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# taz.de -- Ausschreitungen in der Rigaer Straße: Keine Hilfe aus Angst vor Hi…
> In der Rigaer Straße bleibt ein Notruf über Stunden offenbar ohne
> Reaktion. Grund sollen Krawalle von Linksradikalen gewesen sein.
Bild: Notruf 110 und 112? Aber nur, wenns grade nirgendwo knallt
Berlin taz | Was, wenn man den Notruf ruft und über Stunden keiner kommt?
Eine Mitarbeiterin der taz klagt, genau dies sei ihr passiert. Am
Montagabend, berichtet sie, wurde in einem Haus in der Rigaer Straße, einem
linken Wohnprojekt, ein guter Freund von ihr tot in seinem Zimmer
aufgefunden. Der Mann, der ihn fand, ebenfalls ein guter Freund, habe
Feuerwehr und ärztlichen Notdienst gerufen, zum ersten Mal gegen 22 Uhr,
doch niemand sei gekommen.
Die taz-Journalistin kam im Laufe des Abends dazu, sie wohnt selbst nicht
in dem Haus. Bei einem erneuten Anruf beim ärztlichen Notdienst 116117 sei
der Freund an die Polizei verwiesen worden, die ihm aber gesagt habe, sie
käme nicht, aus Angst vor einem Hinterhalt.
Tatsächlich gab es am frühen Montagabend etwa 500 Meter entfernt, vor dem
linksradikalen [1][Hausprojekt Rigaer Straße 94], Ereignisse, die diesen
Gedanken nicht abwegig erscheinen lassen. „Es war dort einiges los“, sagt
die taz-Kollegin, es war der dritte Jahrestag der [2][Räumung der
Liebigstraße 34] direkt um die Ecke.
Laut Polizei standen etwa 40 Menschen auf der Straße vor der Rigaer 94 und
entzündeten Feuer. Eintreffende Beamte, so die Polizeimeldung, seien mit
Steinen und Pyrotechnik beworfen worden, zehn Kollegen hätten
„Atemwegsreizungen, Knalltraumata und Prellungen“ erlitten. Kurz darauf
seien Polizisten in die Liebigstraße gerufen worden, im ehemals besetzten
Haus sei eine leer stehende Wohnung aufgebrochen worden. Auch dort seien
Beamte mit Pyrotechnik beworfen, aber nicht getroffen worden.
## Dürfen Rettungskräfte und Polizei Notrufe ignorieren?
Der Beamte am Telefon empfahl dem Freund, er könne ja zur Ecke
Rigaer/Proskauer Straße kommen, dort stünden viele Beamte und man könne
reden, aber sie würden nicht zu dem Haus, von dem der Notruf kam, kommen.
Die taz-Mitarbeiterin berichtet, sie sei mit dem Freund dorthin gegangen,
wo zahlreiche Polizeibeamte in Wartestellung standen.
Sie hätten den Einsatzleiter inständig gebeten, einen Arzt zu schicken, und
beteuert, dies sei kein „Fake“, man brauche Hilfe. Erst dann und nach
Vorlage ihres Journalistenausweises habe man ihnen geglaubt.
Schließlich seien zwei Polizisten und zwei Kriminalbeamt*innen
mitgekommen. Nach deren Bestätigung, dass es tatsächlich eine Leiche im
Haus gebe, sei gegen halb drei nachts der Arzt gekommen. Die Todesursache
sei noch unklar, so die Journalistin. „Was wäre, wenn mein Freund noch am
Leben gewesen wäre und Hilfe gebraucht hätte?“, fragt sie.
Eine Anfrage der taz, ob Rettungskräfte und Polizei wirklich einen Notruf
ignorieren dürfen, weil es in der Nachbarschaft Konflikte gibt, wurde bis
Redaktionsschluss nicht beantwortet. Die Polizei erklärte, die Vorwürfe
erforderten eine gründliche Aufarbeitung, eine Stellungnahme könne
frühestens am Mittwoch erfolgen.
Die Feuerwehr erklärte am Dienstagabend, der Notruf sei gegen 22:21
eingegangen. Da es sich um eine „unzweifelhaft tote Person“ gehandelt habe,
sei die Angelegenheit an die Polizei übergeben worden.
Nachtrag: Die Polizei erklärte am Donnerstag, bei ihr sei kein Notruf
eingegangen. Sie sei um 22:21 Uhr von der Feuerwehr über eine tote Person
in dem Haus informiert worden. Es sei also „keine besondere
Eilbedürftigkeit gegeben“ gewesen, so dass man „nach Maßgabe freier
Dienstkräfte“ jemanden geschickt habe. Um 0:19 Uhr sei eine Streife
gekommen, kurz darauf ein Bereitsschaftsarzt erschienen, der amtlich den
Tod festgestellt habe.
10 Oct 2023
## LINKS
[1] /Rechtsstreit-um-Rigaer-Strasse-94/!5901970
[2] /Raeumung-Liebigstrasse-14-in-Berlin/!5127477
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Polizei Berlin
Notarzt
Rettungsdienst
Rigaer Straße
Rigaer94
Krawalle
Demonstrationen
Linke Szene
IG
Rettungsdienst
Liebig34
Wochenkommentar
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