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# taz.de -- Türkischer Präsident zu Besuch: Der schmierige Schwager Erdoğan
> Erdoğan zu empfangen und auszuloten, ob man reden kann – hat Größe.
> Nämlich die Größe derer, die wissen, dass sie klein sind und verhandeln
> müssen.
Bild: Der türkische Präsident Erdoğan nennt die Hamas „Befreiungsorganisat…
taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Krieg im [1][Krankenhaus].
Und was wird besser in dieser?
Krankenhaus im Krieg.
Der türkische Präsident Erdoğan, der die Hamas „Befreiungsorganisation“
nennt, [2][war zu Besuch in Berlin]. Wie passt das zur viel beschworenen
deutschen Staatsräson?
Prima. Der notorische und gut begründete deutsche Minderwertigkeitskomplex
obwaltet auch dort, wo wir ausnahmsweise mal etwas gut gemacht haben:
Bundespräsident Steinmeier entschuldigt sich für 20 Jahre
Verhandlungsaberglauben, Brandts Ostpolitik war eigentlich auch schon
schlimm und den Rest zertrampelt Baerbocks werteblasierte Außenpolitik.
Die deutsche Tugend der Not: Bewährungssträfling, Zivildienstleistender
unter den Völkern – wurde just flächendeckend zum großen Irrtum erklärt;
die „glückssüchtige“ Friedenstaumelei ersetzt durch den Job als
„kriegstüchtiger“ Hilfssheriff – vulgo „partner in leadership“. Da h…
einen schwierigen bis schmierigen Schwager zu empfangen und auszuloten, ob
man reden kann – hat Größe. Also die Größe derer, die wissen, dass sie
klein sind – und verhandeln müssen.
Ungenutzte Coronahilfen in den Klimafonds zu stecken, geht gar nicht,
[3][so das Bundesverfassungsgericht]. Und nun?
Der Einsatz der Polizei gegen Hütchenspieler in der Fußgängerzone litte an
Glaubwürdigkeitsverlust, wenn das Bundesverfassungsgericht der Ampel den
Kreditzauber durchgehen ließe. Finanzkanister Lindner sammelt
Rekordschulden an und versteckt sie immer gerade unterm falschen Hütchen;
dagegen muss eine demokratische Opposition klagen. Zu deren Job gehörte es
allerdings dann auch, einen konstruktiven Gegenvorschlag zu machen. Da
glänzt die Union mit einem Eimer voller Forderungen – Zeitenwende,
Steuererleichterungen, Staatsausgaben – und keiner einzigen
Finanzierungsidee. So geht Friedrich Merz in die Geschichte ein: als die
schwarze Null.
Die Linksfraktion wird sich nächsten Monat auflösen. Was bedeutet das jetzt
für Deutschlands Parteienlandschaft?
Tschüss Vielfalt. Auf dem kurzen Weg werden den Medien die vielen „Kleinen
Anfragen“ fehlen, die mit dem Fraktionsstatus verloren gehen: Da ließ sich
immer mal eine verblüffende Regierungsantwort zitieren und ein vergessenes
Thema setzen. Auf die Halbdistanz verliert das Parlament Stimmen im Chor.
Das mag ein notorischer Knödelbass von links gewesen sein, oder schrilles
Falsett – selten große Kunst, doch stets ein Signal an viele Versprengte da
draußen, dass auch sie repräsentiert wurden. Eine regierende SPD wird das
Linksvakuum nicht füllen; eine Handvoll Wagenknechte verstrudeln und
versudeln mit den AfD-Krakeelern, denen der ganze Staat auch nicht passt.
Vielleicht beantragt die Union im Ältestenrat eine Schweigeminute.
Hochrangige Regierungsmitglieder, darunter der Gesundheitsminister und
Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter, teilten und lobten ein
Interview mit Douglas Murray auf X, in dem der britische Aktivist der neuen
Rechten NS-Verbrechen verharmlost. Haben die alle im Geschichtsunterricht
nicht aufgepasst?
Bisher waren wir Weltmeister im Schnellverhitlern jedweden Schurkenstaates:
Saddam Hussein, Gaddafi, Assad, und immer gerne: Putin. Das hilft, kluge
und differenzierte Politik zu verhindern und war schon nicht ohne
Selbstverharmlosung. Murrays Argumentation: Der in jeder Hinsicht gemeine
SS-Mann habe sich wenigstens ordentlich besaufen müssen nach einem Tag
voller harter Arbeit bis zur Vergasung – während Hamas einen Holocaust auch
nüchtern hinbekomme. Das ist maximal verstiegen, verwirrt, falsch. Hitlers
Rassenwahn konnte man 10 Jahre vorher in „Mein Kampf“ nachlesen. Gern mag
den Schnellklickern daraus die Lehre erwachsen: „Denken statt hitlern.“
20 Stunden Bahnstreik machten viele Menschen sehr wütend. Ob Stau,
lahmgelegter Bahnverkehr oder Diskussionen ums Tempolimit – wieso nervt
Stillstand so?
Ach komm, die mussten so brutal streiken, sonst merkt man den Unterschied
zum normalen Desaster der Bahn nicht.
Madonna tourt durch Deutschland. 80er forever?
Das Küken versucht’s mal, während in den Charts die Beatles gegen die
Stones rangeln.
Marie-Louise Eta ist bei Union Berlin erste Co-Trainerin der
Männer-Bundesliga. Sieg oder Niederlage – was ist Ihr Tipp fürs nächste
Spiel gegen den FC Augsburg?
Tja. Lieber Hammerfrau als Nagelsmann.
Und was machen die Borussen?
Eine Woche Pause – Zeit für eine schicke Trainerdebatte.
Fragen: Elisa Pfleger und Lara Ritter
19 Nov 2023
## LINKS
[1] /FAQ-zur-Lage-im-Gazastreifen/!5970958
[2] /Erdoan-in-Berlin/!5973647
[3] /Karlsruhe-zu-Coronageldern/!5973523
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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