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# taz.de -- Reform des College-Sports: Fernsehsport first
> Das Sportfördersystem in den USA halten viele für vorbildhaft. Im Zuge
> der Kommerzialisierung wird das aber zu seinem Nachteil reformiert.
Bild: College-Football, hier Oregon State Beavers gegen San Jose State Spartans…
Die olympischen Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik in Deutschland
sind international ins Hintertreffen geraten, das haben zuletzt die
Weltmeisterschaften der vergangenen Wochen offenbart. Und im Diskurs über
die vermeintliche deutsche Sportkrise wird nun immer häufiger neidisch auf
die USA geschielt.
Die konstante Sportweltmacht, so hört man in den vergangenen Wochen
unermüdlich, verfüge [1][über das perfekte System der Talentförderung.] An
den amerikanischen Colleges könne man Berufsausbildung und Sport mühelos
kombinieren. Das Resultat seien kontinuierliche Medaillengewinne bei
Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.
Die Athleten, die dieses System durchlaufen, wissen, was sie daran haben.
Gleichzeitig machen sie sich in diesen Tagen große Sorgen darum. So schrieb
die einstige Schwimm-Olympiasiegerin Summer Sanders, 50, am Wochenende
[2][auf ihren Social-Media-Kanälen]: „Es macht mich traurig, was derzeit
mit dem College-Sport passiert. Bitte vergesst nicht, dass olympische
Sportler das College brauchen, um sich ihre Träume zu erfüllen.“
Grund für das Lamento von Sanders ist eine immer rasantere
Kommerzialisierung und Durchprofessionalisierung des College-Sports. Die
New York Times nannte das heutige College-Sport-System einen vollkommen
„unregulierten kapitalistischen Wilden Westen“.
## Andere Ligen für mehr TV-Geld
Jüngster Stein des Anstoßes ist die Umsortierung der sogenannten
Conferences im College-Sport. Im historisch gewachsenen akademischen Sport
messen sich seit 100 Jahren und länger Universitäten in Mini-Ligen mit
meist regionalen Rivalen. Der nationale Wettbewerb der besten Mannschaften
aus den „Konferenzen“ wurde nachträglich auf dieses System aufgepfropft.
Nun wird dieses System jedoch ad absurdum geführt. Zum neuen akademischen
Jahr haben sich zwei der athletisch stärksten Colleges aus Nordkalifornien
der American Atlantic Conference im Osten angeschlossen. Die ruhmreiche
Pacific-12 Conference ist damit in ihrer Existenz bedroht.
Dabei geht es ausschließlich um das Geld. Der Wechsel setzt den Trend zu
nationalen „Super-Conferences“ fort, die sich leichter vermarkten lassen.
Mit den kalifornischen Teams kann die atlantische Liga deutlich höhere
Beträge für TV-Rechte abrufen. Der Trend, so die New York Times, geht hin
zu einem Modell europäischer Profi-Ligen mit Auf- und
Abstiegsmöglichkeiten.
Das Geld (die Atlantic Coast Conference erwirtschaftete etwa im vergangenen
Jahr rund 617 Millionen Dollar) wird freilich nicht mit den olympischen
Sportarten verdient, [3][sondern mit Fernsehsportarten wie Football] und
Basketball. Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik, Rudern oder Ringen
sind vergleichsweise kaum rentabel.
## Der Charakter verändert sich
Worum sich Olympiasportler wie Sanders nun Sorgen machen, ist, dass für sie
das verlorengeht, was das System so effizient macht. Anstatt Studium und
Sport perfekt zu kombinieren, um sich auf Olympia vorzubereiten, sitzen sie
ständig im Flieger, um auf der anderen Seite des Landes Rennen zu schwimmen
und zu laufen. Klassische regionale Rivalitäten, welche die Sportler über
Generationen motiviert haben, gehen verloren. Der ganze Charakter des
College-Sports verändert sich.
Aber Schwimmer und Läufer waren in den USA eben noch nie so wichtig wie
Football-Spieler, die sich im nationalen Fernsehen für Profiverträge
empfehlen wollen. Allerdings wird es dem Publikum dann schon auffallen,
wenn bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 die Medaillenausbeute
nicht ganz so ausfällt wie erhofft.
6 Sep 2023
## LINKS
[1] /Erfolgreiche-Deutsche-Zehnkaempfer/!5951181
[2] https://www.instagram.com/p/CwqWfNDyv_s/
[3] /American-Football/!5739066
## AUTOREN
Sebastian Moll
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