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# taz.de -- Tiere im Klimawandel: Eisdiele mal anders
> Viele Tiere werden die zunehmende Hitze nicht überleben. Da hilft es auch
> nicht, dass der Berliner Zoo mit Abkühlung für Bewohner*innen prahlt.
Bild: I Scream, You Scream, We All Scream for Ice Cream
Berlin taz | Krähen reißen zur Abkühlung den Schnabel weit auf, wenn es
ihnen zu heiß wird. Nicht nur Hunde, sondern auch Katzen beginnen zu
hecheln, weil sie nicht schwitzen können. Schweine und Elefanten benutzen
Schlamm als Sonnencreme und [1][Feldhasen] als Temperaturregler ihre
langen, nur wenig behaarten Ohren: Und zwar nicht etwa, indem sie sich
fotogen selbst Luft zufächeln, sondern indem die Löffel stärker durchblutet
werden und überschüssige Körperwärme abgeben können.
Andere verkriechen sich einfach in Büschen und Höhlen und verlegen ihre
Aktivitäten in die späten Abend- und die frühen Morgenstunden. Tiere haben
die Folgen des Klimawandels schon längst hart zu spüren bekommen. Experten
fürchten bereits seit Jahren, dass eine ganze Reihe von Arten durch die
Klimaerwärmung aussterben könnten – der Eisbär auf seinen letzten Schollen
ist da nur das prominenteste und traurigste Beispiel.
Insofern lenkt die lustige Meldung des [2][Berliner Zoos im Tiergarten],
die sofort den inneren Filmprojektor anspringen lässt, in fast fahrlässiger
Weise ab. Eisbomben und kalte Duschen sorge dieser Tage für Abkühlung bei
den Tieren, heißt es da. Nasenbären, Wasserschweine und Gorillas bekommen
in Berlin gefrorene Snacks aus Insekten und Obst, ha ha, wie niedlich.
Wasser und Innenraum für die Königspinguine bleiben weiter auf angenehme 6
Grad Celsius gekühlt, berichtet der Zoo obendrein – und das
selbstverständlich ohne Nennung des korrekten Ökostromanbieters, mit dessen
Hilfe dies hoffentlich möglich gemacht wird. Vor dem inneren Auge zeichnen
sich schon lässige Panther ab, die im Liegestuhl lümmeln, an einem Aperol
Spritz nuckeln und dabei den berühmten Song der Berliner Band
Zweiraumwohnung schnurren: „36 Grad und es wird noch heißer“.
## Und was ist mit den Unken?
All diese Nullinformationen reden schön, dass viele Wildtiere auch in
Deutschland in den Sommern seit 2018 den Hitzetod gestorben oder schlicht
verdurstet sind. Andere haben begonnen abzuwandern und auf feuchtere und
kühlere Regionen ausweichen. Laut dem Bonner Rote-Liste-Zentrum (RLZ) ist
ein Viertel der Pflanzen-, Pilz- und Tierarten gefährdet.
Das betrifft besonders kaltwasserliebende Fisch- und Krebsarten. Aber auch
jede zweite Amphibienart und mehr als zwei Drittel der Reptilienarten sind
laut RLZ in Gefahr. All diese Tiere von Geburtshelferkröte bis
Gelbbauchunke sind vielleicht nicht so schön anzusehen wie Elefant, Tiger
und Co. Aber sie sind zumindest hierzulande deutlich notwendiger. Und
bekommen dafür nicht eine einzige Eisbombe.
19 Jul 2023
## LINKS
[1] /Trotz-trockenen-Sommers/!5925770
[2] /Berliner-Zoo/!5924708
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Tiere
Artensterben
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