immer ruhiger um Tim | |
Wiese geworden. Nach seinem Abschied von Werder 2012 und [2][einem völlig | |
missglücktem Engagement bei der TSG Hoffenheim] versuchte er sich als | |
Bodybuilder und Wrestler. [3][Unter dem Kampfnamen „The Machine“] kannte er | |
dabei „nur ein Ziel: die Zerstörung meiner Gegner“. Während der | |
Fußballeuropameisterschaft 2016 folgte noch ein peinlicher Auftritt in der | |
peinlichen Fußballsendung „Beckmanns Sportschule“. Dort spielte er sich | |
ganz offensichtlich zu großen Teilen selbst: Der frühere Torwart fuhr als | |
Türsteher mit einem Lamborghini vor, stemmte Hanteln oder saß im Bademantel | |
in der Sauna. | |
20 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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