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# taz.de -- Nach dem Militärputsch in Gabun: Ein Küsschen für die Ehefrau
> Putschistengeneral Brice Oligui Nguema hat sich zum Staatschef in Gabun
> vereidigen lassen. Er wolle freie Wahlen abhalten.
Bild: General Brice Oligui Nguema schwört sich als Präsident ein
Kampala taz | Mit einer Militärparade vor dem Präsidentenpalast ist am
Montag Gabuns neuer Staatschef in der Hauptstadt Libreville begrüßt worden.
Anschließend stellte sich General Brice Oligui Nguema in roter
Offiziersuniform, geschmückt mit zahlreichen Auszeichnungen, im
Präsidentenpalast vor die Kameras und hob den rechten Arm: „Ich schwöre vor
Gott und im Namen des Volkes, dass ich das republikanische System in voller
Treue bewahren werde, dass ich die Charta des Übergangs und das Gesetz
respektieren werde, dass ich den Zustand der Demokratie, die Unabhängigkeit
des Vaterlandes und die Integrität des nationalen Territoriums respektieren
werde.“
Etwas schüchtern, noch nicht ganz selbstsicher, stellte der 48-jährige
General anschließend dem Volk seine Frau vor, küsste sie etwas linkisch,
umarmte seine Eltern. Oliguis Familie ist über ein paar Ecken mit dem Clan
des abgesetzten Präsidenten Ali Bongo verwandt. Dann stellen sich alle
Generäle und jetzigen [1][Mitglieder des Übergangsrates] um ihm herum zum
Gruppenfoto zusammen.
„Als historischen Wendepunkt“ bezeichnen die Kommentatoren des
Staatsfernsehens in Gabun die Amtseinführungsveranstaltung. Das sei ein
Moment, an welchen sich die zukünftigen Generationen Gabuns noch oft
erinnern werden, heißt es im Kommentar.
Als Vorsitzender des Übergangsrates, der das Land nun nach dem Sturz von
Präsident Ali Bongo und der Auflösung der Verfassung und aller anderen
Institutionen regieren soll, hat Oligui bereits am Freitag vergangene Woche
angekündigt, dass er demokratische, freie und faire Wahlen abhalten, eine
demokratische Verfassung ausarbeiten sowie die Würde des Volkes wieder
herstellen wolle. Einen Zeitrahmen dafür nannte er nicht. Doch er
versicherte, er werde nicht die „gleichen Fehler wiederholen“, indem
dieselben Leute viel zu lange an der Macht blieben.
## Macht ohne Blutvergießen übernommen
Dafür wird er [2][landesweit vor allem von den Jugendlichen bejubelt]. Das
ölreiche Land, dessen rund 2,3 Millionen Einwohner in absoluter Armut
leben, wurde über 50 Jahre lang von der Familie Bongo regiert. Der
64-jährige, vergangene Woche abgesetzte Präsident Ali Bongo hatte das
Präsidentenamt 2009 von seinem Vater Omar Bongo übernommen, der seit 1967
regiert hatte. Zahlreiche Minister der ehemaligen Bongo-Regierung waren zur
Inauguration von Oligui in den Präsidentenpalast gekommen, wurden aber von
Anhängern der Putschisten ausgebuht.
Im Anschluss an Oliguis Rede gab es Applaus und Standing Ovations. Oligui
betonte, das Militär habe die Macht ohne Blutvergießen übernommen und
versprach: „Mit der neuen Regierung, die aus erfahrenen Leuten besteht,
werden wir allen eine Chance geben zu hoffen.“
Als bisheriger Kommandant der Präsidentengarde wird Oligui selbst als
Produkt der Bongo-Autokratie betrachtet. Bereits unter Vater Omar Bongo
hatte er als einer seiner engsten Leibwächter fungiert, war dann aber von
Sohn Ali Bongo als Botschafter im Ausland jahrelang kaltgestellt worden,
bis der ihn 2019 als Geheimdienstchef der Präsidialgarde zurückholte. 2020
stieg er zum Kommandanten der Präsidialgarde auf.
Neben Lob melden sich zur Amtseinführung auch Stimmen, die fürchten, dass
das Land nun wie viele andere westafrikanische Länder in eine
Militärdiktatur abdriftet. Die [3][EU äußerte sich hingegen weniger
kritisch]: „Natürlich sind Militärputsche nicht die Lösung“, sagte der
Außenbeauftragte Josep Borrell, „aber wir dürfen nicht vergessen, dass es
in Gabun Wahlen voller Unregelmäßigkeiten gegeben hat.“
4 Sep 2023
## LINKS
[1] /Machtuebernahme-in-Gabun/!5957184
[2] /Nach-dem-Sturz-des-alten-Familienclans/!5953336
[3] /Staatsstreich-in-Gabun/!5953296
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Gabun
Militärputsch
Wahlen
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