| # taz.de -- Berlins schwarz-roter Senat: Wieder Rauswurf im Hause Spranger | |
| > Die SPD-Innensenatorin will ihre Staatssekretärin für Sport, | |
| > Böcker-Giannini, entlassen. Angeblich hat sie schon Hausverbot. Die nimmt | |
| > das nicht hin. | |
| Bild: Böcker-Giannini soll nach Willen von Senatorin Spranger (beide SPD) nich… | |
| Berlin taz | Die SPD-geführte Innenverwaltung ist senatsintern zum | |
| gefährlichsten Pflaster fürs Leitungspersonal geworden: Senatorin Iris | |
| Spranger ist nach übereinstimmenden Aussagen aus der SPD dabei, ihre für | |
| Sport zuständige Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini zu entlassen. | |
| Schon im Februar hatte sich Spranger von Torsten Akmann getrennt, der seit | |
| 2016 Staatssekretär für Inneres war. Das Besondere im Fall Böcker-Giannini: | |
| Sie soll bereits Hausverbot in der Senatsverwaltung haben und geht per | |
| Anwalt öffentlich gegen ihren Rauswurf vor. | |
| Böcker-Nannini, zuvor drei Jahre lang SPD-Abgeordnete im Berliner | |
| Landesparlament, hatte ihren Job in der Innenverwaltung nach der Wahl 2021 | |
| übernommen und blieb auch in der Ende April gebildeten neuen schwarz-roten | |
| Koalition im Amt. Sie, [1][die an der Deutschen Sporthochschule studierte | |
| und in Heilpädagogik promovierte], galt als aus ausgewiesene Expertin für | |
| ihren Bereich. Persönlich aber soll es zunehmend zwischen ihr und Spranger | |
| nicht gepasst haben. In der SPD heißt es, man habe beiden zugeredet, das | |
| Verhältnis zu kitten oder gesichtswahrend auseinanderzugehen – was nun | |
| gerade nicht funktioniert hat. Letztlicher Anlass für die Trennung soll die | |
| Finanzierung der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Berlin sein, wo | |
| angeblich zu wenig Geld eingeplant war. | |
| Dass eine von Entlassung bedrohte Führungskraft sich anwaltlich beraten und | |
| vertreten lässt, ist dabei nicht ungewöhnlich. Bislang unerhört in der | |
| Berliner Landespolitik ist aber, die Sache auf diesem Wege öffentlich | |
| kritisieren zu lassen. Zudem war ihr Anwalt, Ralf Kleindiek, bis vor rund | |
| fünf Monaten selbst noch [2][für Digitalisierung zuständiger | |
| Staatssekretär] in Sprangers Senatsverwaltung. Er verlor diesen Job aber | |
| nicht nach einem Rauswurf durch sie, sondern weil die nun CDU-geführte | |
| Senatskanzlei von Kai Wegner seinen Bereich übernahm. | |
| Die Trennung droht dabei zu einem politischen Rosenkrieg zu werden. | |
| Kleindiek wird [3][vom RBB so zitiert]: „Meine Mandantin wird es nicht | |
| hinnehmen, dass ihre persönliche und berufliche Integrität durch das | |
| Vorgehen von Frau Innensenatorin Spranger beeinträchtigt wird.“ Die | |
| Innenverwaltung wiederum spricht der taz gegenüber von „haltlosen | |
| Anwürfen“, will sich aber nicht weiter äußern und auch eine Entlassung | |
| nicht bestätigen. „Auch wenn es zulasten der Senatsverwaltung geht, | |
| bedeutet ein verantwortungsbewusster Umgang, dass wir auch weiterhin den | |
| Persönlichkeitsrechten von Frau Dr. Böcker-Giannini den Vorrang einräumen“, | |
| hieß es am Dienstag von Sprangers Sprecherin Sabine Beikler. | |
| ## Gespräch mit der SPD-Spitze | |
| Die Berliner SPD-Doppelspitze, Raed Saleh und Franziska Giffey, hat sich | |
| bislang nicht offiziell zu der Sache geäußert. Aus der Parteiführung drängt | |
| man aber auf einen respektvollen Umgang mit der Staatssekretärin. Zu hören | |
| ist auch, dass es zügig ein Gespräch von Saleh und Giffey mit Spranger | |
| geben soll. Die SPD-Spitze gibt der Senatorin zudem vor, dass auf | |
| Böcker-Giannini auf jeden Fall wieder eine Frau folgen soll. | |
| Anwalt Kleindiek zieht Berichten zufolge Sprangers Befugnis in Zweifel, | |
| seine Mandatin überhaupt entlassen zu können, und weist das der | |
| Senatskanzlei zu. Dort ist man darüber erstaunt. „Der Sachverhalt liegt im | |
| Verantwortungs- und Regelungsbereich der Innenverwaltung“, sagte | |
| Senatssprecherin Christine Richter der taz. | |
| Rein formell ist es so, dass ein Senatsmitglied, das sich von einer | |
| Staatssekretärin trennen will, dazu eine Vorlage für die Senatssitzung | |
| einreicht, über die die Landesregierung dann entscheidet. Es ist aber kein | |
| einziger Fall bekannt, in dem der Senat einem solchen Entlassungsantrag | |
| nicht gefolgt wäre. Am Dienstagmittag lag in der Senatskanzlei laut | |
| Sprecherin Richter ein solches Schreiben noch nicht vor. | |
| 3 Oct 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/sen/inneres/ueber-uns/hausleitung/staatssekretaerin-n… | |
| [2] https://www.berlin.de/moderne-verwaltung/aktuelles/immer-gut-informiert/art… | |
| [3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-innensenatorin-spranger… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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