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# taz.de -- Historischer Prozess: Klimaaktivisten verklagen Montana
> In den USA verklagen junge Aktivist:innen den Bundesstaat wegen
> Klimaschäden. Nun begann der erste Prozess seiner Art – weitere dürften
> folgen.
Bild: Schloss sich der Klage an, weil sie erlebte, wie Waldbrände und Dürren …
Berlin taz/afp/ap | In den USA hat ein bislang einmaliger Klimaprozess
begonnen. Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 22 Jahren haben den
US-Bundesstaat Montana wegen Klimaschäden verklagt. Sie sehen ihr Recht auf
eine „saubere und gesunde Umgebung“ verletzt. Die 16 Aktivist:innen
wollen damit ihren Staat zwingen, gegen den Klimawandel zu handeln. Nach
drei Jahren begann nun am Montag der Prozess in Helena, der Hauptstadt des
Bundesstaats im Nordwesten der Vereinigten Staaten.
Nach zahlreichen ähnlichen Klagen von jungen Aktivist:innen in Bezug
auf den Klimawandel in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahrzehnt ist
es die erste Klage, die nicht abgewiesen wurde. Beobachter erwarten, dass
er weitere dieser Art nach sich ziehen könnte.
Die Hauptklägerin, die 22-jährige Rikki Held, schloss sich der Klage an,
weil sie erlebte, wie Waldbrände und Dürren das Familiengeschäft bedrohten.
Ihre Familie betreibt eine Ranch und ein Motel im Südosten Montanas, wo ein
großer Teil der US-amerikanischen Kohle gefördert wird. Wegen Waldbränden
sei für einen Monat der Strom ausgefallen, Dürren hätten ihr Vieh sterben
lassen, berichtet Held. Im Sommer 2021 habe der Rauch monatelang die Luft
verschmutzt, Asche sei vom Himmel gefallen.
Die Kläger:innen argumentieren, sie als Kinder und Jugendliche seien
„besonders gefährdet“ durch die umweltschädlichen Folgen fossiler Energie…
In der Klage geht es insbesondere um eine Klausel im Umweltgesetz Montanas,
die die Förderung von fossilen Energien begünstigt: Regierungsbehörden ist
es untersagt, Genehmigungsanträge für fossile Brennstoffe auf
Klimaauswirkungen zu prüfen.
## Verfassungswidrige Klausel im Umweltgesetz
Das sei verfassungswidrig, behaupten die Aktivist:innen. Denn die
Verfassung des Bundesstaats erkläre: „Der Staat und jede Person soll eine
saubere und gesunde Umgebung in Montana für jetzige und künftige
Generationen erhalten und verbessern.“
Der Prozess ist für zwei Wochen angelegt. Kathy Seely, die Richterin, soll
feststellen, ob die Umweltpolitik des Staates ein „substanzieller Faktor“
bei der Verursachung von Klima-Auswirkungen wie extremem Wetter ist. Das
Ziel der Aktivist:innen ist nicht eine finanzielle Entschädigung,
sondern die Erklärung, ihre Rechte seien durch Montanas Förderung fossiler
Energien verletzt worden.
Die Gegenseite argumentiert, dass Montanas Anteil an den weltweiten
Emissionen „verschwindend gering“ sei. Hauptklägerin Held kontert, „Ich
weiß, dass der Klimawandel ein globales Problem ist, aber Montana muss
Verantwortung für unseren Teil übernehmen.“
Der Fall „Held vs Montana“ wird in den USA gespannt verfolgt. Michael
Bruger, Geschäftsführer des Sabin Center for Climate Change Law in New
York, sagt, die Entscheidung in dem Prozess werde zukünftige Verfahren und
so den Verlauf der Klimakrise beeinflussen.
14 Jun 2023
## AUTOREN
Hanna Koban
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