Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Queerer Schwimm-Wettkampf: Bunte Bahnen ziehen
> Am Samstag fand der Queer Cup Hamburg statt, ein Wettkampf für queere
> Schwimmer:innen. Geschwommen wurde, doch fast mehr noch: ausgelassen
> getanzt.
Bild: Soll auch ein Safe Space sein: Schwimmer*in beim Queer Cup Hamburg am Sam…
Hamburg taz | Das Schwappen des Wassers gegen den Beckenrand, die Stille
vor dem Startpfiff, das rhythmische Atmen der Athlet*innen – von
konzentrierter Anspannung ist am Samstagmorgen in der Schwimmhalle in
Hamburg-Wilhelmsburg nichts wahrzunehmen. Stattdessen läuft laute Musik –
Abba und Lady Gaga motivieren zum ausgelassenen Tanzen –, während auf dem
Wasser zwei große [1][Plastik-Einhörner in Regenbogenfarben treiben.]
Doch die müssen nun weichen, ein bisschen ernst wird es nun doch: Die
Schwimmer*innen haben sich schon umgezogen, gleich beginnt der
diesjährige Hamburger Queer Cup.
Der Hamburger Queer Cup ist ein internationaler Schwimmwettkampf, der vom
queeren Hamburger Sportverein Startschuss veranstaltet wird. Der Verein
will queeren Personen einen geschützten Raum geben, um Sport zu treiben.
„Wir sind aber offen für alle und freuen uns über jeden und jede
Schwimmer*in“, sagt Emrah Camli, Organisator des Queer Cups. „Ein Safe
Space zu sein und sich trotzdem für alle Sportler*innen zu öffnen,
schließt sich nicht aus.“
Geschwommen wird an diesem Samstag in verschiedenen Disziplinen: Freistil,
Rücken, Schmetterling und Brust sowie eine Staffel in Teams. Auch wenn der
Queer Cup viel bunter als andere Schwimmwettkämpfe sei, laufe die Zeitnahme
und Wertung genauso professionell, sagt Camli. Es gibt eine elektronische
Zeitmessung – mit Platten, die am Vorabend an der Beckenwand angebracht
wurden.
## Teilnehmer:innen sogar aus Peru
Dass der Schwimmwettkampf nicht nur für queere Sportler*innen
interessant zu sein scheint, zeigt sich beim Blick auf die Meldeliste.
Insgesamt haben sich 84 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Irland,
Tschechien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen und sogar Peru
angemeldet – nicht alle kommen aus queeren Vereinen. Auf der Liste tummeln
sich Hamburger Traditionsschwimmvereine neben einem queeren Sportverein aus
Hannover oder dem Verein OUTsiders Paris. 70-jährige Athleten vom
alteingesessenen SV Poseidon Hamburg springen gemeinsam mit halb so alten
Schwimmer*innen ins Wasser.
Teilnehmerin Britta will es beim diesjährigen Cup entspannt angehen lassen:
„Ich habe in letzter Zeit nicht so viel trainiert und habe heute keine
großen Ziele“, erklärt sie. Die 50-Jährige schwimmt bereits seit sieben
Jahren im Verein Startschuss. Auch beim Queer Cup ist sie nicht zum ersten
Mal und trotzdem ist der Queer Cup noch etwas Besonderes für sie: „Obwohl
das Event professionell organisiert ist, geht es nicht nur um Leistung –
die Stimmung ist lockerer.“
Die Wettkämpfe reihen sich aneinander, Schlag auf Schlag. Und doch wippen
im Takt der Musik einige Schwimmer*innen und Kampfrichter*innen in
den kurzen Pausen – manch eine*r tanzt dann auch am Beckenrand. Kurz vor
der Mittagspause trifft eine Dragqueen ein. Mit ihr können
Medaillen-Gewinner*innen nachher Fotos machen. Alle klatschen, als sie den
Beckenrand kurzerhand zum Laufsteg macht und mit hohen Schuhen über den
nassen Boden läuft.
Den ersten Queer Cup veranstaltete Startschuss im Jahr 2010. Das Event fiel
mit rund 110 Teilnehmer*innen direkt groß aus. Über die Zeit ist
zwischen den Schwimmer*innen und Vereinen ein Netzwerk entstanden.
Queer-Cup-Organisator Emrah Camli erzählt, dass Startschuss zu den
Wettbewerben der anderen Vereine reist und sie sich auf weiteren
[2][queeren internationalen Schwimmwettbewerben], wie den EuroGames oder
Gay Games, treffen.
## Kritik an offiziellen Wettkämpfen
Neben dem Vernetzen mit anderen Vereinen wollen die Mitglieder von
Startschuss mit dem Cup darauf aufmerksam machen, dass sich im Sport noch
eine Menge tun muss: „Bei offiziellen Wettkämpfen wird oft weiterhin
zwischen männlich und weiblich unterschieden. Das adressieren wir durch
Vereinsarbeit und weisen durch unseren Cup daraufhin hin, dass wir
nichtbinär als Möglichkeit der Anmeldung für unseren Wettkampf brauchen“,
so Camli. Startschuss würde den Queer Cup auch mit der Hoffnung
veranstalten, dass sich das bald ändert.
Britta hat ihre zwei Läufe mittlerweile hinter sich gebracht. Auf 50 Meter
Schmetterling habe sie eine neue Bestzeit erreicht. Ein Grund zum Feiern?
Das hatte sie ohnehin vor: Spät am Abend gibt es für die
Teilnehmer*innen noch eine Party auf St. Pauli. Tanzen kann man
schließlich auch außerhalb der Schwimmhalle.
26 Jun 2023
## LINKS
[1] /trans-Sportlerin-Lia-Thomas/!5841208
[2] /Neue-queere-Partyreihe/!5456025
## AUTOREN
Emily Kietsch
## TAGS
Schwimmen
Schwerpunkt LGBTQIA
Queer
Wettkampf
Hamburg
Schwerpunkt LGBTQIA
Sport
Queer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Projekt „Queer History Month“: Hamburg lernt, sich queer zu lesen
Hamburgs „Queer History Month“ zeigt, wie Schwule, Lesben und Transpersonen
die Stadt geprägt haben. Das Programm ist breitgefächert.
trans Sportlerin Lia Thomas: Es geht ums Recht aufs Mitmachen
Die trans Athletin Lia Thomas wird US-College-Meisterin im Schwimmen. Dann
wird sie zur Zielscheibe rechter Meinungsmacher.
Neue queere Partyreihe: „Berlin akzeptiert dich“
Emrah, queer und aus Turkmenistan geflüchtet, will mit der neuen Partyreihe
„Harem“ andere queere Flüchtlinge ermutigen, sich nicht zu verstecken.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.