# taz.de -- Klimaktivist*innen lösen Gruppe auf: Fridays machen Schluss | |
> Die Ortsgruppe von Fridays for Future Bremen war in die Kritik geraten, | |
> nun löst sie sich auf – und übt Kritik an der deutschen Bewegung. | |
Bild: Fridays for Future Bremen löst sich auf. Die Aktivist*innen kritisieren … | |
Hamburg taz | Fridays for Future (FFF) Bremen löst sich auf. Das | |
verkündeten die Klimaaktivist*innen am Montag in einem Statement. Die | |
Ortsgruppe möchte sich demnach aus den Strukturen von FFF zurückziehen. Die | |
Gründe, die die Bremer Gruppe dafür nennt, sind vielfältig – und doch steht | |
in allen Punkten eine massive Kritik an FFF Deutschland im Mittelpunkt. | |
Die Bremer Ortsgruppe wurde 2018 gegründet. In Deutschland gibt es aktuell | |
über 250 aktive, selbstständig organisierte Ortsgruppen bei FFF. Die | |
Bundesebene darf den Ortsgruppen grundsätzlich keine Vorgaben machen. | |
Allerdings müssen sich die Gruppen von der Bundesebene legitimieren lassen | |
und können jederzeit neu geprüft werden. So entstehen unabhängige Gruppen, | |
die offenbar nicht immer mit den bundesweiten Strukturen der Bewegung | |
übereinstimmen. | |
Die [1][Bremer Gruppe war selbst in die Kritik geraten]: Beim großen | |
Klimastreik im September 2022 ließen die Bremer Klimaaktivst*innen | |
die Gruppe: „Palästina Spricht“ in Bremen eine Rede halten. Im Januar 2023 | |
teilte FFF Bremen dann einen Tweet von FFF International, in dem Israel als | |
Apartheidstaat bezeichnet wurde und zur Intifada aufgerufen wurde. Intifada | |
nennen Palästinenser*innen zwei vergangene Aufstände gegen Israel. | |
FFF Deutschland distanzierte sich von dem Post und habe sich auch gegen die | |
Bremer Aktivist*innen gestellt, so heißt es im Statement der | |
Ortsgruppe. | |
„Dabei wurde eine Kommunikation mit uns gar nicht erst versucht“, | |
kritisiert die Bremer Gruppe die Bundesebene. Vielmehr hätten die Bremer | |
erst über die Presse erfahren, dass sie als Problem angesehen würden und | |
„Aufklärungsarbeit“ geleistet werden müsse. Auf Anfrage der taz erklären | |
die Bremer Aktivst*innen: „Von Seiten der Bundesebene hätten wir uns | |
Solidarität statt Angriffe gewünscht.“ | |
## Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Gruppe | |
Auch bei einem weiteren [2][Klimastreik im März 2023] gab es Kritik an der | |
Bremer Gruppe: Die Bremer Grünen-Politikerin Kai Wargalla twitterte: | |
„Klimastreik supporten – aber nicht den Antisemitismus von FFF Bremen“. | |
Laut dem aktuellen Statement gibt es aber neben den anhaltenden | |
Antisemitismus-Vorwürfen noch weitere Gründe dafür, dass die Ortsgruppe | |
sich nun auflöst. | |
So wirft die Bremer Gruppe FFF Deutschland vor, strukturell rassistisch zu | |
sein. Dabei beruft sie sich auf die FFF-Gruppe BIPoC for Future, die | |
kritisiert, dass viele BIPoC-Personen bei FFF rassistisches Mobbing, | |
Beleidigungen und Machtmissbrauch erfahren hätten. Der Begriff BIPoC steht | |
dabei für Schwarze, Indigene und People of Color. FFF Deutschland kehre | |
diese Vorwürfe unter den Teppich. „Dieser Umgang ist für uns bereits an | |
sich ein guter Grund, diese Strukturen zu verlassen“, schreibt die Bremer | |
Gruppe. | |
Diese Kritik ist nicht neu: Der FFF-Bewegung wird schon länger vorgeworfen, | |
zu wenig migrantische Perspektiven zu berücksichtigen. Tatsächlich sind die | |
Köpfe der deutschen Bewegung wie Luisa Neubauer, Jakob Blasel, Sebastian | |
Grieme und Leonie Bremer ausschließlich weiß. | |
„Wir haben mit Rassismus in verschiedensten Formen zu kämpfen – und unsere | |
Perspektiven werden kaum einbezogen. Fridays for Future (FFF) ist | |
mehrheitlich weiß und akademisch“, kritisierte eine Aktivistin von FFF und | |
BIPoC for Future vergangenes Jahr im [3][Interview mit der taz]. | |
## Schon lange unzufrieden | |
Die Ortsgruppe Bremen ist pessimistisch, was die Zukunft von FFF angeht: | |
Die Bewegung appelliere ziellos an die Politik und stelle die falschen | |
Fragen. In den Augen der Bremer Klimaaktivst*innen ist Fridays for | |
Future schwächer als je zuvor. Auf Anfrage der taz begründen sie das so: | |
„Die Stärke an Menschen, die wir auf die Straße bringen, ist extrem | |
geschrumpft, und das Thema selbst ist in den Medien oder dem öffentlichen | |
Diskurs immer weniger präsent.“ | |
Warum zieht FFF Bremen aber ausgerechnet jetzt einen Schlussstrich? Die | |
Unzufriedenheit mit der Bundesebene gebe es in der Gruppe bereits seit | |
Jahren, heißt es gegenüber der taz. „Wir und andere haben unsere | |
Kritikpunkte in dieser Zeit auch immer wieder an die Bundesebene | |
herangetragen, diese verfolgte aber immer weiter die Linie der | |
Minimalforderungen“, sagen die Aktivst*innen. | |
Von FFF Deutschland gibt es bislang noch kein [4][Statement zur Auflösung | |
der Bremer Gruppe]. Auf Anfrage erklärt die Bundesebene aber, dass sich | |
bereits eine neue Gruppe in Bremen gründen würde. Natürlich sei die | |
Auflösung der Ortsgruppe schade, FFF Deutschland stehe aber unverändert | |
gegen Antisemitismus. | |
Ein User auf Twitter schreibt unter den Post der Bremer Aktivst*innen: | |
„Weitermachen, Genoss:innen! Auf das euch viele weitere Ortsgruppen folgen | |
und sich antikapitalistisch-revolutionär neu organisieren werden!“ | |
4 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Antisemitismus-in-der-Klimabewegung/!5919690 | |
[2] /Klimastreik-global/!5919675 | |
[3] /Klimaaktivistin-ueber-Diversitaet/!5879828 | |
[4] https://fridaysforfuture-bremen.de/allgemein/03/07/2023/wir-loesen-uns-auf-… | |
## AUTOREN | |
Emily Kietsch | |
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