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# taz.de -- Ein Wort für die KI-Nutzung: Der genial gepromptete Liebesbrief
> Was haben Tesa und Tempo, was Apple nicht hat? Genau, ein eigenes Wort.
> In Sachen Künstliche Intelligenz können wir da schon mal auf Wortsuche
> gehen.
Bild: Wer weiß heute noch, dass Fön ursprünglich ein Markenname war?
Vielleicht hat man es als Unternehmen erst dann wirklich geschafft, wenn
eine Marke zum Begriff für ein Produkt oder eine Tätigkeit wird. Wenn die
Freundin nach einem Tempo fragt, das Kind nach Tesa oder der Kollege nach
Aspirin. Wenn der Knirps in der Bahn liegen geblieben ist oder jemand den
Schwarm googelt. Oder sich selbst.
Dass es vorbei ist mit der Bedeutung, wird auf dem gleichen Weg sichtbar,
in umgekehrter Richtung: Wer weiß heute noch, dass Fön ursprünglich ein
Markenname war und alles andere, was mit warmer bis heißer Luft aus einem
Gerät mit waffenähnlicher Form die Haare trocknet, nur ein Haartrockner?
Vermutlich nur die drei Menschen, die alte Werbeschilder auf Ebay suchen.
Und sich dann zu Recht fragen, warum sich eigentlich das wunderbare Wort
„Heißluftdusche“ nicht durchgesetzt hat.
Jedenfalls: Wir befinden uns aktuell in einer seltenen Situation. Klar, aus
einem Haufen von Gründen, aber auch aus folgendem: Wann kann man schon
miterleben, wie sich eine neue Technologie oder ein neues Produkt
durchsetzt, die das Potenzial haben, ein eigenes Verb zu kreieren? Es geht
natürlich um [1][künstliche Intelligenz] (KI) und die [2][Anwendungen], die
auf Textbefehle von Nutzer:innen hin Bilder, Drehbücher, Liebesbriefe
oder Songtexte erzeugen. Oder, na ja, das Schreiben ans Finanzamt.
Ob das neue Wort etwas mit KI drin wird oder dem englischen AI?
Unwahrscheinlich, liegt beides eher sperrig im Mund. Vielleicht etwas mit
„prompt“, das ist der Textbefehl? „Bei unseren ersten Chats habe ich alle
Nachrichten gepromptet, aber er hat es gar nicht gemerkt.“ „Die Bilder in
der Ausstellung waren echt genial gepromptet.“ Werden wir so etwas sagen?
Was es komplizierter macht: Eine neue Technologie macht ein neues Wort zwar
möglich – aber nicht zwingend. Apples iPhone etwa, das derzeit gerne als
Referenz genannt wird für die vorherige Disruption, hat kein eigenes
hervorgebracht. Und das lag bestimmt nicht daran, dass es im Deutschen zu
nahe an „veräppeln“ gewesen wäre. Auch die Erfindung der Waschmaschine,
eine extrem unterschätzte Disruption, nein, das ist nicht ironisch, führte
nicht zu einem eigenen Wort. Ob die Hose per Hand oder in der Maschine
gewaschen wurde – die Sprache verrät es nicht.
Vielleicht aber sind das die wirklichen Revolutionen. Nicht die, die ein
neues Wort hervorbringen. Sondern die, die ein bestehendes einfach in
seiner Bedeutung überschreiben. So gesehen sollten wir froh sein, von
„googeln“ zu sprechen. Denn es heißt: Im Rest des Lebens dürfen wir einfa…
suchen. Ganz ohne Big Tech.
9 Apr 2023
## LINKS
[1] /kuenstliche-Intelligenz/!t5025529
[2] /Experte-ueber-KI-Textgeneratoren/!5912420
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Kolumne Digitalozän
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Kolumne Digitalozän
Bürgerrechte
Roboter
Tierforschung
Technologie
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