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# taz.de -- Kandidatur für Präsidentschaftswahl: Foxconn-Chef will Taiwan fü…
> Der Gründer des Apple-Produzenten will Präsident Taiwans werden. Bei
> einer chinafreundlichen Partei hat es nicht geklappt, nun macht er es
> allein.
Bild: Terry Gou verkündet auf einer Pressekonferenz am 28.08.2023 seine Kandid…
Taipeh taz | Als Terry Gou sich am Montagmorgen begleitet von bombastischer
Musik und mit einer Baseballmütze mit Taiwans Nationalflagge drauf
inszenierte und seine Kandidatur für die taiwanischen
Präsidentschaftswahlen im Januar ankündigte, fiel es schwer, keine
Parallelen zur US-Politik zu ziehen: ein Superreicher, der als politischer
Quereinsteiger mit den etablierten Kräften aufräumen will und sich als
Kraft der Erneuerung für die heimische Wirtschaft darstellt.
Im Mai noch war der 72-jährige Gou im parteiinternen Wettkampf der
oppositionellen Kuomintang (KMT) um die Präsidentschaftskandidatur
unterlegen. Jetzt geht er als unabhängiger Bewerber ins Rennen und zehrt
dabei von seiner Bekanntheit als Geschäftsmann. Der Milliardär Gou ist
Gründer des weltweit größten Elektronikherstellers Foxconn, unter anderem
wichtigster Fertigungskonzern für Apple und [1][zeitweilig wegen seiner
miesen Arbeitsbedingungen in der Kritik]. Der Großteil von Foxconns
Fabriken liegt in China.
In seiner Wahlkampfauftaktrede malte Gou ein düsteres Bild von Taiwans
politischer und wirtschaftlicher Lage: „Wir müssen vor dem Abgrund halten,
bevor es zu spät ist.“ Er beschwor die Einheit der oppositionellen Kräfte,
um die chinakritische Demokratische Fortschrittspartei (DPP) im Januar nach
acht Jahren an der Regierung abzulösen. Deren Kandidat, der aktuelle
Vizepräsident William Lai, führt in den jüngsten Umfragen mit über 40
Prozent Zustimmung deutlich gegen Hou Yu-ih von der KMT und Ko Wen-je von
der Taiwanischen Volkspartei.
Für Lev Nachman, der an der National-Chengchiuniversität in Taipeh zu
Taiwans Wahlen forscht, trägt Gou jetzt alles andere als zur Einheit der
Opposition bei. „Taiwan hat nun drei Kandidaten aus dem blauen
[chinafreundlichen] Lager. Für dessen Wählerbasis ist das eine große
Herausforderung.“ Entsprechend gelassen reagierte die DPP-Führung auf Gous
Kandidatur. „Wir respektieren Gous Entscheidung und mischen uns nicht in
die Hausarbeit der KMT ein“, erklärte ein DPP-Sprecher.
## Wahlkampf für junge Menschen
William Lai, der vor Kurzem noch als Regierungsvertreter die USA und
[2][Paraguay besuchte, Taiwans letzten diplomatischen Verbündeten in
Südamerika], stand letzten Freitag erst mal den internationalen Medien in
Taipeh zu seiner eigenen Kandidatur Rede und Antwort.
Er gab sich präsidentiell und erklärte, die wertebasierte Außenpolitik der
bisherigen Regierung von Tsai Ing-wen fortführen zu wollen. China biete er
einen Dialog „auf der Basis von Respekt und auf Augenhöhe“ an.
Nur an einer Stelle, als er auf die spürbare Frustration gegenüber der DPP
vor allem in der jungen Generation angesprochen wurde, wurde Lai
persönlich. Über die Hälfte der Erstwähler in der Gruppe der 20–24-Jähri…
unterstützen laut der letzten Umfragen Ko Wen-je, den früheren
Bürgermeister der Hauptstadt Taipeh der Volkspartei. Er versucht sich nun
wie auch Terry Gou als dritte Kraft gegenüber den etablierten Parteien DPP
und KMT zu präsentieren. Viele seiner Wahlkampfthemen, etwa der Kampf gegen
soziale Ungleichheit, [3][steigende Immobilienpreise und niedrige Löhne,
scheinen besonders junge Menschen] anzusprechen.
Die DPP war vor acht Jahren vor allem durch die Unterstützung der jungen
Generation an die Macht gekommen. Lai versprach denn auch mit der Hand auf
dem Herzen, ihr wieder Hoffnung zu geben. Seit ihrer Gründung noch zu
Zeiten der damaligen KMT-Diktatur sei es die Mission der DPP, Taiwan als
Demokratie in eine bessere Zukunft zu führen. Wie er dabei auf die Anliegen
junger Menschen eingehen wolle, blieb aber offen.
28 Aug 2023
## LINKS
[1] /Arbeitsbedingungen-bei-Foxconn/!5056335
[2] /Spannungen-zwischen-China-und-Taiwan/!5954595
[3] /High--und-Lowtech-in-Taiwan/!5924289
## AUTOREN
Leonardo Pape
## TAGS
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