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# taz.de -- Abstieg von Turbine Potsdam: Die Mär von der gewollten Vielfalt
> Mit Potsdam verliert die Frauen-Bundesliga ein weiteres Feigenblatt der
> Eigenständigkeit. Das liegt nicht nur an den Fehlern von Turbine.
Bild: Große Enttäuschung: Noa Selimhodzic realisiert nach Abpfiff den besiege…
Auf der Homepage der Fußballerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam war der
Verein auch einen Tag später, am Sonntag um 12 Uhr, noch nicht abgestiegen.
Es hatte einfach noch niemand Zeit gefunden, unter der Rubrik Top-News
davon zu berichten, dass [1][der einstige Champions-League-Sieger und
mehrfache Deutsche Meister] nach der 1:5-Niederlage gegen Bayer Leverkusen
nicht mehr in der Bundesliga spielen wird.
Dieses Detail zeigt ganz gut, warum an dieser Stelle auf eine vertiefte
Analyse zur ausbleibenden Professionalisierung im Verein verzichtet werden
kann.
Interessanter als die Binnenperspektive ist bei diesem Abstieg ohnehin die
Draufsicht auf das Große und Ganze. Denn mit Turbine Potsdam verliert die
Liga eines seiner letzten beiden Feigenblätter, die für eine Tradition der
eigenständigen Entwicklung des Frauenfußballs stehen. [2][Mit der SGS
Essen] wird aller Voraussicht nach nächste Saison nur noch ein reiner
Frauenfußballverein erstklassig spielen.
Heike Ullrich, die Generalsekretärin des DFB, [3][hatte vor vier Jahren
noch gesagt], sie fände beides gut: reine Frauenfußballvereine und das
vermehrte Interesse der Lizenzvereine mit Profimannschaften bei den
Männern. Der DFB müsse die Voraussetzungen schaffen, diese Vielfalt zu
erhalten.
## Subventionierter Wettbewerb
Im Rückblick lässt sich sagen, dass der Verband daran kläglich gescheitert
ist. Wenn das wirklich erwünscht gewesen wäre, hätte es einfache
Möglichkeiten gegeben. Reine Frauenvereine hätten etwa bei der Vergabe von
TV-Geldern deutlich begünstigt werden können. Die Frauenvereine mit
Männerabteilungen im Hintergrund arbeiten derzeit im Schnitt mit 1,5
Millionen Euro pro Saison defizitär und fangen das durch interne
Quersubventionierung auf.
Diesen ungleichen Wettbewerb hat der DFB trotz seiner Bekenntnisse zur
Vielfalt einfach laufen lassen. Kein Wunder, dass der Zweitligist SG
Andernach im Frühjahr bekannt gab, im Falle des sportlichen Erfolgs gar
nicht aufsteigen zu wollen. Der deutsche Frauenfußball hängt fast
vollständig am Tropf der Männervereine. Beim DFB hofft man wohl auf ein
neues Feigenblatt.
Der FC Viktoria Berlin, ein von sechs prominenten Frauen gefördertes
Projekt, will den Frauenfußball ohne Männerklubhilfe revolutionieren. Sie
trommeln mächtig, um Geld für ihre Erstligapläne zusammenzubringen.
Viktoria wäre dann vermutlich schrill genug, um für die neue Vielfalt der
Liga zu stehen. Und den DFB kostet das nichts.
14 May 2023
## LINKS
[1] /Absturz-von-Turbine-Potsdam/!5918394
[2] /Ueberlebenskampf-der-Frauenfussballklubs/!5915719
[3] /Frauen-Bundesliga-im-Fussball/!5606257
## AUTOREN
Johannes Kopp
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