Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Irritation um ARD-Faktencheck: Netto importiert Deutschland Strom
> Luisa Neubauer erklärt in einer Talkshow für „Fake News“, dass
> Deutschland mehr Elektrizität aus- als einführe. Das stimmt so nicht
> ganz.
Bild: Wie viel Strom Deutschland importiert oder exportiert, ist kompliziert
Freiburg taz | Deutschland [1][importiert derzeit so viel Strom wie nie]
zuvor. Im August belief sich der Importsaldo auf einen Rekordwert von 5,8
Milliarden Kilowattstunden. Seit April waren alle Monate in der Summe
Importmonate, was im Sommer zwar nicht ungewöhnlich ist, doch die Mengen
sind heute deutlich höher als früher. Die internationalen Stromflüsse
rückten nun durch die ARD-Sendung „Maischberger“ ins öffentliche Blickfeld
– speziell auch durch den Umgang der hausinternen Faktenchecker mit
Aussagen in der Sendung.
Denn der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hatte in der
Talkshow gesagt: „Wir importieren Strom aus dem Ausland.“ Daraufhin
behauptete [2][Klimaschutzaktivistin und Grünen-Mitglied Luisa Neubauer]:
„Wir sind Netto-Exporteur. Das ist wirklich Fake News, was Sie hier
verbreiten. Wir sind Netto-Stromexporteur.“
Skurril wurde dieser Vorfall, weil die ARD-Faktenchecker – korrigiert immer
wieder durch Nutzer der sozialen Medien – vier Anläufe brauchten, um die
eigentlich unmissverständlichen Aussagen, die in der Sendung gefallen
waren, korrekt zu analysieren. Erst danach hieß es zutreffend, die Aussage
Neubauers, Deutschland sei Netto-Stromexporteur, sei „nicht korrekt“, die
vorangegangene Aussage Blumes also „keine ‚Fake News‘“.
Auch der [3][Import von Atomstrom aus Frankreich] war in der Sendung Thema.
„Wir importieren keinen französischen Atomstrom“, hatte Neubauer gesagt.
Doch auch diese Aussage, so schlussendlich die Faktenchecker, müsse
„konkludent als nicht haltbar bewertet werden“.
## Frage der Genauigkeit
Anders als der Importsaldo lassen länderspezifische Aussagen allerdings
Interpretationsspielraum. Das liegt daran, dass es einerseits den
physischen und andererseits den kaufmännischen Import gibt. Ein Beispiel:
Österreich kauft in Frankreich Strom, Deutschland ist dann Transitland.
Dann tauchen die Mengen kaufmännisch in der deutschen Bilanz nicht auf, sie
schlagen sich gleichwohl physisch als Import aus Frankreich und als Export
nach Österreich nieder.
Auch wegen des Transits flossen seit Jahresbeginn gut fünf Milliarden
Kilowattstunden physisch aus Frankreich nach Deutschland, zugleich wurden
zwei Milliarden nach Österreich und fünf Milliarden nach Polen exportiert.
Kaufmännisch bezog [4][Deutschland vor allem aus Dänemark große Mengen an
Strom], nämlich 9,5 Milliarden Kilowattstunden seit Jahresbeginn. Zwar
verkaufte Deutschland per Saldo in diesem Jahr bislang Strom nach
Frankreich, doch diese Bilanz fußt noch auf einem starken Export nach
Frankreich in den ersten vier Monaten des Jahres. Seit Mai kauft
Deutschland in der Summe Strom aus Frankreich.
Anm. d. Red: In einer vorherigen Version des Teasers stand, Luisa Neubauer
habe erklärt, dass Deutschland mehr Strom ein- als ausführe. Das ist nicht
korrekt. Luisa Neubauer sagte, wie im Text richtig steht, Deutschland sei
Netto-Exporteur, führe also mehr Strom aus als ein. Wir haben den Fehler
korrigiert.
26 Sep 2023
## LINKS
[1] /100-Tage-Atomausstieg/!5950005
[2] /Portraet-von-Luisa-Neubauer/!5946749
[3] /100-Tage-Atomausstieg/!5950005
[4] /Globale-Energiewende/!5935675
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Strom
Export
Luisa Neubauer
Solarenergie
Schwerpunkt Atomkraft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Solarstrom für Elektroautos: Neues Förderprogramm gestartet
Zu Hause eigenen Solarstrom tanken, das wird nun vom Bund gefördert. Kritik
kommt vom Verbraucherschutz. Denn: Ein erheblicher Eigenanteil ist zu
leisten.
Energiewirtschaft in Europa: Atomoffensive bleibt aus
Trotz Energiekrise hat die Nuklearindustrie keine neuen Aufträge.
Stattdessen kollabieren ältere Meiler, während Baukosten für neue AKWs
steigen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.