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# taz.de -- Urteil gegen den Ex-Audi-Chef Stadler: Wenig Einsicht, wenig Strafe
> Erstmals wurde der Dieselbetrug juristisch geahndet. Immerhin. Aber die
> 1,1 Millionen Euro Strafe ist trotzdem lächerlich gering für den
> Ex-Audi-Chef.
Bild: Rupert Stadler auf dem Weg zur Urteilsverkündung am Landgericht
Der Deal im Strafrecht muss nichts Verwerfliches sein. Die Absprache
zwischen Richtern und Angeklagten, für ein volles Geständnis eine mildere
Strafe zu erhalten, kann Prozesse massiv verkürzen. Sie kann Opfern oder
Geschädigten rasch Gewissheit verschaffen und sie vor belastenden Aussagen
bewahren. Und sie ermöglicht bei Raubdelikten, erhebliche Teile der Beute
zurückzubringen.
Nichts von alldem trifft auf den Deal zu, den das Münchner Landgericht mit
dem Ex-Audi-Boss [1][Rupert Stadler] und zwei weiteren ihm untergebenen
Managern im Diesel-Betrugsverfahren ausgehandelt hat. Sein
Last-Minute-Geständnis im Mai bewahrt Stadler vor dem Gefängnis.
Stattdessen: ein Jahr und neun Monate Bewährung.
Den Prozess hat das nicht verkürzt. Der lief auch so zweieinhalb Jahre
lang. Besonders glaubwürdig war das von der Verteidigerin abgelesene Papier
auch nicht; nur das Nötigste wurde zugegeben. Schaden konnte keiner
wiedergutgemacht werden. 1,1 Millionen Euro, die Stadler zahlen muss, sind
bei einem Mann dieser früheren Gehaltsklasse lächerlich bis beschämend
wenig. Dem Gericht ist vorzuwerfen, dass es sich, auch im Sinne der
geschädigten Umwelt – es ging ja um Betrug mit viel zu hohen
[2][Diesel-Abgasausstößen] –, nicht zu einem schärferen Urteil durchringen
konnte. Immerhin: Erstmals ist dieses kriminelle Handeln überhaupt
juristisch geahndet worden.
Der Prozess hat über die Jahre einen speziellen Blick auf den
[3][Managertyp Stadler] ermöglicht. Einer der führenden Wirtschaftsbosse
war plötzlich ganz klein, sagte fast nichts. Keine Spur von Kampfeswillen
erkennbar, die von ihm bis fast zum Schluss behauptete Unschuld zu
verteidigen. Auch die rückständigen Strukturen des VW-Konzerns mit seiner
Audi-Tochter wurden offenbar: Der eine manipulierte und fälschte, damit die
Karriere aufwärts geht. Sein Vorgesetzter deckte es, damit die
Verkaufszahlen stimmen. Und der ganz oben konnte es zumindest ahnen,
schloss aber die Augen. So sieht moderne Unternehmensführung mit offener
Fehlerkultur und Teamgeist statt Ego-Shootern ganz sicher nicht aus.
27 Jun 2023
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## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Dieselskandal
Diesel-Nachrüstung
Betrug
Audi
Dieselskandal
Dieselskandal
Gerichtsprozess
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