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# taz.de -- Bremer Sponsor unterstützt Freikirche: Werder setzt auf falsche We…
> Werder-Sponsor Florian Wellmann unterstützt ein Projekt mit der
> umstrittenen Freikirche ICF. Der Verein wollte spenden, nach Kritik
> überdenkt er dies.
Bild: Hat erst einmal nicht sonderlich hinterfragt, was Sponsor Florian Wellman…
Bremen taz | Es waren Fans, die [1][Werder Bremen] auf seinen Fehler
hinwiesen: „Seid ihr doof?“, fragte der Twitter-Account [2][„ominöser
Fanclub“] den Klub am Dienstag. Werder hatte in der vergangenen Woche bei
einer Charity-Gala angekündigt, an ein Projekt der Stiftung vom eigenen
Sponsor Florian Wellmann zu spenden.
„ICF Cambodia“ heißt das Projekt, und die umstrittene [3][Freikirche
International Christian Fellowship] (ICF) spielt darin eine entscheidende
Rolle. So auch in dem kritischen Fan-Tweet: „Wir trauen keine
gleichgeschlechtlich empfindenden Paare. Die Ehe ist ein Privileg für Mann
und Frau“, wird ICF-Pastor Ralf Dörpfeld zitiert.
Das Zitat stammt aus einem [4][Bericht des Schweizer Radio- und
Fernsehsenders SRF] von 2016. Darin sagte Dörpfeld auch, dass man
Homosexualität nicht verbieten könne, „das wäre hirnverbrannt“. Dörpfeld
ist sogenannter „Lead Pastor“ in Basel. Nach eigenen Angaben hat die ICF
Standorte in Europa und darüber hinaus. Ihr Auftritt ist modern und cool,
ihre Mitglieder sind jung – die Inhalte erzkonservativ.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete 2013 von Predigten, in denen es um die
Unterschiedlichkeit der Geschlechter gegangen sei: „Männer sind stark,
fokussiert, manchmal unbeherrscht, Frauen gefühlvoll, unsicher, auf der
Suche nach Liebe“, heißt es [5][in dem Artikel] über die Botschaften in den
Gottesdiensten der ICF.
## Werte sind nicht mit Werder vereinbar – eigentlich
Homophobie und Sexismus sind jedoch nicht alles, was die ICF zu bieten hat.
„Senior Pastor“ Leo Bigger aus Zürich, sozusagen der Anführer der Kirche
und Mitgründer, hat „nichts gegen Moslems, aber es ist nur noch eine Frage
der Zeit, bis Frankreich ein muslimisches Land ist“. So wird er [6][in
einem Bericht der Wochenzeitung WOZ] von 2010 zitiert. Auch in der Schweiz
bestehe Grund zur Sorge. „Dort, wo man die Moslems reinholt, ist das nur
eine Frage der Zeit“, soll er dem Autor zufolge gesagt haben.
Das sind Werte, von denen sich ein Fußballverein wie Werder Bremen
normalerweise klar distanziert. Und doch sagte Werder zu, Geld an die
frisch gegründete Stiftung des Bremer Immobilienmaklers Florian Wellmann zu
spenden. Die Spende wurde am vergangenen Mittwoch bei einer Charity-Gala im
VIP-Bereich des Weserstadions angekündigt. Die Stiftung will mit dem Geld
die ICF in Kambodscha unterstützen.
Genauer: Man möchte Geld für ein Grundstück in der Stadt Siem Riep
aufbringen, damit dort Menschen mit Essen, medizinischer Versorgung und
Bildung geholfen werden kann. So berichtete es vor einer Woche das
Werder-Portal „Deichstube“, das von der Kreiszeitung betrieben wird und
auch die Werder-Berichterstattung für den Weser Kurier zuliefert.
Die Hälfte des Geldes sei bereits aufgetrieben – von einem Ehepaar, das
dort vor neun Jahren die ICF-Kirchengemeinde gegründet und begonnen hatte,
die Hilfsstrukturen aufzubauen. Sophal und Andreas „ND“ Strupler heißen
die beiden. Letzterer ist der Sohn von Heinz Strupler, der die ICF Anfang
der 1990er vor ihrer offiziellen Gründung als Verein aufgebaut hat. Nach
Angaben der Deichstube war Wellmann bereits in Kambodscha, um sich das
Projekt anzuschauen.
## Entscheidung über Spende steht noch aus
Kritische Stimmen gab es anscheinend weder bei der Gala, bei der unter den
rund 200 Gästen Klubchef Klaus Filbry und Ex-Profis wie Ailton und Tim
Wiese gewesen sein sollen, noch im [7][Bericht der Deichstube]. Nachdem
Wellmann darin mit den Worten zitiert wird: „Unsere Hauptmotivation ist
Jesus Christus“, heißt es nur: „Da passt die Zusammenarbeit mit der ICF.“
Mindestens in Bremen kennt man den Christen und Makler Wellmann. Von
Plakaten an Häusern, die seine Firma für die Besitzer*innen verkaufen
möchte, und aus dem Werder-Kontext, immer breit lächelnd. Nicht nur in
Bremen verkauft er Häuser, auch in Hamburg, Hannover, Oldenburg, Osnabrück
und Münster möchte er „zuverlässiger Makler“ sein.
Die entspannte Haltung mit seinem Projekt änderte sich nach dem Hinweis des
„ominösen Fanclubs“ bei den Beteiligten: „Wir nehmen eure aufmerksame
Kritik sehr ernst und gehen kurzfristig auf die Florian Wellmann Stiftung
zu, um das zu prüfen“, twitterte Werder Bremen noch am Dienstag auf die
Frage, ob man doof sei, zurück. Auch die Deichstube [8][legte am Tag darauf
nach].
Ob Werder die Spende durchzieht oder nicht, konnte der Club bis
Redaktionsschluss nicht beantworten. Man sei noch in der Abstimmung, sagte
Sprecher Christoph Pieper. Er bestätigte aber, dass das Geld noch gar nicht
überwiesen wurde. Es wäre also ein leichtes, den Fehler zu korrigieren und
sich klar von dem Projekt zu distanzieren.
Florian Wellmann selbst wollte der taz keine Fragen zu seinem Projekt
beantworten. Er verwies auf eine Stellungnahme, die bis Redaktionsschluss
ebenfalls nicht vorlag.
15 Jun 2022
## LINKS
[1] /Ex-Profi-ueber-Fussball-und-Tradition/!5858851
[2] https://twitter.com/kimosch46/status/1536592539653906432?cxt=HHwWgICxqcGxid…
[3] /Der-Kirchgang-wird-zum-Event/!5184027
[4] https://www.srf.ch/radio-srf-virus/kompass/was-suchen-junge-menschen-in-der…
[5] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/boom-der-freikirchen-glaube-liebe-disc…
[6] https://www.woz.ch/-22a5
[7] https://www.deichstube.de/news/werder-bremen-florian-wellmann-kambodscha-hi…
[8] https://www.deichstube.de/news/werder-bremen-sponsor-florian-wellmann-stift…
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
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Schwerpunkt Rassismus
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Fußball
taz.gazete
Olaf Latzel
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