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# taz.de -- Ghana deportiert Geflüchtete: Abschiebung statt Schutz
> Ghanas Regierung schiebt Flüchtlinge aus Burkina Faso ab, die zur Gruppe
> der Fulani gehören. Laut UNHCR verstößt das gegen Völkerrecht.
Bild: Das UNHCR fordert ihn auf, die Abschiebungen zu beenden: Ghanas Präsiden…
Lagos taz | Die Fotos und kurzen Videos zeigen vor allem Frauen. Einige
tragen Babys auf dem Arm, andere halten Kleinkinder an der Hand. Ihren
wenigen Besitz haben sie in große Plastiktaschen gepackt. Die Aufnahmen,
die vor allem auf [1][dem Kurznachrichtendienst Twitter zu sehen sind],
stammen nach Angaben mehrerer Twitter-Nutzer:innen aus der Grenzregion von
Ghana und [2][Burkina Faso. Die Menschen darauf sind vor der anhaltenden
Gewalt] im Sahelstaat geflohen. Jetzt deportiert sie offenbar die
ghanaische Einwanderungsbehörde.
Der Vorwurf lautet: Unter den Flüchtlingen können sich mutmaßliche
Terroristen befinden. Die Geflohenen gehören der ethnischen Gruppe [3][der
Fulani – im frankofonen Afrika Peul] – an. In verschiedenen Ländern
Westafrikas, unter anderem Nigeria und Mali, wird ihnen eine Nähe zu
regionalen Terrorgruppen vorgeworfen. Fulani-Vertreter:innen wehren sich
seit Jahren vergeblich gegen diese Stigmatisierung.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat Ghanas
Regierung unter Präsident Nana Akufo-Addo mittlerweile aufgefordert, die
Abschiebungen zu beenden. Sie würden einen Verstoß gegen den Grundsatz der
Nichtzurückweisung darstellen. Dieser verbietet Ländern, Personen in Länder
abzuschieben, in denen Leben und Freiheit gefährdet sind.
Rund 8.000 Menschen aus Burkina Faso haben in Ghana bisher Schutz gesucht.
Burkina Faso selbst zählt mittlerweile mehr als zwei Millionen
Binnenflüchtlinge. Laut [4][UNHCR habe die ghanaische Flüchtlingsbehörde in
der Region Upper East] außerdem ein Aufnahmezentrum errichtet, um
Geflüchtete aus der Grenznähe wegzubringen.
## Es heißt: Ghanas Sicherheit geht vor
Auch gilt in der [5][Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS] das
1979 beschlossene Protokoll zu Personenfreizügigkeit, zum Aufenthaltsrecht
und zur Niederlassungsfreiheit, das jedoch häufig verletzt wird.
Scharfe Kritik gibt es auch von Interessenverbänden der Fulani. Der
ghanaische Zweig von Tabital Pulaaku International sagt: Es ist sehr
besorgniserregend, wenn betont wird, dass die Menschen vor allem aufgrund
ihrer ethnischen Zugehörigkeit deportiert werden. Stattdessen seien sie
schwach und würden Schutz benötigen.
Ghanas Verteidigungsministerium geht darauf allerdings nicht ein. Der
stellvertretende Verteidigungsminister Kwaku Amankwa-Manu sagte dem
Radiosender „Joy FM“, auch Asylbewerber:innen müssten für die
„nationale Sicherheit“ überprüft werden. So seien kürzlich bei stillenden
Müttern Munition und Waffen gefunden worden. „Ihre wahren Absichten in
Ghana sind unklar.“
Dass Fulani im Sahel mit Terrororganisationen in Verbindung gebracht
werden, hängt auch mit dem [6][malischen Terroristen Amadou Koufa]
zusammen. Er gründete die Macina-Befreiungsfront, die 2017 Teil der Al
Qaida nahestehenden Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime
(JNIM) wurde.
Koufas Anhänger:innen rekrutierten häufig Fulani. In Nigeria haben sich
hingegen Landkonflikte in den vergangenen Jahren massiv verschärft. Es
kommt zu Ausschreitungen zwischen Fulani, die bis heute mit ihrem Vieh auf
der Suche nach Weidegrund durch die Region ziehen, sowie Bauern.
18 Jul 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/EliasuAlhaji/status/1680920363637657600
[2] /Gewalt-in-Burkina-Faso/!5927627
[3] /Fulani/!t5035158
[4] https://www.unhcr.org/africa/news/press-releases/unhcr-urges-ghana-cease-fo…
[5] /ecowas/!t5010164
[6] /Ethnische-Milizen-in-Mali/!5737999
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Abschiebung
Fulani
Ghana
Terrorgefahr
ecowas
GNS
Schwerpunkt Rassismus
Abschiebung Minderjähriger
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