# taz.de -- Ausbau der Leitungen für Wasserstoff: Kernnetz steht bald | |
> Wirtschaftsminister Habeck legt eine Karte für den Ausbau des | |
> Leitungsnetzes vor. Fast 10.000 Kilometer Rohre sollen für Wasserstoff | |
> bereitstehen. | |
Bild: Eine Verdichterstation für Erdgas und zukünftig auch Wasserstoff in Wer… | |
BERLIN taz | Die Pläne der Bundesregierung für die Wasserstoffinfrastruktur | |
nehmen Gestalt an. In wenigen Jahren soll ein Netz mit 9.700 Kilometern | |
Länge für die [1][Durchleitung von Wasserstoff] zur Verfügung stehen. Das | |
sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Dienstag in Berlin | |
bei der Vorstellung einer Karte für das Herz des künftigen | |
Wasserstoffnetzes in Deutschland. | |
Erarbeitet hat sie das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der Vereinigung | |
der Fernleitungsnetzbetreiber. Das Bundeskabinett will die Pläne für das | |
sogenannte Wasserstoffkernnetz am Mittwoch verabschieden. | |
Der Hintergrund: Klimaneutraler Wasserstoff soll in den kommenden zwei | |
Jahrzehnten fossile Energieträger wie Erdgas ablösen. Er kann in | |
Kraftwerken bei der Strom- und Wärmegewinnung Gas ersetzen und soll in der | |
Industrie eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Stahlproduktion. | |
Bislang steht aber kaum Wasserstoff zur Verfügung. „Wir müssen jetzt ein | |
Netz aufbauen für einen Energieträger, den es noch nicht gibt“, sagte | |
Habeck. Die Bundesregierung will den Aufbau zügig vorantreiben und mit dem | |
„Kernnetz“ beginnen. Das sei vergleichbar mit dem Autobahnnetz, sagte | |
Habeck. Für eine komplette Infrastruktur sind weitere Verbindungen – Land- | |
und Kreisstraßen – nötig, also lokale Netze, die den Wasserstoff bis zu den | |
Verbraucher:innen transportieren. Auch sie sollen zügig geplant und | |
realisiert werden. | |
Das Kernnetz soll sich über das gesamte Bundesgebiet erstrecken. Dabei | |
sollen 60 Prozent aus bereits vorhandenen Erdgasleitungen bestehen. Bei der | |
Planung wurden künftige Standorte fürs Ein- und Ausspeisen von Wasserstoff | |
sowie Anschlüsse für Importe etwa in Häfen berücksichtigt. Alle zwei Jahre | |
soll evaluiert werden, ob nachgebessert werden muss. | |
## Ausbau soll privat finanziert werden | |
Ein Großteil des Wasserstoffs wird [2][aus dem Ausland] kommen. Nach | |
Habecks Angaben wird Deutschland 30 bis 50 Prozent des benötigten | |
Wasserstoffs selbst produzieren, der Rest soll aus [3][Norwegen, Nordafrika | |
und anderen Ländern importiert] werden. | |
„Mit diesem Wasserstoffkernnetz legen wir den Grundstein für den | |
Wasserstoffhochlauf“, sagte Thomas Gößmann, Chef des Verbands der | |
Fernnetzbetreiber Gas. | |
An erster Stelle stehe für die Netzbetreiber die Umwidmung bestehender | |
Leitungen. Etliche müssen allerdings neu gebaut werden. Das soll zügig | |
geschehen. „Die Bagger müssen nächstes Jahr rollen“, sagte Gößmann. Der | |
Investitionsbedarf für das Kernnetz liegt nach seinen Angaben bei 19,8 | |
Milliarden Euro. Finanziert wird das letztlich von den Nutzer:innen, die | |
Gebühren zahlen. Das ist heute über die sogenannten Netzentgelte für | |
Energie auch so. | |
Der Ausbau der Infrastruktur soll von privaten Geldgeber:innen | |
vorfinanziert werden. Damit die Gebühren in den ersten Jahren des Betriebs | |
mit wenigen Nutzer:innen nicht enorm hoch sind, will der Staat in | |
Vorleistung treten. Um Investitionen in das Wasserstoffnetz für den | |
Kapitalmarkt attraktiv zu machen, wird er Garantien übernehmen. | |
14 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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