# taz.de -- Die Wahrheit: Kadaverkochende Letten | |
> Mit Wuchermieten lässt sich in Dublin der Geldbeutel füllen, auch | |
> Volksvertreter partizipieren hier – inklusive Kochverbot für die | |
> Mieterschaft. | |
Wer in Irland in die Politik geht, tut das, um möglichst viel Geld | |
anzuhäufen. Das gilt natürlich nicht für alle, aber für nicht wenige. Ein | |
Abgeordneter kann je nach Wohnort auf eine Viertelmillion Euro im Jahr | |
kommen – bei rund 100 Arbeitstagen. Und auch die Bezirksverordneten und | |
Stadträte verdienen nicht schlecht. Manchen reicht das aber nicht. | |
Die Dubliner Stadträtin Deirdre Conroy wollte sich etwas hinzuverdienen, um | |
„über die Runden zu kommen“, wie sie es bescheiden ausdrückte. Mit der | |
Entschädigung für einen Ski-Unfall hat es allerdings nicht geklappt. Conroy | |
hatte sich bei einer gratis Ski-Pressereise in Andorra eine Hüftfraktur | |
zugezogen, weil „nur eine dünne Schicht Kunstschnee auf der Piste lag und | |
der Skilehrer nicht genügend aufgepasst“ habe. Sie zog die Klage mangels | |
Aussicht auf Erfolg zurück und überlegte sich eine andere Einkommensquelle. | |
Die Rechtsanwältin vermietet jetzt ein Zimmer in ihrem Haus. Zunächst zog | |
ein Lette ein. „Man sagte mir, alleinstehende Männer essen gerne auswärts | |
oder verbringen ihre Zeit im Fitness-Center oder im Pub mit Freunden. Das | |
gilt aber offenbar nur für alleinstehende Iren, nicht für Letten.“ Der Mann | |
besetzte die Küche für zwei Stunden an einem Sonntagabend! „Stinkende | |
Ausdünstungen breiteten sich im Haus aus“, lamentierte Conroy. Letten | |
kochen offenbar sonntags verfaulte Kadaver. | |
Ihre Laune besserte sich erst an dem Tag, an dem der Stinkekoch auszog: | |
„Das war der letzte Morgen, an dem ich von einem ranzigen Gestank nach | |
gekochtem Reis und Hafer geweckt werde.“ Wird lettischer Reis tatsächlich | |
ranzig? Darüber hinaus kassierte „der Lette“ auch noch Kindergeld für ein | |
Kind, das in Lettland lebte – und gab dieses Geld noch nicht mal für | |
irische Milch oder irisches Brot aus, sondern schickte es nach Hause, wo es | |
für lettische Milch und lettisches Brot verwendet wurde! | |
## Kochen verboten, Mikrowelle defekt | |
Die Sache war Conroy eine Lehre. Die nächste Untermieterin war eine | |
französische Studentin, der Conroy 260 Euro in der Woche abknöpfte und ihr | |
das Kochen verbot. Die Mikrowelle war ebenfalls tabu, weil man die Tür | |
während des gesamten Kochvorgangs festhalten musste. Die Miete sei für | |
irische Verhältnisse extrem günstig, machte Conroy der Studentin weis. | |
Die musste sich von Take-aways ernähren, was in Irland keineswegs günstig | |
ist. Dafür hatte ihr Conroy aber kostenlos einen Schwamm zur Verfügung | |
gestellt, damit die Französin Teller und Besteck im Waschbecken ihres | |
Badezimmers säubern konnte und nicht nach unten in die Küche musste. Das | |
war sehr fürsorglich: „Wenn man die Treppe hoch und runter läuft, kann man | |
leicht etwas fallen lassen und sich weh tun“, sagte Conroy. „Ich wollte nur | |
hilfsbereit sein.“ | |
Die Studentin ist inzwischen ausgezogen. Conroy hob die Miete nun auf 1.600 | |
Euro im Monat an – ohne Küchenbenutzung, versteht sich. Sonst könnte ja ein | |
stinkender Balte kommen. | |
31 Jul 2023 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
## TAGS | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Irland | |
Nebeneinkünfte Abgeordnete | |
Mietenwahnsinn | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Die Wahrheit: Richtige Lieder, falsche Lieder | |
Singen ist für Iren Leben. Dass ihnen dabei jemand über den Mund fährt, | |
mögen Iren gar nicht. Besonders wenn sich Engländer erdreisten, es zu tun. | |
Die Wahrheit: Der Bock hat keinen Bock mehr | |
Der King ist zurück in die Berge und die Queen zurück in die Schule | |
geschickt worden: Alles über die Puc Fair im irischen Killorglin am Ring of | |
Kerry. | |
Die Wahrheit: Grabräuber am Familiengrab | |
In der letzten Ruhestätte auf dem Friedhof lagen sie alle, und eines Tages | |
sollte auch Mutter dort ihren Frieden finden. Doch jetzt ist das Grab weg. | |
Die Wahrheit: Golf auf der Stadtautobahn | |
Was ist schädlicher, ein Flugplatz oder eine Golfanlage? In Dublin hat man | |
gleich beides direkt nebeneinander. | |
Die Wahrheit: Der Fluch der Kindermumie | |
Am 8. Juli 1933 verschwand der amerikanische Multimillionär Arthur Kingsley | |
Porter auf der irischen Insel Insihbofin und mit ihm sein Geheimnis. | |
Die Wahrheit: Irischer Tequila | |
An Wasser fehlt es in Irland nicht. Sagt das halbstaatliche | |
Wasserunternehmen. Dabei versickern täglich 650 Millionen Liter. Für einen | |
höheren Zweck. |