# taz.de -- Elternumfrage über Bildung und Beruf: Keine Jobsorgen für den Nac… | |
> Eltern in Deutschland sind optimistisch für die berufliche Zukunft ihrer | |
> Kinder. Allerdings vertrauen sie dabei nicht auf das Bildungssystem. | |
Bild: Eltern machen sich wenig Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder, hängen aber… | |
BERLIN taz | Fast 90 Prozent der Eltern in Deutschland bewerten die | |
berufliche Zukunft ihrer Kinder als positiv. Das ergibt eine im Auftrag der | |
[1][Körber-Stiftung] durchgeführte Umfrage des Forsa-Instituts. Im Frühling | |
2023 wurden dazu etwa 1.100 Eltern von 12- bis 18-jährigen Jugendlichen | |
befragt. | |
Die Umfrage solle eine Wissenslücke schließen, so Julia André von der | |
Körber-Stiftung: „Wir wissen zwar seit vielen Jahren, dass der Berufserfolg | |
in Deutschland maßgeblich vom Einkommen und Bildungsstand der Eltern | |
abhängt, aber nicht, wie diese auf die Bildung und die berufliche Zukunft | |
ihrer Kinder blicken“. Maßnahmen, die [2][Chancengleichheit] erhöhen | |
sollen, müssten Eltern unbedingt einbinden. | |
Mehr als die Hälfte der befragten Eltern hofft, dass ihre Kinder einen | |
praktischen Ausbildungsweg einschlagen, etwa eine Ausbildung oder ein | |
duales Studium. Eine Rolle spielt dabei der Bildungsabschluss der Eltern: | |
Haben sie selbst eine Hochschulreife, ziehen sie für ihre Kinder ein | |
Studium vor. | |
Entgegen älteren Geschlechterrollen wird für die [3][Töchter eher ein | |
Studium gewünscht], während von den Söhnen häufiger eine Ausbildung | |
erwartet wird. Die Gründe dafür seien nicht Teil der aktuellen Befragung, | |
so André, aus anderen Umfragen wisse man aber, dass den Mädchen eher die | |
für Erfolg in Schule und Studium notwendigen Kompetenzen | |
Selbstorganisation, Leistungsbereitschaft und Systemkonformität zugetraut | |
würden, als den Jungen. | |
Auch bei den Berufsfeldern, die Eltern sich für ihre Kinder wünschen, | |
spielen Geschlechterstereotype eine Rolle: Zwar sind bei 81 Prozent aller | |
Eltern die Berufsfelder Naturwissenschaft, Forschung und Technologie | |
besonders beliebt, [4][sie unterscheiden aber zwischen Jungen und Mädchen]. | |
So wünschen sie sich für ihre Töchter deutlich häufiger einen sozialen oder | |
medizinischen Beruf, für ihre Söhne präferieren sie technische Berufe. Hier | |
treffe Zukunft auf Vergangenheit, so André: Eltern wüssten um den | |
technologischen Wandel der Arbeitswelt, würden aber gleichzeitig auf alten | |
Rollenbildern verharren. | |
## Eigenverantwortung für die Ausbildung | |
Bei der Berufswahl ist vielen Eltern vor allem die Zufriedenheit ihrer | |
Kinder wichtig: 98 Prozent der befragten Eltern hoffen darauf, dass die | |
Kinder im Beruf Selbstverwirklichung erleben, 87 Prozent hoffen auf eine | |
gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nur 12 Prozent finden es wichtig, | |
dass die Berufswahl ihrer Kinder für Status und Ansehen sorgt, nur 8 | |
Prozent finden Einfluss und Macht wichtig. | |
Für eine gute Ausbildung sehen nahezu alle Befragten Kinder und Eltern in | |
der Eigenverantwortung. Die Verantwortung der Schule folgt an dritter | |
Stelle. Fast drei Viertel der Eltern finden, die Schule vermittle weniger | |
gut bis gar nicht Kompetenzen für die berufliche Zukunft. Fast die Hälfte | |
aller Befragten wünscht sich außerdem ein anderes Bewertungssystem als das | |
der Schulnoten. | |
Insgesamt sei aus der Befragung ein geringes Vertrauen in die Schule | |
ersichtlich. „Eltern glauben, dass Schule teilweise aus der Zeit gefallen | |
ist“, sagte André. Der Lehrplan sei dem Empfinden der Eltern nach nicht an | |
die neuen Anforderungen der Arbeitswelt angepasst. Es fehle ein gemeinsames | |
gesellschaftliches Verständnis von dem, was Schule in der Hinsicht leisten | |
solle. | |
Dass Eltern deswegen vor allem auf Eigenverantwortung setzen, sieht André | |
kritisch: „Jede*r ist seines oder ihres eigenen Glückes Schmied – das kann | |
nicht die gesellschaftliche Antwort sein. Denn wir wissen, dass Motivation | |
und Engagement sehr stark vom Umfeld abhängig sind.“ Der positive Blick der | |
Eltern in die Zukunft sei aber erfreulich. Der [5][Fachkräftemangel] und | |
der leere Arbeitsmarkt gäben dafür auch Anlass. Allerdings warnt André, | |
dass [6][immer noch viele junge Menschen durchs „Raster fallen“] würden. | |
31 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://koerber-stiftung.de/ | |
[2] /Chancengleichheit/!t5010045 | |
[3] /Chancengleichheit-an-Unis/!5934857 | |
[4] /Die-Verstaendnisfrage/!5931559 | |
[5] /Fachkraeftemangel/!t5018678 | |
[6] /Studie-der-Bertelsmann-Stiftung/!5919845 | |
## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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