| # taz.de -- Misstrauensvotum über Finnlands Regierung: Trotz Rassismusskandal … | |
| > Die Mitte-Rechtsregierung hat drei Misstrauensvoten überstanden. Die | |
| > Vier-Parteien-Koalition von Petteri Orpo kann erstmal weiter machen. | |
| Bild: Premierminister Petteri Orpo nach dem überstandenen Misstrauensvotum der… | |
| Stockholm taz | Gleich drei Misstrauensvoten hat der Ministerpräsident | |
| Petteri Orpo am Freitag im Reichstag in Helsinki überstanden. Ein | |
| Misstrauensvotum war gegen die gesamte Regierung gestellt worden, die | |
| beiden anderen gegen je ein Kabinettsmitglied der Wahren Finnen: die | |
| Finanzministerin und Parteivorsitzende Riikka Purra und den | |
| Wirtschaftsminister Wille Rydman. [1][Hintergrund waren deren rassistische | |
| Äußerungen]. | |
| Die Voten scheiterten letztendlich, weil die Abgeordneten der | |
| Regierungsparteien mit der Ausnahme einer Enthaltung geschlossen für ein | |
| fortgesetztes Vertrauen stimmten und von den vier Oppositionsparteien | |
| lediglich die ParlamentarierInnen von drei Parteien – Sozialdemokraten, | |
| Linkspartei und Grüne – gegen die Regierung beziehungsweise Purra und | |
| Rydman votierten, während sich die des rechtsliberalen Zentrums lediglich | |
| der Stimme enthielten. | |
| Antti Kurvinen, Fraktionsvorsitzender der Zentrumspartei, begründete dieses | |
| Votum mit dem Inhalt [2][eines am Mittwoch von der Regierung präsentierten | |
| Statements], in dem nun alle Kabinettsmitglieder versprochen haben, sich in | |
| Zukunft für Gleichstellung und Nichtdiskriminierung einzusetzen, und in dem | |
| es heißt: „Es ist kein Raum für Rassismus in Finnland.“ | |
| Die übrigen Oppositionsparteien hielten eine solche bloße Absichtserklärung | |
| für unzureichend und unglaubwürdig, vor allem auch deshalb, weil die | |
| [3][Wahre Finnen-Vorsitzende Purra] gleichzeitig erklärt hatte, dass sich | |
| die Politik ihrer Partei auch in Zukunft nicht ändern werde. | |
| ## Finnlands Ruf im Ausland sei schlechter | |
| Kurvinen machte allerdings klar, die Stimmenthaltung sei eine „Warnung“. | |
| Die Frage des Vertrauens in diese Regierung werde sich für seine Partei neu | |
| stellen, sollte es erneut „Flirts mit Rassismus“ geben: Finnlands Ruf im | |
| Ausland habe sich bereits jetzt stark verschlechtert, betonte er. | |
| Ähnlich äußerten sich auch Abgeordnete der Schwedischen Volkspartei, die | |
| der Regierung angehören und in deren Reihen es bis zuletzt Stimmen gegeben | |
| hatte, die Koalition nicht fortzusetzen. Unter ausdrücklichem Hinweis auf | |
| die Fraktionsdisziplin machten Partei- und Fraktionsführung allen | |
| ParlamentarierInnen zuletzt deutlich, dass es für eine Regierungspartei | |
| kein abweichendes Abstimmungsverhalten geben dürfe. | |
| Davon ließ sich die Partei auch nicht mehr abbringen, nachdem ausgerechnet | |
| in der Debatte über das Rassismus-Regierungsstatement am Mittwoch ein | |
| Abgeordneter der Wahren Finnen demonstrativ das N-Wort benutzt hatte und | |
| ein anderer Migranten als „Experten für Bandengewalt und Terrorismus“ | |
| bezeichnete. | |
| Auf Medienfragen, wie die Schwedische Volkspartei denn damit umgehe, wenn | |
| Abgeordnete der Regierung, der man selbst angehöre, sich im Reichstag so | |
| rassistisch äußerten, sagte der Fraktionsvorsitzende Otto Andersson | |
| lediglich: Solche Wortwahl halte er „für sehr unpassend“. Konsequenzen für | |
| die Haltung der Schwedischen Volkspartei habe das aber nicht. | |
| Die Wahre Finnen-Vorsitzende Purra erklärte demgegenüber, sie halte solchen | |
| Sprachgebrauch für unproblematisch. „Damit ist das letzte Fitzelchen an | |
| Glaubwürdigkeit gleich wieder verschwunden“, [4][twitterte die | |
| sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Pinja Perholehto]. | |
| 8 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rassistische-Aeusserungen-in-Finnland/!5954920 | |
| [2] https://valtioneuvosto.fi/en/-//10616/government-adopts-statement-to-parlia… | |
| [3] /Finnlands-Rechte-vor-dem-Mitregieren/!5941380 | |
| [4] https://twitter.com/pinjaperholehto/status/1699441059128905990 | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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