# taz.de -- „Goofy“ ist Jugendwort des Jahres: Resilient und unverdorben | |
> Sie nehmen Rückschläge gelassen hin und sich selbst nicht ganz so ernst: | |
> Warum der Siegeszug von „goofy“ eine gute Nachricht ist. | |
Bild: Leidet ganz bestimmt nicht am Main-Character-Syndrom: Disneys Goofy | |
Wenn Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner meint, [1][einen enttäuschten Brief | |
schreiben zu müssen], ist das ja für gewöhnlich ein Indikator dafür, dass | |
etwas gesellschaftlich in die richtige Richtung geht. Als „so harmlos wie | |
ein Babyfurz“ [2][beschrieb er] die Auswahl von Vokabeln, die laut | |
Langenscheidt-Verlag bei jungen Leuten aktuell besonders gut ankommt. Wer | |
schon mal einen Babyfurz gerochen hat, weiß, dass daran absolut gar nichts | |
harmlos ist. Aber das nur am Rande. | |
Es war also mal wieder that special time of the year, in der [3][das | |
Jugendwort des Jahres] gekürt wird. Seitdem das junge Publikum die Wörter | |
selbst einreichen und bestimmen darf und nicht mehr eine Jury, die sich auf | |
Klausurtagungen komplett verkopfte Möchtegern-Ausdrücke wie | |
„Gammelfleischparty“ (Ü30-Party) oder „Smombie“ (Kofferwort aus | |
„Smartphone“ und „Zombie“) ausdenkt, wird die Entscheidung fast mit so | |
etwas wie Spannung erwartet. | |
„Goofy“ heißt der diesjährige Gewinner. Und das ist eine ausgesprochen gu… | |
Nachricht. „Als ich jung war, sagten wir: Arschloch, Scheiße, Wichser. Wo | |
ist die Power, die Aggression?“, zetert Wagner und zeigt, dass er da was | |
nicht ganz verstanden hat. „Goofy“ ist keine blutleere Beleidigung. Es ist | |
überhaupt keine Beleidigung. Es ist ein Adjektiv, und die Menschen, die es | |
umschreibt – die Goofs – sind freundlich, treu und naiv, nehmen Rückschlä… | |
gelassen bis gleichmütig hin und sich selbst nicht ganz so ernst. Sie | |
verlieren selten die Beherrschung und blicken mit kindlicher Unschuld auf | |
das Chaos um sich herum. Sie sind unverdorben, sie sind glücklich. Sie sind | |
das, was wir alle sein wollen: resilient und das Gegenteil von toxisch. | |
Dass [4][die Generation Z] – eine Ansammlung junger Menschen, die während | |
der Coronapandemie groß wurde und mit dem Wissen aufwächst, die Klimakrise | |
noch so richtig abzubekommen, also als besonders gestresst und deprimiert | |
gilt –, dass die offenbar genug Anlass hat, sich untereinander auch mal als | |
„goofy“ zu bezeichnen, das ist doch schön. Das ist doch tröstend. | |
Und noch etwas: In Zeiten, in denen auf Social Media das | |
Main-Character-Syndrom um sich greift, in der also ständig jeder jeden | |
dafür kritisiert, zu narzisstisch und selbstergriffen zu sein, ist die | |
Würdigung eines ewigen Nebendarstellers (Disneys Goofy nämlich) besonders | |
heilsam. Denn irgendwer muss den humorlosen Hauptcharakteren (I’m looking | |
at you, Mickey Mouse) ja zeigen, wo’s langgeht. Und den Plot für uns alle | |
mit kindlicher Unschuld vorantreiben. | |
27 Oct 2023 | |
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[1] /Der-Stil-Franz-Josef-Wagners/!5603346 | |
[2] https://www.bild.de/politik/kolumnen/franz-josef-wagner/post-von-wagner-bet… | |
[3] /Jugendwort-des-Jahres/!t5251297 | |
[4] /Debuetroman-Lawinengespuer-ueber-Gen-Z/!5967792 | |
## AUTOREN | |
Leonie Gubela | |
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