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# taz.de -- Bomben auf ukrainische Getreidesilos: Ein lange geplanter Angriff
> Der ukrainische Militärgeheimdienst veröffentlicht ein Papier, wonach
> Russland alle ukrainischen Getreideexporte verhindern will.
Bild: Zerstörter Getreidespeicher in Odessa nach einem russischen Drohnenangri…
Berlin taz | Russlands Ziel war und ist eindeutig: Getreideexporte aus der
Ukraine maximal zu behindern und möglichst komplett zum Erliegen zu
bringen. Eine Handlungsanweisung dafür, die Teil eines mehrstufigen Planes
ist, wurde jetzt vom Militärgeheimdienst des ukrainischen
Verteidigungsministeriums (GUR) veröffentlicht. Sie findet sich auf
mehreren ukrainischen Webseiten, darunter dem Nachrichtenportal Ukrainska
Pravda.
Das geheime Papier richtet sich an Russlands politische und militärische
Führung und legt Regeln für die Arbeit der russischen Vertreter im
Gemeinsamen Koordinierungszentrum in Istanbul fest. Die Einrichtung des
Zentrums ist Bestandteil der sogenannten „Schwarzmeer-Initiative“, die nach
Vermittlung der Türkei und der UNO am 22. Juli 2022 in Kraft trat und den
Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer sicherstellen soll.
Zur Sabotage dieses Vorhabens seien laut dem Dokument mehrere Hebel
eingesetzt worden. Die vorübergehende Aussetzung des Abkommens zwischen dem
29. Oktober und 3. November 2022 habe dazu geführt, dass die Exporte von
4,2 Millionen Tonnen (Oktober) auf 2,6 Millionen Tonnen (November) gefallen
seien.
Die Anzahl von Schiffen sei reduziert, Registrierungen sowie Inspektionen
verzögert worden. Den niedrigsten Stand hätten die Exporte im Zeitraum
zwischen dem 19. März und dem 17. Juli 2023 erreicht: 7,8 Millionen Tonnen.
„Das gesammelte Archiv-Wissen wird es ermöglichen, bei der Lösung
derartiger Probleme eine hohe Effizienz in kürzester Zeit zu erreichen“,
heißt es in dem Bericht weiter.
## Keine gute Aussicht für Getreideabkommen-Verlängerung
Am 17. Juli hatte Russland seine Entscheidung bekannt gegeben, das
Getreideabkommen nicht zu verlängern – es sei denn zu seinen Bedingungen.
Dazu gehört unter anderem, die hauseigene Agrarbank wieder an [1][den
internationalen Zahlungsverkehr Swift] anzuschließen. Das würde eine
Lockerung der Sanktionen bedeuten. Kyjiw hatte daraufhin angekündigt, die
Exporte fortsetzen zu wollen und sich um alternative Lieferrouten zu
bemühen.
Am Dienstag hieß es in Moskau, man sehe vorerst weiter keine Möglichkeit,
das Getreideabkommen mit der Ukraine wieder aufzunehmen. Ein entsprechender
Vorschlag von [2][UN-Generalsekretär António Guterres] sei nicht auf die
Hauptbeschwerde Russlands eingegangen, dass es keine Fortschritte beim
Abkommen gegeben habe.
Stattdessen wird der Plan des Kreml weiter abgearbeitet. Massiven
Bombardements von Odessa und Mykolajiw, bei denen vor allem Hafenanlagen
und Getreidesilos zerstört wurden, folgten in der Nacht zu Montag erstmals
Angriffe auf ukrainische Häfen an der Donau beziehungsweise auf die Städte
Reni und Ismajil, nicht weit entfernt von der Grenze zum Nato-Mitglied
Rumänien und zur Republik Moldau. Der Angriff auf Reni erfolgte mit
iranischen Drohnen.
Andrei Sizow vom russischen Webportal für Agrarfragen Sowekon, den der
russischsprachige Dienst der BBC zitiert, spricht von einer schnellen
Eskalation der Ereignisse. Die Angriffe auf die Donauterminals seien ein
größeres Ereignis als jene auf Odessa, die vorhersehbar gewesen seien. Die
Donau sei eine wichtige Exportroute mit einer monatlichen Umschlagkapazität
von mehr als 2 Millionen Tonnen, schrieb Sizow auf Twitter.
## Auch Angriffe unter falscher Flagge geplant?
Alarmiert zeigte sich auch Rumäniens Staatschef [3][Klaus Johannis], der
den Angriff verurteilte und von ernsthaften Sicherheitsrisiken im Schwarzen
Meer sprach. „Diese Eskalation wirkt sich auch auf den künftigen
Getreidetransit aus der Ukraine aus und folglich auf die globale
Ernährungssicherheit“, schrieb er in den sozialen Netzwerken.
Laut dem US-Nachrichten- und Medienunternehmen Bloomberg seien bereits
jetzt erste konkrete Auswirkungen der Angriffe festzustellen. So seien
beispielsweise die Börsenpreise für Weizen in Chicago spürbar gestiegen –
für einen Scheffel (27,2 Kilogramm) um 2,6 Prozent auf 7,7 US-Dollar.
Unterdessen machte sich der Sprecher des State Departments, Matthew Miller,
über ein weiteres Szenario Gedanken. Washington lägen Informationen vor,
wonach Russland Operation unter falscher Flagge vorbereite, sagte er bei
einer Pressekonferenz.
25 Jul 2023
## LINKS
[1] /Moeglicher-Swift-Rauswurf-Russlands/!5835107
[2] /Die-UNO-und-der-Ukraine-Krieg/!5847337
[3] /Praesidentenwahl-in-Rumaenien/!5643855
## AUTOREN
Barbara Oertel
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