# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Kooperation am Schwarzen Meer | |
> Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn reist Selenski nach Rumänien, um über | |
> Zusammenarbeit zu sprechen. Moskau attackiert den Süden und Osten der | |
> Ukraine. | |
Bild: Präsident Selenski und Premierminister Ciolacu am 10. Oktober in Bukarest | |
## Selenski in Bukarest: Gespräche über Sicherheitskooperation | |
Bei seiner ersten offiziellen Reise nach Rumänien seit Beginn des | |
russischen Angriffskrieges gegen sein Land würdigt der ukrainische | |
Präsident Wolodimir Selenski Rumänien als engen Partner. Bei einem Treffen | |
mit seinem rumänischen Kollegen Klaus Johannis sollte es um | |
Sicherheitskooperation in der Schwarzmeerregion gehen. | |
Das Nato- und EU-Mitgliedsland sei „ein Freund, der uns an unserem | |
dunkelsten Tag zu Hilfe gekommen ist und dessen Unterstützung mit der Zeit | |
stärker wird“, erklärte Selenski nach seiner Ankunft. In der Hauptstadt | |
Bukarest traf er den rumänischen Präsidenten Johannis. Es wurde erwartet, | |
dass die beiden über Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit in der | |
Schwarzmeerregion sprechen, wie aus einer Stellungnahme Selenskis im | |
vormals als Twitter bekannten Netzwerk X hervorging. | |
Es handelte sich um den ersten offiziellen Besuch Selenskis in Rumänien | |
seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im vergangenen | |
Jahr. [1][Für Millionen ukrainischer Kriegsflüchtlinge war Rumänien die | |
erste Anlaufstelle, bevor sie in andere Länder weiterzogen]. Etwa 85.000 | |
ukrainische Flüchtlinge sind derzeit in Rumänien registriert. | |
Die Ukraine und Rumänien hatten im August eine Vereinbarung unterzeichnet, | |
die den Export von ukrainischem Getreide über Rumänien ankurbeln soll, | |
nachdem Moskau die Gespräche über eine Wiederbelebung des von der Türkei | |
und den UN vermittelten Getreideabkommens scheitern ließ, mit dem unter | |
anderem der sichere Transport ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer | |
realisiert worden war. In der Folge ist die rumänische | |
[2][Schwarzmeerhafenstadt Constanta] zu einem wichtigen Umschlagsort für | |
ukrainisches Getreide geworden. | |
In den vergangenen Wochen [3][hat Russland mehrfach Donauhäfen attackiert] | |
– direkt auf der Rumänien gegenüberliegenden Flussseite. Rumänien hat den | |
Fund von Drohnenfragmenten auf seinem Territorium bestätigt – von der Art, | |
die die russische Armee im ukrainischen Grenzgebiet einsetzt. | |
„Die Ukraine ist dankbar für die Unterstützung Rumäniens, die unseren Staat | |
stärkt, sowie für die konstruktive Solidarität, die es unseren Nationen | |
ermöglicht, Sicherheitsgeber für die Welt zu sein, insbesondere im Bereich | |
der Ernährungssicherheit“, erklärte Selenski am Dienstag. (ap) | |
## Russlands Pläne für Wiederaufnahme von Atomwaffentests | |
Innerhalb einer Woche solle ein Mechanismus festgelegt werden, um Russlands | |
Ratifizierung des globalen Vertrags über den Stopp von Nukleartests (CTBT) | |
zurückzuziehen, teilte der Parlamentsabgeordnete Adalbi Schchagoschew am | |
Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Russland | |
schaffe damit Voraussetzungen wie in den USA, sagte in Moskau | |
Vizeaußenminister Sergej Rjabkow. | |
Die USA haben den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen | |
nie ratifiziert und könnten jeden Moment [4][Atomwaffen testen]. Der | |
russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hatte vorige Woche | |
angekündigt, dass die CTBT-Ratifizierung zurückgezogen werde. Das müsste | |
die vom Kreml kontrollierte Staatsduma beschließen. | |
Der Kreml hatte erklärt, dass Russlands Ausstieg aus dem Vertrag nicht | |
bedeute, dass die Atommacht sofort loslege mit Kernwaffentests. Präsident | |
Wladimir Putin hatte aber gesagt, dass Moskau wie Washington ebenfalls in | |
der Lage sein müsse, diese Tests durchzuziehen. Vizeaußenminister Rjabkow | |
betonte, dass Russland Nuklearwaffen nur testen werde, wenn dies auch die | |
USA täten. | |
Russland habe nun 23 Jahre darauf gewartet, dass sich in den USA etwas | |
bewege, das sei ausreichend Zeit gewesen, sagte Rjabkow. „Uns bleibt keine | |
andere Wahl, als hier unsere Position anzupassen.“ Putin habe zuletzt | |
klargemacht, dass Russland seine Testgelände auf die Wiederaufnahme solcher | |
Tests vorbereiten müsse. | |
Russland testet immer wieder nuklear bestückbare Interkontinentalraketen | |
und eine Vielzahl anderer neuer Waffen, allerdings ohne Atomsprengköpfe. | |
Künftig wären dann auch wieder Atomwaffentests möglich. Im Konflikt mit den | |
USA war Russland zuletzt aus mehreren Abrüstungsverträgen ausgestiegen. | |
Der Atomteststopp-Vertrag wurde 1996 verabschiedet, um die | |
Weiterentwicklung von Nuklearwaffen einzudämmen. Das globale Testverbot ist | |
zwar noch nicht in Kraft getreten, doch seit den 1990er Jahren haben sich | |
alle Staaten bis auf Nordkorea daran gehalten. Die CTBT-Organisation in | |
Wien betreibt ein globales Netzwerk an Messstationen, die Atomtests anhand | |
von Druckwellen sowie chemischen und nuklearen Spuren entdecken können. | |
Russland will auch künftig Daten von seinen eigenen 32 Stationen liefern. | |
(dpa) | |
## Hochrangige polnische Kommandeure reichen Rücktritt ein | |
Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Polen haben zwei hochrangige | |
Kommandeure der polnischen Streitkräfte ihre Ämter niedergelegt. Der Chef | |
des Generalstabs, General Rajmund Andrzejczak, sowie der operative | |
Kommandeur der Streitkräfte, General Tomasz Piotrowski hätten ihren | |
Rücktritt eingereicht, sagte eine Armeesprecherin am Dienstag der | |
Nachrichtenagentur PAP. Weder die Kommandeure noch das | |
Verteidigungsministerium äußerten sich zu den Hintergründen. Präsident | |
Andrzej Duda muss entscheiden, ob er die Rücktritte annimmt. | |
Nach polnischen Medienberichten gab es wachsende Spannungen zwischen den | |
beiden Generälen und Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. So hatte | |
Blaszczak kürzlich die Leitung der Rettungsmission für polnische Bürger in | |
Israel dem General Wieslaw Kukula übertragen, der der nationalkonservativen | |
Regierungspartei PiS nahesteht. Piotrowski habe sich dabei übergangen | |
gefühlt. | |
Bereits zuvor hatte der Minister Piotrowski öffentlich bloßgestellt, als er | |
sagte, dieser habe ihn nicht über [5][eine fehlgeleitete russische Rakete] | |
informiert, die im Dezember in einem Wald in Westpolen aufgeschlagen war. | |
Bei dem Einschlag wurde niemand verletzt. Das Geschoß wurde später zufällig | |
von einer Reiterin gefunden. (dpa) | |
## Neue russische Angriffe auf Süden und Osten der Ukraine | |
Die russische Armee hat in der Nacht auf Dienstag den Süden der Ukraine | |
erneut mit Dutzenden Drohnen angegriffen. Alleine über der Region Odessa | |
zerstörte die Luftabwehr nach Angaben der regionalen Militärverwaltung 23 | |
sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed. Bei Treffern auf | |
„regionale Objekte der logistischen Infrastruktur“ sei niemand verletzt | |
worden, schrieb der örtliche Militärverwaltungsleiter, Oleh Kiper, auf | |
Telegram. Genauere Angaben zu den getroffenen Zielen machte er nicht. | |
Insgesamt soll Russland dem ukrainischen Militär zufolge in der Nacht 36 | |
Kamikaze-Drohnen abgefeuert haben. Nach dem Start der Drohnen von der | |
russisch besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus hat die ukrainische | |
Luftverteidigung nach eigenen Angaben 27 der Drohnen über den | |
Küstenregionen Odessa, Mykolajiw und Cherson abgeschossen. | |
Auch aus dem Norden der Ukraine wurde russischer Beschuss gemeldet. In | |
einer Ortschaft [6][nahe der Frontstadt Kupjansk] in der Region Charkiw an | |
der Grenze zu Russland wurden am Dienstagmorgen nach Angaben lokaler | |
Behörden zwei Frauen und ein Polizist bei einem Raketeneinschlag verletzt. | |
Ukrainische Behörden vermuteten den Einsatz einer S-300-Rakete. Unabhängig | |
überprüfen lassen sich die Angaben nicht. | |
Russland führt seit bald fast 20 Monaten einen Angriffskrieg gegen die | |
Ukraine und überzieht das Nachbarland regelmäßig mit Drohnen-, Raketen- und | |
Artillerieangriffen. Die wegen der dortigen Schwarzmeer- und Donauhäfen | |
strategisch wichtigen Regionen im Süden der Ukraine werden dabei immer | |
wieder zum Ziel. (dpa) | |
## SPD-Politiker Özdemir fordert Flüchtlingsgipfel | |
Angesichts des starken Zuzugs geflüchteter Menschen nach Berlin fordert der | |
SPD-Politiker Orkan Özdemir einen städtischen Flüchtlingsgipfel. Der | |
Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) müsse so rasch wie möglich alle | |
Beteiligten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an | |
einen Tisch holen, sagte der Sprecher für Integration der SPD-Fraktion der | |
Deutschen Presse- Agentur. Dabei müsse besprochen werden, wie es bei der | |
Aufnahme, Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin | |
weitergehe. | |
Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022, in dessen Folge Berlin | |
Zehntausende ukrainische Flüchtlinge aufnahm, habe die damalige Regierende | |
Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) das Thema praktisch zur | |
Chefinnensache erklärt und gemeinsam mit der Sozialverwaltung viele | |
Maßnahmen koordiniert, sagte Özdemir. (dpa/bb) | |
## EU-Asylagentur: mehr als einer Million Asylanträge | |
Die Zahl der Asylanträge in den 27 Ländern der EU sowie der Schweiz und | |
Norwegen wird in diesem Jahr voraussichtlich die Millionenmarke | |
überschreiten. Wie die Zeitung „Welt“ mit Verweis auf neueste und bisher | |
unveröffentlichte Zahlen der EU-Asylagentur EUAA berichtete, wurden in | |
diesen Ländern seit Jahresbeginn mehr als 800.000 Asylanträge gestellt. Bis | |
zum Jahresende könnte demnach der höchste Wert seit 2016 erreicht werden. | |
Damals waren 1,23 Millionen Anträge gezählt worden. | |
Die größten Zuwächse verzeichneten laut der EU-Asylagentur Lettland mit | |
einem Anstieg von fast 170 Prozent und Estland mit knapp 120 Prozent. Dies | |
wird vor allem auf [7][illegale Migration aus Belarus infolge des | |
Ukraine-Kriegs] zurückgeführt. An dritter Stelle steht den Zahlen der | |
Asylagentur zufolge Deutschland mit 74 Prozent mehr Anträgen als im | |
vergleichbaren Vorjahreszeitraum. | |
Laut der EU-Asylagentur wurde in Deutschland fast jeder dritte Asylantrag | |
von einem syrischen Staatsbürger gestellt, gefolgt von Migranten aus | |
Afghanistan und der Türkei. Den größten Rückgang von Asylanträgen | |
verzeichneten demnach Dänemark, Malta, Zypern und Österreich. (afp) | |
## USA: Lieferung von Munition an Israel und die Ukraine | |
Die USA unterstützen Israel mit der Lieferung von Munition. Es seien | |
bereits Flugzeuge abgehoben, die dringend benötigte Ladungen und | |
militärische Ausrüstung ans Mittelmeer bringen sollten, erfuhr die | |
Nachrichtenagentur AP am Montag (Ortszeit) aus dem | |
US-Verteidigungsministerium. Das Pentagon prüfe Bestände im Hinblick | |
darauf, was sonst noch schnell geschickt werden könne. Einzelheiten über | |
die Lieferungen wurden nicht mitgeteilt. | |
In den USA wächst die Sorge, ob das Land in der Lage ist, Israel und die | |
Ukraine parallel mit Waffen und Munition zu beliefern. Der Kongress müsse | |
schnell mehr Mittel bewilligen, damit die Vereinigten Staaten beide Länder | |
ausstatten könnten, mahnte die für das Heer zuständige Staatssekretärin im | |
US-Verteidigungsministerium Christine Wormuth am Montag. „Die Absicht ist, | |
Israel zu unterstützen“, sagte sie. „Aber insbesondere bei der Munition und | |
der Fähigkeit, Israel und die Ukraine gleichzeitig zu unterstützen, werden | |
zusätzliche Mittel benötigt, um unsere Kapazität zur Ausweitung der | |
Produktion zu erhöhen und dann auch für die Munition selbst zu bezahlen.“ | |
(ap) | |
## Selenski wechselt Chef der Gebietsverteidigungskräfte aus | |
In der Ukraine ist zum zweiten Mal seit Beginn des russischen Einmarsches | |
der Kommandeur der Gebietsverteidigungskräfte ausgewechselt worden. Am | |
Montag setzte Präsident Wolodimir Selenski per Erlass Generalmajor Anatolii | |
Barhylewytsch als neuen Chef ein. Zuvor war Ihor Tanzjura im gleichen | |
militärischen Rang entlassen worden. Tanzjura hatte den Posten seit Mai | |
vergangenen Jahres bekleidet. Zu den Gründen der Entlassung wurde bis zum | |
Nachmittag nichts bekannt. (dpa) | |
10 Oct 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Flucht-aus-der-Ukraine-nach-Rumaenien/!5838454 | |
[2] /Exportstau-in-der-Ukraine/!5864457 | |
[3] /Getreideexporte-aus-der-Ukraine/!5950038 | |
[4] /Russische-Drohungen-mit-Atomwaffen/!5884829 | |
[5] /Raketeneinschlag-in-Polen/!5895778 | |
[6] /Befreite-ukrainische-Stadt-Kupjansk/!5891033 | |
[7] /Die-Grenze-von-Litauen-nach-Belarus/!5948967 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Wolodymyr Selenskij | |
Atom | |
Russland | |
Rumänien | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Kolumne Krieg und Frieden | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Lawrow dankt Nordkorea | |
Russlands Außenminister Lawrow verspricht Nordkorea die „volle | |
Unterstützung und Solidarität“ Moskaus. Putin spielt Bedeutung der | |
ATACMS-Raketen herunter. | |
Christian Wehrschütz und der ORF: Reporter ohne Grenzen auf Distanz | |
Der Konflikt um den ORF-Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz geht | |
weiter. Ein Anwalt musste Reporter ohne Grenzen verlassen. | |
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Güterwaggonverkehr an der russischen Gre… | |
Dänemark will die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine ausweiten. | |
Satellitenfotos deuten auf mögliche Munitionslieferungen von Nordkorea an | |
Russland hin. | |
Lebensumstände russischer Migranten: Wenn Krieg dein Leben verbessert | |
Es ist fast ein Tabu unter denjenigen, die Russland nach dem Angriffskrieg | |
gegen die Ukraine verlassen haben. Doch einigen geht jetzt besser also | |
vorher. |