# taz.de -- Klimacamp Oldenburg erwägt Absage: Streit um den passenden Ort | |
> Zehn Tage lang will die Gruppe vom Klimacamp Oldenburg Bildungsarbeit | |
> leisten. Doch noch sie streitet mit der Stadt um einen Ort, der sicher | |
> ist. | |
Bild: War immer wieder Angriffen ausgesetzt: Das Klimacamp in Oldenburg, hier i… | |
BREMEN taz | Sie wünschen sich einen sicheren Ort für das anstehende | |
Klimacamp in Oldenburg, doch nun gibt es Streit zwischen den | |
Organisierenden und der Stadt: Diese möchte das Camp lieber wieder am | |
gleichen Ort wie im vergangenen Jahr haben – wo die Aktivist*innen | |
[1][mit Böllern beworfen und angefeindet] wurden. Jetzt liege der Plan, das | |
Camp am 7. Juli zu beginnen, erst einmal auf Eis, sagt Peter vom Klimacamp. | |
Er heißt eigentlich anders, möchte seinen Namen aber für sich behalten, | |
weil andere Personen in der Vergangenheit Anfeindungen von rechts erlebt | |
hätten. | |
Vor einem Jahr habe man „an einer Hauptverkehrsstraße“ gecampt, sagt Peter. | |
„Es war dauerhaft laut und stressig, zudem gut einsehbar und ungeschützt.“ | |
Irgendwann kamen dann die Angriffe mit Feuerwerkskörpern, dazu | |
Stroboskop-Licht und Drohungen. Die Protestierenden vermuteten einen | |
rechten Hintergrund der Attacken: Es seien nationalsozialistische Parolen | |
vernommen worden. Auch im Jahr [2][2021 gab es bereits Angriffe] auf das | |
Klimacamp. | |
Im vergangenen Jahr dauerte das [3][Camp] mehr als 100 Tage, sagt Peter. | |
Dieses Jahr soll es deutlich kürzer sein, nur zehn Tage. „Deswegen hatten | |
wir die Hoffnung, dass wir von der Stadt einen besseren Ort bekommen.“ Vor | |
über vier Wochen habe man das Camp angemeldet. „Die Stadt hat dann | |
angerufen und gesagt, dass das dort nicht geht.“ | |
Die Stadt bestätigt der taz den Eingang der Anmeldung. Sprecher Stephan | |
Onnen schreibt weiter, dass die Straße darin zum Teil in Privatbesitz sei | |
und daher nicht beansprucht werden könne. „Zudem hätte sich der Camp-Aufbau | |
in der Anlieferzone eines Einzelhandelbetriebes befunden.“ | |
## Gefährliches Klientel | |
Dann habe die Gruppe wiederum die Wiese vor dem städtischen Kulturzentrum | |
PFL als Alternative vorgeschlagen, sagt Peter. Die habe einen Vorteil, | |
erklärt er: In der Nähe sei eine Polizeiwache, das schrecke vielleicht | |
potenzielle Attackierer*innen ab. Doch auch das sei abgelehnt worden. | |
Aus Sicht der Stadtverwaltung, schreibt Onnen, spricht dagegen, „dass es | |
sich hierbei um ein Gartendenkmal handelt und dass sich die Fläche in | |
unmittelbarer Nachbarschaft zur Gedenkwand für die jüdischen NS-Opfer in | |
Oldenburg befindet“. | |
Die Stadt hat dem Camp deshalb zwei Alternativen vorgeschlagen, unter | |
anderem den Ort aus dem letzten Jahr. „Der ist entsprechend unserer | |
Erfahrungen belastet“, sagt Peter. Der zweite Ort liege zwischen zwei | |
Hauptstraßen und „in der Nähe vom Schlossplatz“, sagt Peter. „Ein | |
gefährlicher Ort in Bezug auf das Klientel, das da nachts unterwegs ist.“ | |
Die Stadt schreibt dagegen: Die Grünfläche würde den Teilnehmenden über | |
2.000 Quadratmeter bieten. „Die Fläche steht uneingeschränkt zur | |
Verfügung.“ Ebenso habe die Stadt die Dobbenwiese vorgeschlagen, sagt | |
Peter, die in einem Wohngebiet liege – kein Ort also, um viele Menschen zu | |
erreichen. | |
Die Aktivist*innen, die sich personell mit [4][Fridays for Future] | |
Oldenburg überschneiden, jedoch eine autonome Gruppe bilden, wollen dieses | |
Jahr den Fokus auf Bildungsarbeit legen. „Wir wollen einen Ort schaffen, an | |
dem sich Menschen austauschen können, wo Menschen mit Kindern hinkommen und | |
sich informieren und Wege finden können, aktiv zu werden“, erklärt Peter. | |
Klimaschutz sei oft kein Thema in der Mitte der Gesellschaft – das Ziel sei | |
daher, „Klimaaktivismus in die Gesellschaft zu bringen, damit Menschen | |
wissen, wie sie selbst aktiv werden können“. | |
Die Größeren will man mit Vorträgen abholen, die Jüngeren mit dem Bemalen | |
von Bannern oder dem Basteln von Schildern. Mithelfen könne dabei jede*r. | |
„Wir suchen immer Leute, die aktiv werden.“ | |
Peter sagt, dass man die Stadt um einen schriftlichen Bescheid gebeten | |
habe, um die Absagen rechtlich prüfen zu können. Dieser sei nie gekommen, | |
obwohl die Gruppe mehrfach nachgehakt habe – auch bei persönlichen | |
Kooperationsgesprächen mit der Stadt. „Der Austausch ist noch nicht | |
abgeschlossen“, schreibt Onnen. Einen schriftlichen Bescheid, wie von den | |
Aktivist*innen gefordert, solle es am Dienstag geben. | |
Am Montagnachmittag habe das dritte Gespräch mit der Stadt stattgefunden. | |
„Da ist nichts Neues bei rumgekommen“, sagt Peter. | |
Die Klimacamp-Gruppe habe selbst ebenso Ausweichmöglichkeiten genannt, | |
unter anderem einen Platz in der Innenstadt, in der verkehrsberuhigten | |
Zone. Auch das schien der Stadt nicht zu passen. | |
„Wir haben den Eindruck, dass das eine Hinhaltetaktik der Stadt ist, die | |
darauf zielt, uns an einen Ort zu verweisen, den wir nicht wollen.“ Das | |
Verfahren werde „künstlich in die Länge gezogen“. Erst am Freitag sei die | |
endgültige Absage gekommen, vorher habe die Stadt immer wieder gesagt, sie | |
prüfe Dinge. „Wir können immer noch nicht öffentlich mit einem Ort werben.… | |
4 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Angriff-auf-Oldenburger-Klimacamp/!5864431 | |
[2] /Oldenburger-Polizei-schaut-weg/!5798391 | |
[3] https://www.fridaysforfuture-oldenburg.de/klimacamp/ | |
[4] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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