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# taz.de -- Gründer über neue FFF-Gruppe in Bremen: „Sozialen Klimaschutz e…
> Nach Streit über den Nahost-Konflikt hat sich die Bremer Fridays for
> Future-Gruppe aufgelöst und neu gegründet. Was wird jetzt anders?
Bild: Klimaaktivist*innen vereint für die gute Sache – wenn es nicht um den …
taz: Warum war eine Auflösung und Neugründung der Bremer Fridays for Future
nötig?
Dominik Lange: Die alte Ortsgruppe hat sich Anfang Juli aufgelöst, unter
anderem, weil sie unzufrieden mit der bundesweiten Struktur von FFF war. Es
gab aber auch wechselseitig Kritik an der Ortsgruppe. Am 16. Juli haben wir
FFF Bremen neu gegründet, weil es uns wichtig ist, gemeinsam mit anderen
Klima-Jugendgruppen den globalen Klimastreik am 15. September zu
organisieren.
Die alte Ortsgruppe hat die BDS-nahe Gruppe [1][„Palästina spricht“, die
Israel als Apartheidstaat bezeichnet], als Redner auf eine Kundgebung
eingeladen. Wird „Palästina spricht“ zukünftig bei Veranstaltungen von FFF
Bremen auftreten?
Wir arbeiten jetzt erst mal auf den globalen Klimastreik hin. Den planen
wir zusammen mit anderen Gruppen, und werden gemeinsam eine
Redner*innenliste erarbeiten, die alle unterstützen. Ich persönlich
halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Orga-Kreis eine Einladung von
„Palästina spricht“ befürworten wird.
Ist die [2][Bremer Klima-Szene gespalten?]
Die Demonstrationen der alten Ortsgruppe waren gut besucht, zuletzt mit
3.500 bis 5.000 Personen. Das zeigt, dass die Klima-Szene gemeinsam immer
noch viele Menschen auf die Straße bringen kann. Wir haben auch eine
Übergabe gemacht, bei der wir unter anderem die Zugänge für die
Social-Media-Kanäle bekommen haben. Es gibt also bestimmte Kontinuitäten,
aber auch Diskontinuitäten.
Welche?
Von der alten Ortsgruppe ist keiner mehr in der neuen Gruppe. Was ich total
schön fand: Nach der Auflösung haben sich direkt vier neue Ortsgruppen
gebildet. Wir haben dann ein gemeinsames Treffen organisiert und uns
zusammengeschlossen. Uns ist wichtig, dass Antisemitismus und andere
Diskriminierungsformen bei uns keinen Platz haben. Aber wir werden uns
natürlich weiter gegen den fossilen Kapitalismus und seine Umweltzerstörung
wenden. Klimagerechtigkeit ist nach wie vor zentral für uns.
Wie wollen Sie Streit über den Nahost-Konflikt zukünftig verhindern?
Ich halte es für ein großes Problem, dass wir als neue Ortsgruppe, die sich
erst vor gut einer Woche gegründet hat, schon mit solchen Fragen
konfrontiert werden. Viele junge Aktivistinnen haben noch nie von der Frage
„Bin ich antideutsch oder Anti-Imp?“ gehört. Ich würde mir wünschen, dass
wir nach vorne schauen, wir heißen ja nicht „Fridays for Vergangenheit“.
Die Fragen, wie wir das Überschreiten der Kipppunkte aufhalten und den
fossilen Kapitalismus überwinden können, dürfen nicht in den Hintergrund
geraten.
Sie haben angekündigt, enger mit der Bundesebene von FFF zusammen zu
arbeiten. Was heißt das konkret?
Zum Beispiel ist Fridays For Future gerade dabei, einen Strukturprozess
anzugehen, auch um strukturellem Rassismus entgegen zu wirken. Daran wollen
wir uns beteiligen.
Die alte Ortsgruppe hat der Bundesebene Rassismus vorgeworfen. Sind
migrantische Perspektiven bei FFF ausreichend repräsentiert?
Das kann ich nicht beurteilen. Was ich aber sagen kann, ist, dass FFF
Deutschland eine Klimagerechtigkeitsperspektive vertritt. Das heißt, dass
man die Hauptverantwortlichen für die Klimakrise im globalen Norden benennt
und [3][auf die starke Betroffenheit derer aufmerksam macht, die am
wenigsten zur Krise beitragen.]
Zumindest in einem Aspekt hat die alte Gruppe aber einen Punkt, oder? Dass
FFF heute so schwach da steht wie nie zuvor.
Wir müssen sozialen Klimaschutz erkämpfen, und dafür brauchen wir
Bündnisse. Das heißt zum Beispiel, intensiver mit den Gewerkschaften
zusammen zu arbeiten. Wir müssen alle Benachteiligten, also auch
Lohnarbeiter*innen und Geringverdiener*innen, versammeln und uns
gemeinsam für den Klimastreik am 15. September stark machen.
Muss FFF sich mehr in die sozialpolitische Richtung entwickeln?
Genau. Es ist definitiv wichtig, am 1,5-Grad-Ziel festzuhalten und
Bundesverkehrsminister Volker Wissing daran zu erinnern, dass auch der
Verkehrssektor die Klimaziele einhalten muss. Aber wenn wir zum Beispiel
den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs verbessern wollen, heißt das auch,
die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Initiativen wie
Debt for Climate oder RWE&Co enteignen sind da ebenfalls gute Beispiele.
In letzter Zeit haben prominente Fridays-Vertreterinnen wie Greta Thunberg
und Luisa Neubauer an Blockaden teilgenommen und dafür Strafen in Kauf
genommen. Entwickelt sich FFF in Richtung zivilem Ungehorsam?
Die Ampelkoalition macht leider gerade deutlich, dass Deutschland das
Pariser Klimaschutzabkommen krachend verfehlen wird. Global betrachtet
sieht es vielerorts auch nicht besser aus. Deswegen ist die Frage, wie weit
Klimaprotest gehen kann, gerechtfertigt und treibt innerhalb der Bewegung
viele um. Ich bin überzeugt, dass zielgerichteter ziviler Ungehorsam ein
Weg ist, um auf die Illegitimität des Handelns der Bundesregierung und der
Länder weltweit aufmerksam zu machen.
26 Jul 2023
## LINKS
[1] /Antisemitismus-in-der-Klimabewegung/!5919690
[2] /Umstrittene-Gruppe-bei-FFF-Demo/!5883783
[3] /Entwicklungszusammenarbeit-mit-Indien/!5937367
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
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Pariser Abkommen
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