# taz.de -- Pakistan weist Geflüchtete aus: Von Sündenböcken zu Spielbällen | |
> Pakistan hat Millionen Geflüchtete des Landes verwiesen. Damit soll die | |
> afghanische Regierung unter Druck gesetzt werden – auf Kosten der | |
> Schwächsten. | |
Bild: Nicht willkommen: Afghanen in einem Auffanglager für Geflüchtete in Kar… | |
Pakistans Militär und die stets von seiner Gunst abhängigen zivilen | |
Regierungen haben jahrelang die afghanischen Taliban protegiert und deren | |
Terror im Nachbarland für ihre Politik genutzt. Wohl kein Geheimdienst hat | |
es wie der pakistanische ISI verstanden, islamistische Terrorgruppen im In- | |
und Ausland für seine Ziele einzusetzen. Und das, obwohl das eigene Land | |
dabei selbst einen hohen Blutzoll zahlen musste. | |
[1][Zugleich hat Pakistan in den letzten vier Dekaden Millionen | |
afghanischer Flüchtlinge aufgenommen], die vor den Sowjets, den | |
Mudschaheddin, der Nato oder den Taliban flohen. Ihnen wurde (auch mit | |
internationaler Unterstützung) geholfen, sie waren aber auch ausbeutbar, | |
rechtlos und stets als Sündenböcke wie als politische Instrumente | |
einsetzbar. Das zeigt sich auch jetzt wieder. | |
Derzeit steckt Pakistan in einer schweren Wirtschaftskrise. In so einer | |
Lage ist es auch eine von westlichen Populisten immer gern praktizierte | |
Methode, [2][Flüchtlinge als Sündenböcke für eigene wirtschaftliche | |
Probleme] verantwortlich zu machen. In Pakistan müssen sie jetzt auch noch | |
für Terroranschläge herhalten, ein dem ISI nur allzu vertrautes Instrument. | |
Die jetzt von Islamabad lancierte [3][Ausweisung von bis zu 1,7 Millionen | |
„illegalen“ Flüchtlingen] setzt die in Afghanistan herrschenden Taliban | |
unter Druck. Sie sollen gegen die pakistanischen Taliban (TTP) vorgehen. | |
Die TTP sind organisatorisch von den Taliban in Afghanistan getrennt, aber | |
teilen mit der Organisation im Nachbarland die gleiche Ideologie und die | |
gleichen Terrormethoden. | |
Es war schon immer ein Widerspruch [4][pakistanischer Politik], dass die | |
Taliban in Afghanistan angeblich „gut“ und die in Pakistan „schlecht“ s… | |
sollen. Damit die „Guten“ jetzt gegen die „Schlechten“ vorgehen, macht | |
Islamabad mit der Ausweisung hunderttausender Geflüchteter Druck auf Kabul. | |
Vielfach betrifft es Menschen, die erst nach der Machtübernahme der Taliban | |
in Kabul 2021 nach Pakistan geflohen sind, also Gegner und Opfer der | |
afghanischen Taliban. Ein zynisches Spiel auf dem Rücken der Flüchtlinge. | |
1 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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