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# taz.de -- Polizeieinsatz in Berlin-Spandau: Tödliche Zwangsräumung
> In Spandau hat ein Mann sich seiner Zwangsräumung widersetzt und am Ende
> selbst das Leben genommen. Einmal mehr wird eine Räumung zur Tragödie.
Bild: Spezialkräfte der Polizei am Rande einer versuchten Zwangsräumung in Sp…
Berlin taz | Nach einem stundenlangen Polizeieinsatz ist am
Dienstagnachmittag ein 62-jähriger Mann, der an jenem Tag zwangsgeräumt
werden sollte, tot in seiner Wohnung aufgefunden worden.
Über die Umstände, die zu der geplanten Wohnungsräumung am Brunsbütteler
Damm in Spandau führten, ist auch am Tag danach noch nichts bekannt. Das
Sozialamt des Bezirks teilte auf Anfrage der taz mit, weder Informationen
zu dem Fall zu haben, noch im Vorfeld Kontakt zu dem Mieter gehabt zu
haben. „Verbindliche Mitteilungen über Räumungsklagen erhalten wir nur bei
Räumungsklagen wegen Mietrückständen“, hieß es. Im vorliegenden Fall sei
das Sozialamt nicht informiert worden, „möglicherweise deshalb, weil z. B.
verhaltensbedingt gekündigt wurde“, heißt es dort.
Laut einer Pressemitteilung der Polizei habe der Mann am Morgen eine
Gerichtsvollzieherin aus seiner Wohnung heraus massiv bedroht, woraufhin
diese die Polizei alarmiert habe. Als sich daraufhin die alarmierten Kräfte
des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Wohnungen näherten, soll der Mann
unvermittelt mehrere Male von innen auf die Eingangstür geschossen haben.
Die Polizei rief Bewohner:innen des Hauses und Anwohnende auf, aus
Sicherheitsgründen in ihren Wohnungen zu bleiben und sperrte den
Brunsbütteler Damm zwischen Grünhofer Weg und Nauener Straße komplett.
Nach mehreren Stunden und keinerlei Reaktion des Mannes auf
Verhandlungsversuche seien die Einsatzkräfte dann am Nachmittag gewaltsam
in die Wohnung eingedrungen. Dort fanden sie den Mann tot vor. Er habe sich
nach bisherigem Ermittlungsstand selbst mit einer Schusswaffe das Leben
genommen, so die Polizei.
## Immer wieder Vorfälle
Immer wieder kommt es in Deutschland im Zuge von Zwangsräumungen zu
Tragödien. Im August vergangenen Jahres soll in Köln ein Mann die von der
Gerichtsvollzieherin gerufene Polizei mit einem Messer angegriffen haben,
die nach einem „erfolglosen Einsatz“ von Pfefferspray auf den Mann schoss
und ihn dabei tödlich verletzte.
In Berlin hatte sich 2021 ein Mann, der wegen Eigenbedarfs nach 25 Jahren
aus seiner Kreuzberger Wohnung geräumt werden sollte, das Leben genommen.
Schon zuvor hatte er angekündigt: „Bevor ich hier raus muss, hänge ich mich
auf.“ Für bundesweite Schlagzeilen sorgte auch der Fall von [1][Rosemarie
F.] Die schwerbehinderte Rentnerin war 2013 wegen Mietrückständen
zwangesgeräumt worden und zwei Tage später in einer Kältehilfeeinrichtung
verstorben.
Der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion, Sebastian Schlüsselburg,
mahnte am Mittwoch an, „sämtliche Möglichkeiten“ zu nutzen, um
Zwangsräumungen zu verhindern, bei der „Gerichtsvollzieher gefährdet“ und
Menschen „psychisch in den Suizid getrieben werden“. Ihm zufolge seien vor
allem „arme Menschen mit Suchtproblemen und Depressionen betroffen“, die
ihre Briefkästen nicht mehr leeren.
Schlüsselburg forderte, dass Räumungsklagen immer persönlich zugestellt
werden sollten. Ein entsprechendes [2][Modellprojekt hatte die ehemalige
Justizsenatorin Lena Kreck (Linke)] auf den Weg gebracht. Die Entscheidung
über einen Modellversuch in Lichtenberg soll im Herbst fallen.
Hilfe bei Suizidgedanken
Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie
können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (Tel.: 0800-111
0 111 oder 0800-111 0 222) oder [3][www.telefonseelsorge.de] besuchen.
26 Jul 2023
## LINKS
[1] /Zwangsraeumung-in-Berlin/!5069569
[2] /Gentrifizierung-in-Berlin/!5941725
[3] https://www.telefonseelsorge.de/
## AUTOREN
Erik Peter
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