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# taz.de -- Köln feiert vor Berlin: Lieber keine Weltklasse
> Die Berliner Clubs rutschen in internationalen Rankings immer weiter nach
> unten. Nicht einmal das Berghain ist unter den ersten zehn.
Bild: Das Bootshaus in Köln ist die Nummer eins der deutschen Clubs
Oh nein, die Berliner Clubs werden immer unbeliebter. Das jedenfalls ist
die Botschaft, die man dem [1][kürzlich erschienenen Ranking] der hundert
weltweit beliebtesten Feierläden entnehmen kann, die das britische DJ Mag
jährlich veröffentlicht.
700.000 Raver aus aller Welt haben abgestimmt, und sie scheinen sich für
die „Clubhauptstadt der Welt“, in der wir doch zu leben glauben, immer
weniger zu interessieren. Von den Dutzenden Partylocations Berlins tauchen
eh nur drei in der Liste auf: [2][Watergate], [3][Tresor] und das
[4][Berghain]. Und für alle ging es im Ranking abwärts.
Das Berghain, vor Jahren mal auf der Poleposition, ist nicht einmal mehr in
der Top Ten und landet auf Platz 16. Der Tresor verliert gar 22 Plätze und
darf sich jetzt nur noch den zweiundsiebzigbeliebtesten Club der Welt
nennen. Wahrscheinlich ist das Bangen und Zittern jetzt schon groß, ob es
im nächsten Jahr überhaupt noch für die Liste reicht. Am erschütterndsten
aber ist die Tatsache, dass ein Club aus aus Köln, [5][das Bootshaus], vor
allen Berliner Vertretern auf der Liste auf Platz sechs auftaucht. Läuft
uns jetzt schon Köln im Partybusiness den Rang ab, oder was ist da los?
Schaut man sich die Liste etwas genauer an, stellt man schnell fest, dass
es nur bedingt erstrebenswert ist, auf dieser aufzutauchen. Wer hier weit
vorne landen möchte, muss die totale Entgrenzung des Partygewerbes
bedienen, Konfettikanonen in Anschlag bringen und am laufenden Band
Superstar-DJs aus aller Welt einfliegen lassen. Mit dem, was die hiesige
Clubkultur von Awareness bis zum aktuellen Trendthema, dem nachhaltigeren
Raven, so umtreibt, hat diese Welt der Großclubs nichts zu tun.
## Sieger kommt aus Ibiza
Wenn man sich allein schon das Fassungsvermögen des DJ Mag-[6][Siegerclubs
Hi Ibiza] anschaut, in den fast 6.000 Raver passen, kann man damit in
Berlin nicht ansatzweise mithalten. In das Berghain, gern auch
„Techno-Kathedrale“ genannt, passen gerade mal 1.500 Leute. Und
Champagner-Exzesse im VIP-Bereich, um die es bei diesen internationalen
Großclubs geht, sucht man in Berlin auch vergeblich.
In gewisser Weise wird Berlin clubtechnisch immer provinzieller, und man
ist in diesem Bereich nicht mehr der Nabel der Welt. Auch weil, wie die
DJ-Mag-Liste zeigt, die Szene sich immer stärker globalisiert. Südamerika
ist in dieser gut vertreten und sogar Läden aus Südafrika, Nairobi und den
Vereinigten Arabischen Emiraten.
Gegenüber dem, was in all diesen Megaclubs an Lightshows und völlig
überbezahlten Plattendrehern geboten wird, wirken die Berliner Clubs, in
denen wie schon seit Jahrzehnten maximal ein wenig Trockeneis auf den
Dancefloor geblasen wird, fast schon ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
Gleichzeitig weist Berlin auch den Weg in die Zukunft. Denn den ganzen
Partytourismus und das permanente Umherjetten der DJs mit großen Namen kann
sich unser Planet nicht mehr leisten. In diesem Sinne wäre erst wirklich
etwas erreicht, wenn auch die letzten Berliner Clubs ganz aus der Liste des
DJ-Mags fallen würden.
29 May 2023
## LINKS
[1] https://djmag.com/top100clubs
[2] http://water-gate.de/
[3] https://tresorberlin.com/
[4] https://www.berghain.berlin/de/
[5] https://bootshaus.tv/
[6] https://www.hiibiza.com/residency/fisher?ppc=cpc&gclid=Cj0KCQjwmtGjBhDh…
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Kolumne Durch die Nacht
Clubkultur
Berghain
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Berliner Nachtleben
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