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# taz.de -- Klimakompromiss der Ampel-Koalition: Das lief alles sehr, sehr, seh…
> Die Ampelregierung hat einen Klimakompromiss gefunden, da muss man auch
> mal zufrieden sein. Und jetzt war auch noch King Charles zu Besuch,
> besser kann es nicht mehr werden.
Bild: „I am particularly fond of German Cheese“: König Charles und Steinme…
Wenn ich so aus meinem Homeoffice-Fenster schaue und sehe, wie der Fuhrpark
der usbekischen Botschaft nach dem Regen wieder trocken in der Sonne
chromglänzt, dann stelle ich zufrieden fest: Es war eine sehr, sehr, sehr
gute Woche. Gut, so würde ich das nie sagen, ich heiße ja nicht Olaf
Scholz, und außerdem gibt es immer was zu meckern, aber: Man muss auch mal
zufrieden sein.
Also: Es war ein [1][sehr, sehr, sehr guter Klima-Kompromiss], den unsere
Ampelregierung Anfang der Woche beschlossen hat. Es hätte ja wirklich
schlimmer kommen können! Meine Mutter hatte schon befürchtet, dass der
Habeck ihr die Ölheizung persönlich aus dem Keller reißt. Aber so kam es
nun ja nicht.
Mehr Autobahnbau und in Gottes Namen auch eine kleine Ausnahmegenehmigung
für [2][„E-Fuels“-Porsche-Fahrer], aber auch ein paar reparierte
Bahnschienen und, na gut, irgendwann muss dann auch mal Schluss sein mit
dem Öltank – aber alles schön langsam. Man darf die Leute ja nicht
überfordern, oder, im sozialdemokratischen Jargon: Man muss die Menschen
mitnehmen.
Erst mal können alle weiter fahren, tanken und heizen wie bisher, wenn sie
es sich leisten können. Und das ist ja auch sehr, sehr, sehr richtig so!
Laut einer Spiegel-Umfrage findet schließlich nur die Hälfte der Deutschen
Umweltschutz wichtig. Die andere Hälfte will ihre Ruhe, oder, wie sie dem
Meinungsforschungsinstitut zu Protokoll gegeben haben, weil das edler
klingt: interessiert sich eher für Wirtschafts- und Sozialpolitik.
## Der britische Monarch zu Besuch in Brandenburg
Im Land von Bert Brecht gilt eben immer noch: Erst kommt das Fressen, dann
die Moral. Dazu passte hervorragend, dass [3][der britische Monarch und
seine Gattin diese Woche bei ihrem Deutschlandbesuch] einen Brandenburger
Öko-Vorzeigehof besichtigten.
Die „da oben“ essen Bioziegenkäse, fachsimpeln über artgerechte Tierhaltu…
und fahren zum Vergnügen mit der Bahn durchs Land (es ging für Charles und
Camilla dann weiter nach Hamburg) – während das niedere Volk seine Wurst
beim Discounter kauft und am Wochenende mit dem geliehenen 5er-BMW durch
die City cruist. Geht ja nicht anders! Man muss sich ja auch mal
entspannen, ohne immerzu nachzudenken – und (grüne) Moral ist eh was für
Ziegenkäse essende Royals und andere Großkopferte.
Und überhaupt, wer will schon Ziegenkäse aus Brandenburg, wenn es im
Supermarkt den schönen Parmesan gibt, der, wie böse Zungen behaupten, gar
nicht in Italien erfunden wurde, sondern in Wisconsin. Auch meine liebsten
Schnell-schnell-Spinat-Ricotta-Tortellini nach „original italienischem
Rezept“ kommen, wie eine kurze Recherche ergibt, aus Luxemburg. Genauer
gesagt vom „Marktführer im Bereich Frische-Convenience in Deutschland,
Österreich und der Schweiz“.
## Von wem kommt die Carbonara?
Convenience, genau: Sollen sich doch die Italiener mit anstrengenden
kulinarischen Aneignungsdebatten herumschlagen, so von wegen: Wir verlangen
immerwährendes Copyright auf Parmigiano, Spaghetti Carbonara oder Pizza
Margherita. Ja, als ich noch wie eine Toskana-Grüne gedacht habe, hätte
mich das auch empört: Wie kann man sich nur Mozzarella aus Norddeutschland
auf die Pizza hauen oder Speckwürfel aus westfälischer Massentierhaltung in
die Carbonara! Aber ist das nicht eine Öko-Arroganz, die ich mir angesichts
der hohen Preise eh nicht mehr leisten kann? Also her mit den
globalisierten Convenience-Produkten, Hauptsache, es schmeckt!
Seit ich, inspiriert von der Ampel, meine inneren Sektorengrenzen gesprengt
habe, fühle ich mich richtig befreit. Warum nicht mal wieder eine schöne
Fernreise im Sommer, wir sind schließlich lang genug mit der Bahn durch
Europa gegurkt. Und wenn die Tochter wieder mit neuem Fast Fashion ankommt,
dann denke ich daran, dass sich ihr Vater schon lang keine neuen T-Shirts
mehr gekauft hat. Wenn alles mit allem verrechnet wird, bleibt es in der
Summe wie immer. Und weil ich so fleißig geschrieben habe, gönne ich mir
jetzt ein Tiramisu aus dem Glas- Made in Norddeutschland. Nimm das, Meloni!
1 Apr 2023
## LINKS
[1] /Olaf-Scholz-zu-Kritik-an-Klimaplaenen/!5925078
[2] /Wissing-blockiert-Aus-von-Verbrennern/!5918621
[3] /Koenig-Charles-in-Berlin/!5923768
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
Italien
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Kolumne Der rote Faden
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Ampel-Koalition
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