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# taz.de -- Leiter übers Festival „Überjazz“: „Jazz war nie ein Planet …
> Das Hamburger Festival „Überjazz“ präsentiert, was auf klassischen
> Jazz-Festivals eher nicht zu hören ist.
Bild: Spielen in Hamburg zum ersten Mal als Headliner: Bala Desejo haben 2022 d…
taz: Herr Jahnke, genre-offener Jazz scheint beliebter denn je zu sein,
wenn man auf die Streamingdienste schaut. Merken Sie diese Offenheit bei
den Musiker*innen?
Heiko Jahnke: Die Digitalisierung hat angenehme Effekte. Früher musste man,
wenn man Jazzer werden wollte, den ganzen Kanon durchackern. Da konnte es
passieren, dass jemand in der Szene alt geworden ist, aber nie so
[1][wichtige Electronica-Künstler wie Aphex Twin] gehört hat. Dabei hat
sich Jazz immer aus allem gespeist, was drum herum passierte. Jazz war nie
ein Planet für sich.
Und heute?
Die Jazzmusiker*innen heute sind völlig anders sozialisiert. Die
Möglichkeit, sich ein ganzes musikalisches Universum online in ein paar
Stunden reinzuziehen – dafür hättest du früher Jahre gebraucht. Das hat
viel verändert. Diversität ist heute ein Muss. Man kommt als Veranstalter
mit gewissen Dingen nicht mehr durch, das finde ich absolut begrüßenswert.
Welche Musik erwartet die Besucher*innen beim Überjazz-Festival?
Der Terminus „Jazz“ ist vielleicht schon das Problem, da haben viele gleich
ein ganz bestimmtes Bild im Kopf. Man wird auf seine Kosten kommen, auch
wenn man sich in ganz anderen Genres verortet. Es ist ein Festival für
Music Lover. [2][Bex Burch] ist ein gutes Beispiel, die veröffentlicht
ihren „messy minimalism“ auf dem Label International Anthem, das sich
selbst nicht als Jazzlabel versteht. Die brasilianische Sängerin und
MPB-Legende [3][Joyce Moreno] ist zu Gast, wie auch ihre Enkel im Geiste,
die Band Bala Desejo, die 2022 einen Latin Grammy gewonnen hat. Auch
interessant: die ghanaische Sängerin Florence Adooni trifft auf die lebende
Discokugel [4][Carsten „Erobique“ Meyer].
Solche Bands unterscheiden Ihr Festival von anderen?
Als wir 2010 mit dem Überjazz anfingen, waren noch mehr Parteien ins
Programmatische involviert.
… wie der NDR und das Jazz-Büro …
Dadurch drohte es ins Fahrwasser vieler deutscher Jazzfestivals zu geraten.
Ein bisschen dies, ein bisschen das – mir fehlte da der rote Faden. Das
Endergebnis hatte seine Berechtigung, aber es hat sich nicht wie ein
Festival angefühlt, das es so nicht auch anderswo gegeben hätte. Ich wollte
die Sachen bündeln, die auf den meisten deutschen Festivals nicht gebucht
werden.
Viele Veranstalter*innen beklagen derzeit die fehlende Planbarkeit.
Sie auch?
Wir haben erst vor ein paar Wochen eine Absage einer Künstlerin bekommen,
ohne wirkliche Begründung. Für so ein Verhalten hätte ich früher wohl
deutliche Worte gefunden. In diesem Jahr denke ich – abhaken, was mache ich
stattdessen? Oder: Auf einmal möchte eine Band einen Flügel haben, wovon
vorher nie die Rede war. Auch nicht einfach, mit Flügeln kann man bei einem
kleinen Festival ja nicht um sich werfen.
31 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.zeit.de/kultur/musik/2023-07/aphex-twin-blackbox-life-recorder-…
[2] https://bexburch.com/
[3] https://www.joycemoreno.com/en/
[4] /Erobique-ueber-Filmmusik/!5564630
## AUTOREN
Jan Paersch
## TAGS
Jazz
Festival
Musik
Kampnagel
Jazz
Kolumne Großraumdisco
Jazz
Black History
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