# taz.de -- Adbusting-Aktion gegen die Polizei: Das Pozilei-Problem | |
> Rund 100 Fake-Plakate hat die Gruppe "Gegen deutschnationale Polizei" in | |
> Berlin verklebt. Die Polizei ermittelt, kann aber nicht sagen, warum | |
> eigentlich. | |
Bild: Löst manchmal Probleme in Sicherheitsbehörden: Aktenvernichter, hier au… | |
Wer am Mittwochmorgen am Hauptbahnhof in den Bus steigen wollte, konnte ein | |
merkwürdiges Werbeplakat sehen: Es zeigt einen Polizisten mit Dutzenden | |
verpackten Dönern in den Armen auf dem Weg zum Mannschaftswagen, dazu den | |
Spruch: „Rassismus? Wir mögen doch manche Ausländer. 110 Prozent Weißbrot.… | |
Darunter kleiner: „Abschiebungen, Rassismus und Gewalt sind dein Ding? | |
Jetzt bewerben! Deutsche Pozilei“. Dieses und ähnliche Poster mit Slogans | |
wie „Abschiebung ins Kriegsgebiet? Gerne!“ mit Bildern einer Razzia hingen | |
in zahlreichen Schaukästen der Stadt. | |
Rund 100 solcher verfälschter Plakate, sogenannte Adbustings, hat die | |
Polizei am Mittwoch aus Werbevitrinen entfernt. Auf taz-Anfrage bestätigte | |
die Polizei Berlin, dass man Poster an 20 Bahnhöfen gefunden habe und sie | |
umgehend entferne. | |
Folgt man dem QR-Code auf dem Plakat, kommt man zur Website „[1][Deutsche | |
Pozilei“]. Dort bekennt sich eine „Kommunikationsguerilla“ namens „Gegen | |
deutschnationale Polizeigewalt (GdP)“ zur Aktion: Man habe in der „größten | |
Adbusting-Aktion Berlins in den letzten beiden Jahrzehnten“ über 100 | |
Vitrinen gekapert. Anlässlich der Innenministerkonferenz wolle man | |
„die Polizei ins angemessen rechte Licht“ rücken. | |
Die Adbustings greifen das Design einer [2][PR-Kampagne der Berliner | |
Polizei] auf. Die wirbt normalerweise um Nachwuchs mit dem Zahnpastalächeln | |
von jungen, schönen Uniformierten und edgy Slogans wie etwa: „Wir schützen | |
auch das Recht, gegen uns zu sein – 110 Prozent Berlin“. | |
## „Gefahr für die innere Sicherheit“ | |
Tatsächlich führt die Aktion wunderbar vor, dass die Polizei es gar nicht | |
immer so genau nimmt mit dem „Recht, gegen uns zu sein“, geschweige denn | |
den Inhalt der Kritik. Auftritt Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft | |
der Polizei (GdP), der seine Schnappatmung über die Fake-Poster so | |
kanalisierte: „Losgelöst von einer strafrechtlichen Bewertung dieses | |
Adbustings ist es respektlos und gefährdet die innere Sicherheit, weil es | |
die Polizei in Gänze diskreditiert.“ Wie bitte? Satireplakate, eine Gefahr | |
für die innere Sicherheit? | |
Amüsant auch: Die Polizei teilte mit, dass wegen der Aktion „weitere | |
Ermittlungen laufen“. Weswegen ermittelt werde? Könne man noch nicht sagen, | |
heißt es. Weniger witzig: Wegen Adbustings gab es in den letzten Jahren | |
mehrere Hausdurchsuchungen, DNA-Analysen und Meldungen an ein | |
Terrorabwehrzentrum. [3][Rechtsgrundlage: unklar]. | |
Die Gruppe verweist auf eine [4][kürzlich veröffentlichte Polizeistudie]: | |
„16 Prozent der Beamt*innen sagen, ihnen sei in den letzten 12 Monaten | |
Rassismus vorgeworfen worden. In über 70 Prozent der Fälle finden die | |
Beamt*innen den Vorwurf ‚überhaupt nicht nachvollziehbar‘.“ Das zeige, | |
wie es um die Kritikfähigkeit der Polizei stehe: „Das ist der Kern des | |
Polizeiproblems! | |
14 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://deutschepozilei.wordpress.com/ | |
[2] https://www.berlin.de/polizei/kampagne/artikel.990389.php | |
[3] https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetz… | |
[4] /Studie-zu-Rassismus-in-der-Polizei/!5923557 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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