# taz.de -- Die Wahrheit: Tausend Dank für Ihre Wahl | |
> Danke! Danke, dass Sie für diesen Online-Text und für diese Zeitung doch | |
> sicherlich gezahlt haben – und jetzt gleich diesen Artikel lesen! Danke! | |
Bild: Irgendeine Fahne hochhalten? Am Wasser? Aber wozu bloß? | |
(Schlechte Musik. Winkewinke ins Publikum.) | |
So! Liebe Leserinnen und Leser! Hallo Bremen, Hamburg, Sachsen und so | |
weiter! Zunächst einmal möchte ich schreiben, dass ich ein Stück weit stolz | |
bin. Und ich muss mich zunächst auch einmal bedanken. Ich möchte euch | |
danken, weil ich so stolz auf euch bin, auf unsere Zeitung und auf euch als | |
Leserinnen und Leser. Ihr habt so dermaßen den Kiosk gerockt, ob digital | |
oder in echt, an jeder Ecke habt ihr gestanden und in die Telefone geguckt, | |
für uns und unsere Zeitung, und deswegen ein ganz, ganz fettes Dankeschön | |
und Bussi von dieser Stelle aus! Dankeschön! | |
Denn ohne euch würden solche Artikel wie dieser hier erst gar nicht | |
entstehen. Ohne euch, die ihr auch jetzt wieder eure Blicke in dieses | |
Käseblatt werft, auf die Druckerschwärze richtet, auf den Wald an Zeichen, | |
dieses bedeutungshubernde Geschreibsel! Ganz ehrlich? Ohne euch könnte ich | |
das nicht. Ich meine, diese Zeilen schreiben. Ohne Leserinnen und Leser, ob | |
ich sie meine oder unsere nennen darf, ob sie zufällig hier hineingeraten | |
sind oder nicht, ohne diese auf meinen Erguss gerichteten Augen würde ich | |
das gar nicht machen, so ehrlich muss man sein. | |
Ich meine, wenn man sich das Ergebnis anschaut, dann muss man ganz deutlich | |
schreiben, da habe ich mein Wahlziel nicht erreicht, das ist halt so. | |
Dieser Artikel ist nur auf der letzten Seite platziert, nicht wie erhofft | |
auf der ersten, aber immerhin, aber auf dieser Seite ist er der größte, und | |
wenn nicht, dann doch der zweitgrößte oder er tut zumindest so. | |
Und deswegen gibt es einen klaren Auftrag der Leserinnen und Leser dieser | |
unserer Zeitung, dass ich diesen Artikel zu Ende bringe. Und ja, umgekehrt | |
geht der Auftrag an Sie, meine Damen und Herren: Lesen Sie! Ja, lesen Sie | |
diesen Artikel zu Ende, es lohnt sich ganz bestimmt! | |
Dieser Artikel ist nämlich auch gestärkt hervorgegangen aus Ihrer Wahl, aus | |
den Entscheidungsprozessen, die vorher in Redaktion und Produktion, in den | |
Windungen meines Hirns stattgefunden haben. Ja, man könnte sagen, alles | |
wurde in Gang gesetzt, um am Ende mit zehn flinken Fingern diesen Text zu | |
produzieren, den Sie gerade in der Hand halten, lesen und für gut befinden, | |
auch wenn Sie naturgemäß nicht immer einer Meinung mit mir sind. | |
So mögen Sie vielleicht meinen, die schlechte Musik vom Anfang ist die | |
Musik der Wiederholung. Ja, Sie hätten das alles schon tausendmal so | |
gelesen. Und da schreibe ich Ihnen: Sie haben so was von Recht! Und wie bei | |
der nächsten Wahl eine Danksagung eines Politikers, der zunächst allen | |
Wählern danken möchte, werden Sie demnächst wieder den gleichen Artikel | |
vorfinden, denn was einmal gut ist, wird immer wieder gut sein, egal, was | |
die Leute sagen. | |
In diesem Sinne: Danke! Danke, dass Sie diese Zeitung gekauft und diesen | |
Artikel gelesen haben! Danke! | |
(Schlechte Musik ertönt wieder. Winkewinke ins Publikum.) | |
23 May 2023 | |
## AUTOREN | |
René Hamann | |
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