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# taz.de -- Die Folgen des Wassermangels: Klimakrise vor der Haustür
> Das Auto klebt und in der Waschstraße ist das Wasser aus – manchmal
> kommen die Folgen des Klimawandels auf unerwartete Weise zu einem.
Bild: Wasser wird knapp!
Ich hänge an unserem alten Opel Zafira. Von der Zweifamilienkutsche mit
viel Geschichte und noch mehr Beulen komme ich nicht los. Auch wenn ich die
Kiste immer wieder abschaffen wollte, die Verbindung ist sehr schwer zu
lösen.
Besonders in diesen Tagen: Da stand die Karre so lange unter den Linden in
der Nachbarschaft, dass sie nun völlig verklebt ist. Man kriegt die Tür
kaum auf. Danach bekommt man die Hand nicht mehr vom Türgriff weg. Und als
unsere Carsharing-Freunde den Zafira durch die Waschstraße fahren wollten,
wurden sie wieder weggeschickt: „Kein Wasser da!“
Ich war erschüttert. Es gibt kein Wasser mehr, um Autos zu waschen? Ist
denn gar nichts mehr heilig? Könnte man nicht dem Kindergarten gegenüber
das Trinkwasser abdrehen? Offenbar erreicht dieser Klimawandel, von dem
alle reden, die Menschen, die ihm nie etwas getan haben. Dabei versuchen
unsere Regierenden doch seit Jahrzehnten alles, um die klebrigen, hitzigen
Fragen von ihren WählerInnen fernzuhalten: „Wir haben das im Griff“, heißt
es. „Irgendwer erfindet sicher ein billiges Mittel dagegen. Nichts muss
sich ändern, keiner wird was merken.“
Nun aber das: [1][Kein Wasser mehr], um die Greens der Golfplätze grün zu
halten. Bier wird teurer, weil Getreide bewässert werden muss. In
Frankreich fällt der Atomstrom aus, weil die Flüsse kein Kühlwasser mehr
liefern. Bei Starkregen saufen U-Bahn-Schächte und Autobahntunnel ab.
Profi-Fußballer machen Trinkpausen während der Partie. Unsere
Zweitwohnungen am Mittelmeer sinken im Wert, weil sie keine Klima(!)anlage
haben und es schwieriger wird, den Pool zu füllen. Und wenn die Klimakleber
mal verhindert sind, klebt das Wetter selbst die Privatjets auf der
aufgeweichten Rollbahn fest.
Bisher wurden nur Öko-Radikalinskis und Grüne abgestraft, wenn sie uns mit
diesem Thema zu sehr auf den Wecker gingen. Wer uns das Heizen mit
Klimakillern vermiesen will, wird medial und von WählerInnen abgewatscht.
Wer Alternativen zur herrschenden Verantwortungslosigkeit fordert, wird als
Terrorist behandelt. Aber plötzlich gilt das Verursacherprinzip? Climate
Change is coming home und bringt die Hitze und das Chaos nicht mehr nur zu
den Armen und Schwachen. Sondern auch dahin zurück, wo die Probleme
herkommen: auf das Sonnendeck der globalen Arche Noah, in die Luxus-Spas
der Spaßgesellschaft.
Ist das Klimaklassenkampf? Nun ja. Vielleicht trifft es einfach mal die
Richtigen. Nämlich uns. Inzwischen fürchten Fluggesellschaften, dass durch
den Klimawandel die Turbulenzen am Himmel zunehmen und auf unseren
Ferienflügen dann öfter mal der Tomatensaft überschwappt. Da merken alle:
Im Klimawandel muss man sich anschnallen!
Falls es Sie tröstet: Dieses Problem haben nur 5 bis 10 Prozent der
Weltbevölkerung. Alle anderen saßen noch nie in einem Flugzeug.
25 Jun 2023
## LINKS
[1] /Nach-dem-Ende-des-Braunkohleabbaus/!5938711
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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Obdachlosigkeit in Hamburg
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Klima
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