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# taz.de -- Schwurbeliger Ärtzeverband: Gegen Impfungen und Big Pharma
> Der Ärztliche Berufsverband Hippokratischer Eid sieht die WHO
> unterwandert von Big Pharma und der Hochfinanz. Das hat ein
> antisemitisches Gschmäckle.
Bild: Manche Ärzte halten sie für schädlich: Corona-Schutzimpfung
Ein diskretes Hellblau ist die Grundfarbe der offiziellen Website. Auch der
Name des Netzwerks soll vertrauenerweckend daherkommen: „Ärztlicher
Berufsverband Hippokratischer Eid e. V.“. Der Verband möchte die Rechte von
Patient*innen und Ärtz*innen vor „großen Gefahren“ schützen und
„kommerzielle Interessen“ eindämmen.
In Hamburg hat der Verein um Dr. Sonja Reitz seinen Sitz. Auf der Website
ist Reitz die einzige Person, die namentlich auftritt. Die angegebene
Adresse ist identisch mit ihrem „Zentrum für Body Mind Soul Medizin“.
Auf der Startseite deutet sich jedoch die Richtung an. „Wir setzen uns ein
für die ärztliche Therapiefreiheit“, steht da, und auch für eine „freie
Impfentscheidung“. Die [1][Kritik an Impfungen kam schon bei den ersten
Schutzimpfungen] 1776 auf. Der schulischen Medizin wurde bald eine
alternative Medizin entgegengesetzt. Das erste Reichsimpfgesetz von 1874
führte zu den ersten Anti-Impforganisationen. Der Berufsverband steht also
in einer langen Tradition.
Die Coronapandemie löste bei dem 2022 eingetragenen Verein offenbar eine
diffuse Impfpanik aus. So warnen die Mitglieder auch vor „erheblicher
Fruchtbarkeitsbeschädigungen bei Männern und Frauen und steigender
Krebshäufigkeit nach Impfungen“. Außerdem behaupten sie, dass „Obduktionen
von Geimpften“ gezeigt hätten, dass „nach unerwarteten Todesfällen bei 80
Obduktionen in 80 Prozent der Fälle ein klarer Impfzusammenhang“ bestanden
hätte.
## Antisemitischer Jargon
Mit Aktionen will der Verein Aufklärung gegen Gesundheitsreformen und
-vorschriften vorantreiben. Er kritisiert die Weltgesundheitsorganisation
(WHO). Zunehmend werde diese „unterwandert von [2][Big Pharma], privaten
Geldgebern, nicht gewählten NGOs und der Hochfinanz“. Die Kritik an
Lobbyeinflüssen und angeblichen Finanzabhängigkeiten dürfte mit dem Verweis
auf eine „Hochfinanz“ in Verschwörungsnarrative übergehen.
Im antisemitischen Jargon wird so gern der jüdische Einfluss durch Geld
angedeutet. Die WHO stehe aber nicht allein unter Einflüssen – ebenso
schlimm seien das Robert-Koch-Institut, das Paul-Ehrlich-Institut und die
Ständige Impfkommission.
Als Aktionen gegen die WHO schlägt Sonja Reitz in einer Rundmail das
Verschicken von „Leserbriefdummys“ vor, die „so oder abgewandelt an
Politiker, Ärzte, Nachbarn, Lehrer verschickt werden können“. Ein
„effektives Wording“ müsse entwickelt werden, „um die Gehirnwäsche
durchbrechen zu können“. Erneut Anklänge an [3][Verschwörungsnarrative]:
Wer wäscht warum Gehirne? Wer steht da im Hintergrund und hält uns dumm,
darf gefragt werden. Für die taz war Seitz bis Redaktionsschluss nicht zu
sprechen.
In der Rundmail ist ein Interview mit James Roguski verlinkt, der als
WHO-Experte vorgestellt wird. Roguski wirkte beim „Corona Ausschuss“ mit,
einem Projekt von Corona-Relativierenden. Ein weiterer Beteiligter daran
ist der [4][Göttinger Anwalt Reiner Füllmich], ehemaliger
Bundestagsspitzenkandidat von „DieBasis“. Er verglich die Pandemiemaßnahmen
mit dem Holocaust und meinte: „Es ist schlimmer.“
25 Jun 2023
## LINKS
[1] /Rechte-und-Querdenker-in-der-Justiz/!5908625
[2] /Ungleiche-Verteilung-von-Impfstoffen/!vn5886185
[3] /Verschwoerungsmythen-im-Freundeskreis/!5937124
[4] https://www.fuellmich.com/dr-reiner-fuellmich/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
Coronaleugner
Impfung
Rechts
Arzt
Coronaleugner
Verschwörungsmythen und Corona
Schwerpunkt Coronavirus
Reichsbürger
Krise der Demokratie
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