# taz.de -- Meduza-Auswahl 24.-30. August: Ein Schrein für Prigoschin | |
> In Sankt Petersburg wird um den Ex-Wagner-Chef getrauert. Manche glauben, | |
> Kyjiw sei für seinen Tod verantwortlich. Texte aus dem Exilmedium. | |
Bild: Das Grab von Wagner-Chef Prigoschin in Sankt Petersburg | |
Das [1][russisch-] und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den | |
wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza | |
in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme | |
gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter | |
[4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber | |
Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung] | |
gefördert. | |
In der Woche vom 24. bis 30. August 2023 berichtete Meduza unter anderem | |
über folgende Themen: | |
## Wagner-Gründer Prigoschin als Held verehrt | |
Am 23. August stürzte ein Flugzeug auf dem Weg von Moskau nach Sankt | |
Petersburg ab. An Bord waren zehn Passagiere, darunter der Wagner-Chef | |
Jewgeni Prigoschin und seine rechte Hand Dmitri Utkin. Einen Tag später | |
versammelten sich einige Einwohner Sankt Petersburgs sowie Wagner-Söldner | |
vor der ehemaligen Zentrale der Wagner-Gruppe in Sankt Petersburg, der | |
Geburtsstadt Prigoschins. In wenigen Stunden stand eine Art Gedenkstätte – | |
in der Prigoschin wie ein Held verehrt wird. | |
Die russische Reporterin Ekaterina Barkalowa, die für das unabhängige | |
Magazin Bumaga arbeitet, besuchte den Ort, der mit Blumen, Kerzen und | |
anderen Gaben geschmückt wurde. [6][Meduza veröffentlicht nun eine gekürzte | |
Übersetzung] (englischer Text) des ursprünglich [7][auf Russisch | |
erschienenen Berichts]. Mehrere Stimmen, die Barkalowa in ihrem Text | |
zusammenfasst, glauben, dass der Absturz eine „Provokation“ war und dass | |
sowohl die Ukraine als auch die russische Opposition dafür verantwortlich | |
seien. | |
## Wer darf zur Präsidentschaftswahl 2024 antreten? | |
Im März 2024 findet in Russland die Präsidentschaftswahl statt. Die | |
russische Präsidialverwaltung hat entschieden, wer antreten darf – und so | |
mit Wladimir Putin konkurrieren wird. [8][Meduza bezieht sich in diesem | |
Bericht] auf dem Kreml nahestehende Quellen (russischer Text). Sie | |
behaupten, dass das Hauptkriterium für die Auswahl der Kandidaten das Alter | |
sei. Mindestens 50 Jahre alt müssten die Kreml-Kandidaten sein. Putin ist | |
70 Jahre alt. Seitdem er dieses Alter erreicht habe, würden ihn die Beamten | |
anders behandeln: Früher hätten sie ihn „Erster“, „Chef“, „Oberster… | |
„Papa“ genannt, nun würden sie ihn meist „Großvater“ nennen. | |
Derzeit geht die russische Präsidialverwaltung davon aus, dass neben Putin | |
Vertreter von drei Parlamentsparteien zur Wahl antreten werden: der | |
Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF), der | |
nationalistisch-rechtspopulistischen LDPR und des Neuen Volkes. Der | |
Vorsitzende der Partei Gerechtes Russland, Sergei Mironow, hat bereits | |
angekündigt, dass seine Partei keinen eigenen Kandidaten aufstellen, | |
sondern Putin unterstützen werde. | |
## Wahlen in den annektierten Gebieten der Ostukraine | |
Die russische Zentrale Wahlkommission hat veröffentlicht, wer für die | |
Parlamentswahlen vom 8. bis 10. September in den von Russland annektierten | |
Gebieten der Ukraine antreten wird. In den annektierten Gebieten | |
Saporischschjas und Chersons sind 71 Prozent aller Kandidaten Einheimische. | |
Die meisten von ihnen wurden von der Kommunistischen Partei der Russischen | |
Föderation (KPRF) und von der Partei Gerechtes Russland nominiert. | |
[9][Meduza fasst in diesem Bericht] (russischer Text) zusammen, was | |
Journalisten des russischen unabhängigen Magazins Important Stories und des | |
Investigativprojekts Conflict Intelligence Team (CIT) [10][recherchiert | |
haben]. Ihre Erkenntnis: Viele der Kandidaten und Kandidatinnen sind | |
Hausfrauen, Kriegsveteranen und Politiker, die in vorherigen Wahlen immer | |
verloren hatten. | |
## 13 Jahre Haft für Investigativjournalisten möglich | |
Der Gründer von CIT, Ruslan Lewijew, könnte zu 13 Jahren Haft verurteilt | |
werden. Ihm und dem Journalisten Michael Naki wird in Abwesenheit der | |
Prozess in Russland gemacht – wegen „Fälschungen“ von Berichten über die | |
russische Armee. | |
Beide Journalisten wurden bereits vor Monaten zu “ausländischen Agenten“ | |
erklärt. Im August 2023 wurde das CIT von der russischen Staatsanwaltschaft | |
als „unerwünschte Organisation“ eingestuft. Sowohl Lewijew als auch Naki | |
befinden sich allerdings schon lange nicht mehr in Russland. Naki verließ | |
das Land im Sommer 2021, Lewijew kurz nach dem Ausbruch des Krieges im | |
Februar 2022. [11][Meduza berichtet über ihr Schicksal] (russischer Text). | |
30 Aug 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://meduza.io/ | |
[2] https://meduza.io/en | |
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[4] /Unser-Fenster-nach-Russland/!t5916992 | |
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[6] https://meduza.io/en/feature/2023/08/25/how-could-you-not-worship-a-hero | |
[7] https://paperpaper.ru/dvizhnya-budet-ya-dumayu-sereznaya-chto/ | |
[8] https://meduza.io/feature/2023/08/28/v-kremle-opredelilis-kto-poydet-na-pre… | |
[9] https://meduza.io/feature/2023/08/28/na-anneksirovannyh-territoriyah-ukrain… | |
[10] https://storage.googleapis.com/istories/stories/2023/08/28/eto-vi-ne-so-mn… | |
[11] https://meduza.io/news/2023/08/28/gosobvinenie-poprosilo-prigovorit-osnova… | |
## AUTOREN | |
Gemma Teres Arilla | |
Tigran Petrosyan | |
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