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# taz.de -- Turbo-Abi in Hamburg: Das falsche Angebot
> Obwohl viele Eltern ihr Kind am G8-Gymnasium anmelden, bedauern sie es
> später. Deshalb ist es nie zu spät, zu streiten, ob der Bildungsweg gut
> ist.
Bild: Schulzeit ist auch wichtig als Phase, in der ein junger Mensch noch nicht…
Die Frage, [1][ob G8 oder G9], ist in Hamburg ein altes Dilemma. Keine
Eltern sind gezwungen, ihr Kind aufs G8-Gymnasium zu geben, gibt es doch
Stadtteilschulen, wo ihr Kind in neun Jahren das Abitur erreichen kann.
Aber dann kommt in Klasse 4 die Frage, wie es mit dem Kind in Klasse 5
weitergeht. Wenn dann die Freunde zum Gymnasium gehen und auch die
Lehrkräfte das empfehlen – warum nicht, denken sich die Eltern.
Dass das Ganze wirklich stressig wird, wird dann erst in der weiteren
Schulzeit klar. Die [2][Elterngruppe G9 Hamburg] artikuliert einen
Leidensdruck: Dass es den Kindern nicht gut tut, so viel Druck zu haben,
dass ihnen Zeit auch für die soziale Reife fehlt. Schulsenator Ties Rabe
redet daran vorbei, wenn er die täglichen Minuten zählt. Es geht ja auch um
die Lebensphase Schulzeit, in der noch gilt: „Ich muss noch nicht wissen,
was ich will.“
Schon 2019 kochte das Thema Turbo-Abi hoch. Laut einer Umfrage wollten 76
Prozent der Hamburger den Kindern mehr Zeit gönnen und [3][die CDU war
versucht], das im Wahlkampf zu nutzen. Dann fädelte Rabe schnell [4][einen
neuen „Schulfrieden“ mit CDU und FDP] ein. Mit dem Ergebnis, dass es
[5][neue Bildungspläne mit noch viel mehr Inhalt] geben sollte, die den
Druck erhöhen. Das ist paradox, wenn man die damalige Ausgangslage – Kritik
am Turbo-Abi-Stress – bedenkt.
Rabe hat sich damit nun eingebrockt, dass die Zustimmung der Gymnasien zum
G8 schwindet. Die nun schon 20 Jahre Turbo-Abi haben auch gezeigt: Es
strömen nicht weniger Kinder zum Gymnasium, nur weil es dort zur Strafe G8
gibt. Aber so wie Eltern und Lehrkräfte die Probleme schildern, ist es das
falsche Angebot.
Warum also nicht die Debatte neu führen? Dabei hat die Linke nicht unrecht.
Das [6][Gymnasium muss mehr Verantwortung übernehmen], darauf verzichten,
Schüler abzuschulen. Und auch an Stadtteilschulen könnte es Schüler geben,
die im eigenen Tempo schneller fertig werden. Überhaupt könnte das auch von
der GEW befürwortete Modell des „Abiturs im eigenen Takt“ eine goldene
Brücke in diesem alten Streit sein. Dass all so was Geld kostet und Aufwand
bedeutet, wie Rabe stöhnt, ist kein echtes Gegenargument.
16 Jun 2023
## LINKS
[1] /Volksinitiative-in-Hamburg/!5937629
[2] https://www.g9-hamburg.de/
[3] /Wahlkampf-in-Hamburg/!5563325
[4] /Hamburger-Vorwahlkampf/!5586204
[5] /Umkaempfte-Bildungsplaene-in-Hamburg/!5900655
[6] /Vorschlag-fuer-neues-Schulsystem/!5640464
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
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Wahlkampf
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