# taz.de -- Nach Lindners Vorstoß zum Kohleausstieg: Deutschland plant zu kurz | |
> Die Bundesregierung wollte den Kohleausstieg „idealerweise“ auf 2030 | |
> vorziehen. Dafür fehlen noch etliche Maßnahmen – und eine realistische | |
> Planung. | |
Bild: Bundesfinanzminister Christian Lindner | |
Er zündelt wieder. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) [1][will | |
„die Träume von einem Ausstieg aus dem Kohlestrom 2030 beenden“], solange | |
nicht klar sei, dass Energie verfügbar und bezahlbar ist. Das hat er dem | |
Kölner Stadtanzeiger in einem Interview gesagt. Im Koalitionsvertrag nimmt | |
sich die Regierung aber genau das vor: den Kohleausstieg nicht erst 2038, | |
wie es das Kohleausstiegsgesetz bisher vorschreibt, sondern „idealerweise“ | |
schon bis zum Ende dieses Jahrzehnts. | |
Natürlich ist der Ausstieg keine einfache Aufgabe. Deutschland verbraucht | |
viel Strom. Der Bedarf wird [2][in Zukunft sogar noch steigen], wenn zum | |
Beispiel immer mehr Autos elektrisch statt mit Benzin und Diesel laufen | |
sollen. | |
Die Bundesregierung werkelt gerade an einer Kraftwerksstrategie. Die soll | |
sicherstellen, dass das Stromnetz 2030 jederzeit stabil läuft. Mindestens | |
80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms sollen dann aus | |
erneuerbaren Energien stammen. Dazu müssen noch sehr viele Windräder und | |
Solaranlagen gebaut werden. Den Rest müssen andere Kraftwerke liefern, etwa | |
Gaskraftwerke. | |
Tatsächlich deutet sich an, dass Deutschland bisher nicht mit genug | |
Kapazität plant. Zu diesem Schluss ist kürzlich etwa das Science Media | |
Center gekommen, das mit Zahlen aus Robert Habecks Wirtschaftsministerium | |
zur geplanten Kraftwerksstrategie eigene Berechnungen angestellt hat. Ob es | |
noch eine Lücke gibt und wie groß sie ist, hängt aber auch davon ab, wie | |
sich der Verbrauch 2030 gestaltet. Schafft es Deutschland zum Beispiel, | |
dass Verbraucher:innen Strom [3][besonders dann nutzen], wenn er gerade | |
reichlich verfügbar ist? Ein Selbstläufer ist das alles nicht. | |
Aber: Deutschland muss seine Treibhausgasemissionen senken. Das ist keine | |
Geschmacks-, [4][sondern eine Überlebensfrage]. Dafür kann der | |
Kohleausstieg nicht erst 2038 kommen. Es ist die Aufgabe der | |
Bundesregierung, das zu gestalten – statt nötige Vorhaben wieder | |
aufzukündigen. | |
1 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Lindner-gegen-Kohleausstieg-2030/!5966983 | |
[2] /Prognos-Studie-zum-Strombedarf-2030/!5781247 | |
[3] /Problem-fuer-erneuerbare-Energien/!5943287 | |
[4] /Kampf-gegen-Klimakatastrophe/!5944181 | |
## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
## TAGS | |
Kohleausstieg | |
Christian Lindner | |
Erneuerbare Energien | |
Energiewende | |
Kohleausstieg | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimasabotage | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Energiewende: RWE bleibt länger bei Braunkohle | |
Geht es nach dem Konzern, sollen zwei Braunkohle-Blöcke ein Jahr länger | |
laufen. Laut Greenpeace sind das besonders dreckige Anlagen. | |
Grünen-Chefin in der Lausitz: Vertrauen bilden im Kohlerevier | |
Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang besucht zwei Tage lang die Lausitz. Der | |
Ausstieg aus der Kohle ist ein Reizthema. Lang wirbt um Vertrauen. | |
Peter Altmaier über GEG, Habeck und FDP: „Der Streit hat doch was Gutes“ | |
Ex-Wirtschaftsminister Altmaier ist besorgt über die gesellschaftliche | |
Polarisierung beim Klimaschutz. Den Heizungs-Kompromiss hält er für | |
richtig. |