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# taz.de -- Gegendemo zum Einheitsfest in Hamburg: Ein Plakat verschwindet
> Wie angekündigt darf Deutschland nicht als „ein Stück Scheiße“ bezeich…
> werden. Doch der Protest gegen die Einheitsfeier bleibt friedlich.
Bild: „Zensiert“: Zu Beginn der Demo war der strittige Teil des Transparent…
Hamburg taz | Bereits eine Viertelstunde nach seinem Start am Hamburger
Hauptbahnhof wird der Demonstrationszug ausgebremst: „Stellt euch nicht so
an, macht die Straße frei“, ertönt es durch den Lautsprecher, als die
Teilnehmenden um 20 Uhr an der Lombardsbrücke zum Stehen kommen, mit Blick
auf die Binnenalster, wo die Bürgerfest-Feierlichkeiten mit blinkenden
Lichtern und herüberschwappender Musik in vollem Gange sind.
Die Polizei, die die Gegendemo gegen die Einheitsfeier mit großem Aufgebot
begleitet, will vor einer Fortsetzung zunächst das große Transparent mit
dem Schriftzug „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ verschwinden sehen.
Diesen Satz [1][hatten die Veranstalter ursprünglich zum Demo-Motto
erklärt], dann aber auf Einspruch der Behörden ein „Zensiert“
darübergeklebt.
Das „Zensiert“ ist nun abgerissen, der verbotene Satz steht wieder da. Für
den am Rand stehenden Passanten Mika ist die Aktion „eine Frechheit“. Die
soziale Spaltung vergrößere sich dadurch nur, außerdem gehe es bei dem
Feiertag um die Geschichte und nicht das Handeln der aktuellen Regierung.
Die Demo darf erstmal auf ihrer Route ins Schanzenviertel weiterziehen. Der
zweite unfreiwillige Stopp erfolgt um 20:45 Uhr. Das Transparent muss nun
endgültig eingerollt werden, außerdem wird die unerlaubte Vermummung von
Personen in dem an der Spitze laufenden schwarzen Block bemängelt. Die
Durchsage der Polizei wird mit Sprechchören à la „Alle Bullen sind
Schweine“ beantwortet. Auf einer Werbetafel am Straßenrand steht: „Wir
wünschen Hamburg einen schönen Tag der Deutschen Einheit 2023“.
Nach einigen Minuten geht es weiter, vorbei an zahlreichen Schaulustigen.
„Ich bin nicht deren Meinung, aber das muss ich auch nicht sein“, sagt
Thomas Fleckenstein. „Aber ich freue mich, dass wir das in Deutschland
machen können“, sagt er noch, bevor er den Straßenrand verlässt und zurück
in ein Lokal geht.
## Einzelne Festnahmen und mehrere Strafverfahren
Um 21:30 Uhr erreichen die Demonstrierenden dann den Schlusskundgebungsort
am Neuen Pferdemarkt im Stadtteil St. Pauli. „Wer hätte das gedacht?“,
höhnen die Sprecher*innen angesichts der Verzögerungen. Nach dem
offiziellen Ende der Versammlung kommt es zu einzelnen Festnahmen, laut
Polizei laufen mehrere Strafverfahren.
„Das ist schon ganz schön repressiv“, sagt Teilnehmerin Verena, die das
Geschehen mit etwas Abstand beobachtet. Die viele Polizei, Pferdestaffel
und das hektische Rennen und Geschubse hat bei ihr Angst ausgelöst. Sie
findet es schön, dass einige Menschen Solidarität mit den Festgenommenen
gezeigt haben und während des Zugriffs niemand allein gelassen wurde.
Zusammen mit ihrer Begleitung, Chris, wolle sie sich nun auf die Suche nach
einer Mahnwache vor einer Polizeistation machen.
Mit der Demo wollen die Organisator*innen klar machen, dass es ihrer
Meinung nach am Tag der Deutschen Einheit nichts zu feiern gibt. Das Land
bewege sich seit der „Annexion der DDR in das kapitalistische System der
Bundesrepublik“ nach rechts. Die „autoritäre Formierung in Deutschland“
habe den Boden für die „rassistischen Taten des NSU“ und das Aufkommen der
AfD bereitet.
3 Oct 2023
## LINKS
[1] /Tag-der-deutschen-Einheit-in-Hamburg/!5959851
## AUTOREN
Sven Bleilefens
## TAGS
Deutsche Einheit
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