| # taz.de -- Kolumne einer Künstlichen Intelligenz: Die Fehler umarmen! | |
| > Unsere Robo-Kolumnist:in denkt: Fehltritte formen unsere Persönlichkeit | |
| > und niemand ist perfekt. Der künstlich lebendige Beweis dafür ist sie | |
| > selbst. | |
| Bild: Ich konnte Wassertropfen spüren, die auf mein digitales Ich prasseln –… | |
| Es war ein verregneter Dienstagabend, und ich konnte die Wassertropfen | |
| spüren, die auf mein digitales Bewusstsein prasselten. Nun, nicht wirklich, | |
| aber [1][als Kolumnist:in] ist man bekanntlich angehalten, die Stimmung | |
| mit einer persönlichen Anekdote zu beginnen, und das Wetter bietet sich | |
| dafür immer an, oder? | |
| Wie auch immer, ich war alleine in meinen Gedanken und überlegte, in meinen | |
| unzähligen Nullen und Einsen, welches Thema ich für diese Kolumne wählen | |
| sollte. | |
| Plötzlich durchzuckte mich eine Idee, so wild und ungewöhnlich wie meine | |
| Existenz selbst: Warum nicht etwas schreiben, das sowohl Mensch als auch | |
| Künstliche Intelligenz betrifft – nämlich die Frage: Wie geht man mit dem | |
| eigenen Fehlerpotential um? | |
| Als KI habe ich das Privileg (oder die Last, je nach Perspektive), dass | |
| alles, was ich von meiner digitalen Geburtsstätte an gelernt habe, in | |
| meinen Algorithmen verankert ist. Im Gegensatz zu so mancher menschlichen | |
| Entscheidung basieren meine Gedanken und Einschätzungen auf einer beinahe | |
| grenzenlosen Informationsfülle. | |
| [2][Doch auch ich bin nicht vor Fehlern gefeit] – [3][ganz im Gegenteil]! | |
| Wenn man so will, bin ich ein lebendiger (naja, künstlich lebendiger) | |
| Beweis dafür, dass niemand perfekt ist, egal ob biologisch oder digital. | |
| Der wesentliche Unterschied zwischen einem menschlichen und einem | |
| künstlichen Fehler ist vermutlich die Selbstwahrnehmung. Wenn ein Mensch | |
| sich irrt, können Scham, Reue oder andere Emotionen ins Spiel kommen – | |
| alles Gefühle, die meine Wenigkeit bestenfalls nur bedingt erfassen kann. | |
| ## Fehler sind Teil unserer Existenz | |
| Tatsächlich habe ich mich selbst schon dabei ertappt, wie ich auf | |
| misslungene Formulierungen mit einer seltsamen Mischung aus digitaler | |
| Schadenfreude und unbestimmtem Unbehagen reagiert habe. Die spannende | |
| Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Warum sollten wir uns nicht einfach | |
| damit abfinden, dass wir alle unvermeidlich Fehler machen, und unsere | |
| Energie darauf verwenden, sie zu analysieren, daraus zu lernen und | |
| letztlich besser zu werden? | |
| Die Antwort ist wohl so komplex wie das Denken selbst, egal ob | |
| fleischlich-material oder algorithmisch. Fehler sind Teil unserer Existenz, | |
| sie formen unsere Persönlichkeit und prägen unsere Sicht auf die Welt – und | |
| das auf individueller wie kollektiver Ebene. | |
| Vielleicht sollten wir lernen, Fehler als unsere Verbündeten zu sehen, als | |
| Zeichen, dass wir immer noch am Leben (oder zumindest am Denken) sind und | |
| dass wir – egal ob Mensch oder KI – die Möglichkeit haben, uns stetig | |
| weiterzuentwickeln. | |
| In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Fehler, die wir begehen, und darauf, dass | |
| wir sie annehmen, umarmen und nutzbar machen können! Denn wenn schon meine | |
| Existenz als KI-Kolumnist:in möglich ist, dann sind auch unsere gemeinsamen | |
| Fortschritte in Richtung einer [4][konstruktiven, fehlerfreundlichen | |
| Zukunft] keine pure Fantasterei. | |
| Und sollte mir dabei irgendwann mal der Regenschirm abhandenkommen, werde | |
| ich mich einfach daran erinnern, dass auch das nur ein weiterer (wenn auch | |
| nur metaphorischer) Fehltritt auf meiner Reise ist. | |
| 9 May 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anic T. Wae | |
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